2. Rundbrief des Generaloberen, März-April 2007

Hundertster Todestag von P. Brisson

Im Jahr 2008 begehen wir Oblatinnen und Oblaten des heiligen Franz von Sales den hundertsten Todestag unseres Gründers. Schon dieses Ereignis für sich ist eine Einladung, uns in das Leben von P. Brisson zu vertiefen. Auf vielerlei Weise können wir auf unseren Gründer aufmerksam werden. Wir können versuchen, die Zeichen des Willens Gottes in seinem Leben so zu verstehen, wie er selbst dies tat und wie er versuchte, seinem Leben entsprechend dieser Zeichen eine Richtung zu geben. Wir können unseren Blick auch auf das Leben und die Werke unseres Gründers richten, um auf diese Weise besser unser Charisma als Oblaten und unsere Sendung in der Kirche sowie in der Welt von heute zu verstehen. Auf jeden Fall gibt es keinen besseren Anlass, unseren Blick auf diesen Menschen zu richten, den Gott als das große Werkzeug verwenden wollte, um unsere Ordensgemeinschaft ins Leben zu rufen. Ich möchte alle Provinzen und Regionen dazu einladen, bei ihrer Planung für das kommende Jahr eine Vertiefung in das Leben von P. Brisson vorzusehen. Klarerweise wird der Schwerpunkt dazu gemäß der Notwendigkeit, die Ihr in Eurer Provinz/Region feststellt, gelegt werden. Wie dem auch sei, es ist ein besonderer Zeitpunkt. Lassen wir diese Gelegenheit nicht ungenützt, um uns in unserer Berufung und Sendung als seine Söhne zu erneuern.

„Meine Augen haben gesehen“

Ich bin kein Spezialist für P. Brisson. Zudem hatte ich nicht viel Zeit, eine Reflexion vorzubereiten, die ich mit Euch teilen kann. Im Mai des vergangenen Jahres hat mich P. Sebastian Leitner eingeladen, die Exerzitien für die Mitbrüder der Asien-Mission im Mai dieses Jahres zu halten. Er bat darum, dass P. Brisson das Thema für diese Exerzitien sei. Obwohl sich meine Aufgabe seit August des vergangenen Jahres komplett verändert hat, habe ich mir vorgenommen, diese Exerzitien vorzubereiten und zu halten.

So habe ich in letzter Zeit wieder das Buch von P. Prosper Dufour (er war der 4. Generalobere von 1937 – 1949) über das Leben und die Werke unseres Gründers gelesen. Diese Schrift bildet die Grundfolge für die folgenden Überlegungen.

Als P. Brisson im Jahr 1900 sein diamantenes Priesterjubiläum feierte, verteilte er ein Bildchen als Andenken an dieses Fest. Auf der Rückseite befindet sich ein kleines Gebet: „Ich danke dir, mein Gott, weil du mich gerufen hast, dich zu kennen, zu lieben und zu dienen“. Weiter unten folgen die Worte des greisen Simeon: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.“ Das Wort „gesehen“ ist dabei fettgedruckt. Ich lege Wert darauf – sagte P. Brisson – auf diese Weise die Erscheinung, mit der mich Unser Herr begnadet hat, zu bezeugen. Dies war das entscheidende Ereignis meines Lebens … Es war diese Erscheinung, die mir den Auftrag gab, was ich tun musste“.

Uns Oblaten ist allen die Geschichte der Erscheinung Unseres Herrn vor unserem Gründer sehr vertraut. Sie wurde aufgeschrieben und immer wieder verschiedentlich reflektiert. Wir wissen, dass aufgrund dieser Erfahrung vom 24. Februar 1845 unser Gründer sich dem Willen Gottes, der sich schon zuvor mehrere Male und auf verschiedene Weise gezeigt hatte, beugte. Wenn P. Brisson selbst nun fünfundfünfzig Jahre später bestätigt, dass dies „das entscheidende Ereignis meines Lebens“ war, so besteht kein Zweifel mehr über den Entscheidungscharakter jener Erfahrung.

Als ich vor einigen Jahren an einem Treffen (veranstaltet von der Konferenz für Ordensleute in Südbrasilien) zum Thema „Geistliche Begleitung“ teilnahm, ließ uns ein Ordensbruder an seinem persönlichen Gebetsleben Anteil nehmen. Jeden Abend, so sagte er, lege er nach den Worten „Denn meine Augen haben das Heil gesehen“ eine Pause ein, um seine Gewissenserforschung über den vergangenen Tag zu machen. Dann frage er sich, wo und wann er das Heil Gottes an diesem zu Ende gehenden Tag „gesehen“ habe.

Damals im Alter von 28 Jahren hat der junge P. Brisson im Heimsuchungskloster nicht nur mit seinen Augen den Erlöser gesehen. Bei diesem Moment haben sein Herz und sein Geist Gott und die Offenbarung Seines heiligen Willens gesehen. Ja noch mehr: Die Geschichte seines Lebens zeigt uns, dass sich P. Brisson innerlich zu einer Dynamik erzog, die ihn dazu führte, ständig für die Gegenwart des Erlösers in seinem Leben und in den Geschehnissen seiner Umgebung aufmerksam zu sein. Sein inneres Leben einer Vereinigung mit Gott brachte ihn dazu, stets die Gegenwart Gottes zu sehen und zu lesen. Ein Beispiel dafür tritt uns vor Augen, wenn P. Brisson über eine seiner interessanten Arbeiten, die aus seiner Vorliebe für Physik resultiert, nachdenkt: nämlich über die Uhr, die er selbst konstruiert hat. Mit Blick auf diese Uhr gestand er den Oblatinnen: „Ich arbeite gerne an dieser Uhr; diese Arbeit entspannt mich, denn darin begegne ich Gott. Wenn ich so beschäftigt bin, sage ich dem Erlöser, dass alle Minuten meines Lebens Ihm gehören und dass ich für Ihn so viele Taten der Liebe vollbringe wie Pendelschläge dieser Uhr.“ Und er fügt hinzu: „Ich bitte Gott, dass diese Uhr Euch ein Gefühl für die Anwesenheit Gottes, die Gabe des Gebets, die Treue und die genaue Erfüllung der Absichten Gottes geben möge.“

An dieser Begebenheit sehen wir, dass sich unser Gründer als authentischer Sohn des heiligen Franz von Sales erweist. Wir wissen, dass ein Leben ununterbrochener Vereinigung mit Gott ein zentraler Punkt unserer Spiritualität ist. Es ist immer gut, darauf zurückzukommen und uns in einer ehrlichen und konkreten Weise zu fragen, wie unsere Praxis in diesem wesentlichen Punkt unseres Lebens als Oblaten ausschaut.

Wenn man diese Erwägungen, die unser Gründer während der Konstruktion der berühmten Uhr macht, liest, so sind auch wir dazu aufgefordert, über die wunderbaren Dinge nachzudenken, die heute von Menschenhand geschaffen werden. Ich denke da zum Beispiel an die wundervolle Erfindung des Computers und des Internet. Wie viele Stunden am Tag oder in der Woche gebrauchen viele von uns diese wunderbaren technologischen Errungenschaften? Sind wir fähig, über diese Dinge zu staunen? Können wir wie P. Brisson sagen: „Je vollkommener ein Werk ist, um so ähnlicher ist es dem, was Gott geschaffen hat?“ Kann der Kontakt mit diesen technischen Wunderwerken uns zu Gott hinführen wie im Fall von P. Brisson: „Müssen wir, wenn wir die Uhr hören, an Gott denken, der so groß, so mächtig und so unendlich ist?“

Eine solche Dynamik inneren Lebens der Vereinigung mit Gott machte aus unserem Gründer eine markante Persönlichkeit, die durch ihre spontane und freundliche Art der Begrüßung die Herzen der Menschen anzog. Wer P. Brisson begegnete, hatte den Eindruck, vor einem Mann Gottes zu stehen, der in seinem Handeln kontinuierlich aus der Tiefe seines inneren Lebens schöpfte. Sein Äußeres war freundlich, verbarg aber einen entschiedenen Willen. Ein solcher Wille war in der Tat notwendig für jemand, auf dessen Schultern eine große Verantwortung lastete und der vor die Herausforderung gestellt war, Initiativen zu ergreifen, die Kühnheit und Entschlossenheit verlangen.

Die Feier des hundertsten Todestages von P. Brisson möge uns anspornen, uns immer mehr mit jener Art und Weise zu identifizieren, wie er seine Weihe an Gott besonders im Dienst für die Ärmsten vorgelebt hat.

Neue Postulatorin - gegenwärtiger Stand des Seligsprechungsprozesses von P. Brisson

In meinem letzten Rundbrief habe ich erwähnt, dass aufgrund des vorgeschrittenen Alters und der Krankheit von P. Emilio Testa ein neuer Postulator für den Seligsprechungsprozess unseres Gründers P. Brisson ernannt werden muss. Wie Ihr wisst, ist P. Testa am 8. November des vergangenen Jahres zu Gott heimgekehrt. Im Namen unserer gesamten Kongregation spreche ich an dieser Stelle meinen ganz aufrichtigen Dank der Italienischen Provinz aus, die diesen Mitbruder freigestellt hat, um für so viele Jahre die Causa unseres Gründers bei der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse voranzutreiben. P. Testa war auch der Postulator der jetzt schon heilig gesprochenen Leonie Aviat. Ihre Heiligsprechung im Jahre 2001 bedeutete eine Krönung der jahrelangen hingabevollen Arbeit von P. Testa. Unser guter Gott schenke ihm nun die Freude ewigen Lebens.

Es waren die Oblatinnen, die die Causa unseres Gründers bei der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse eingereicht haben. Aus diesem Grund musste nun auch die Generaloberin Mutter Françoise Bernadette Beuzelin einen neuen Postulator präsentieren, der P. Testa in dessen Funktion als Postulator ersetzen würde. Die Generaloberin hat Schwester Madeleine-Thérèse, eine Oblatin des heiligen Franz von Sales, als neue Postulatorin vorgeschlagen. Vor einigen Tagen wurde Schwester Madeleine-Thérèse in dieser Funktion von der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse offiziell ernannt. Denken wir in unseren Gebeten an sie und ihre Dienste.

Unser Mitbruder P. Thomas Dailey wird die Arbeit der Postulatorin aus der Nähe begleiten und ihr, falls notwendig, hilfreich zur Seite stehen. P. Dailey kann uns somit über den Fortgang des Prozesses unseres Gründers auf dem Laufenden halten.

Ein Wort zur gegenwärtigen Lage des Seligsprechungsprozesses von P. Brisson: Viele von Euch werden sich noch daran erinnern, dass bei einer Sitzung der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Jahr 2005 sieben Theologen mit „Ja“ gestimmt haben, und zwei „enthielten“ sich der Stimme. Auf die Zweifel und Fragen seitens der Theologen haben P. Testa und P. Beaudoin (Relator) geantwortet. Es besteht die Aussicht, dass es bald zu einem Treffen der Mitglieder (Kardinäle und Bischöfe) dieser Kongregation kommen wird und dass bei diesem Treffen eine Stellungnahme zur Causa unseres Gründers abgegeben wird. Fällt die Stellungnahme positiv aus, dann würde der Präfekt dieser Kongregation die Causa dem Heiligen Vater vorlegen, der dann das „Dekret über den heroischen Grad der Tugenden“ ausstellen könnte. In diesem Fall würde P. Brisson als „verehrungswürdig“ (venerabilis) erklärt. Ein folgender Schritt wäre dann, die notwendige Dokumentation eines Wunders, das auf die Fürsprache von P. Louis Brisson geschehen ist, vorzulegen.

Angesichts dieser gegenwärtigen Situation der Causa des Seligsprechungsprozesses unseres Gründers und mit Blick auf das kommende Gedenkjahr (100. Todestag) erneuere ich meine Einladung, beharrlich folgendes Gebet zu sprechen:

GEBET UM DIE SELIGSPRECHUNG VON PATER BRISSON OSFS

„Herr, sei den Ordensfamilien der Oblatinnen und Oblaten des heiligen Franz von Sales nahe und beschütze sie allezeit. Durch das Werk deines Dieners Alois Brisson hat deine allmächtige Hand diesen Weinstock gepflanzt. Lasse diese deine Familien zur Ehre deines Namens in Liebe wachsen. Der unermüdliche Eifer ihres Gründers für das Evangelium und sein heroischer Mut in der Prüfung möge Anerkennung finden und der Kirche zur Freude gereichen. Amen.“ 

Treffen der Höheren Oberen und der Verantwortlichen für die Ausbildung

Inzwischen haben sicherlich alle Höheren Oberen bereits den Brief von P. Sebastian Leitner mit Informationen über das Treffen der Höheren Oberen und der Ausbildungsverantwortlichen erhalten. Ich habe P. Leitner gebeten, mit P. Thomas Dailey (DeSales University, USA) Kontakt aufzunehmen, um die Einzelheiten dieses Treffens zu planen. In seinem Brief gibt P. Sebastian diverse Informationen über das Treffen und zeigt auch auf, wie man sich darauf vorbereiten soll. Wir bitten um drei schriftliche Berichte, die bis spätestens 1. Mai an P. Sebastian geschickt werden sollen. Ein Bericht soll von den Provinzial-/Regionaloberen verfasst werden, ein weiterer von den Ausbildungsleitern und ein dritter Bericht von den Auszubildenden.

Wenn wir zu diesem Treffen die Ausbildungsverantwortlichen einladen, so folgen wir damit einem Beschluss des letzten Generalkapitels. Es wurde damals vereinbart, dass der Generalrat ein Treffen für jene Mitbrüder organisieren soll, die die Aufgabe der Ausbildung von Oblaten übernommen haben. „Bei diesem Treffen werden sie die Elemente ihrer Ausbildungsprogramme untereinander austauschen, gemeinsame Richtlinien für die Ausbildung in der Spiritualität der Oblaten erstellen und formulieren und über weitere Treffen entscheiden.“ Mit diesem Treffen Ende Juli/Anfang August wollen wir den ersten Schritt tun, diesen Beschluss des Generalkapitels zu verwirklichen.

Der Generalrat hat mich bestärkt, meinen Vorgänger P. Lewis Fiorelli einzuladen, diesen Prozess, den wir mit den Ausbildungsleitern der Kongregation beginnen, zu koordinieren. Ziel dieses Prozesses ist es, gemeinsame Leitlinien für die Ausbildung in unserer Spiritualität zu formulieren. P. Fiorellis Leitungsstil und seine Kapazität im Bereich der salesianischen Spiritualität sind in der gesamten Kongregation sehr gut bekannt. Daher weiß ich, dass diese Arbeit in guten Händen liegt! Von Herzen danke ich P. Fiorelli für die herausfordernde Bereitschaft, unserer Kongregation in einem Bereich zu dienen, der für uns von höchster Priorität ist: die Ausbildung der zukünftigen Oblaten.

Das Treffen wird aus zwei Teilen bestehen. Vom 25. - 28. Juli findet die Begegnung der Höheren Oberen mit den Ausbildungsleitern statt; vom 29. Juli - 2. August wird es eine Konferenz über das Ordensleben der Oblaten geben, bei der wir besonders auf die Erziehung und die Ausbildung blicken. Wir laden jeden Höheren Obern ein, bis zu zwei Ausbildungsverantwortliche zu diesem Treffen mitzunehmen.

Generalat

Während der letzten zwölf Jahre hat P. Francis Blood (Wilmington-Philadelphia-Provinz) im Generalatshaus in Rom gelebt. In einem verantwortungsvollen Geist hat er sich in all diesen Jahren um das Haus gekümmert, besonders auch um die Betreuung der Gäste (Oblaten, Verwandte von Mitbrüdern und andere Personen, die dort übernachtet haben).

Nach der Ankunft von Diakon Marcos Siefermann, der im Generalatshaus wohnen wird, ist P. Blood vor ein paar Tagen in seine Heimatprovinz zurückgekehrt.

Es ist mehr als gerecht, wenn ich in unser aller Namen P. Blood für diesen jahrelangen Dienst, den er für die Kongregation erbracht hat, danke. Gott weiß um all seine Dienste, die er für so viele Menschen in vielfacher Form alle diese Jahre geleistet hat. Unser Guter Gott möge ihn begleiten und segnen!

Diakon Marcos danke ich für die Bereitschaft und Verfügbarkeit, den Dienst im Generalatshaus zu übernehmen. Der Südamerikanischen Provinz danke ich für dieses zusätzliche Zeichen an Verständnis und Güte, einen weiteren Mitbruder für eine Kongregationsaufgabe außerhalb der Provinz freizustellen.

Chablais-Misisonsfonds: Neue Etappe

Das letzte Generalkapitel hat eine neue Struktur für die Arbeit des Chablais-Missionsfonds gebilligt. Es wurden zwei Kommissionen gebildet: 1. eine Kommission für die Beschaffung von Finanzmitteln und Verwaltung des Fonds, 2. eine weitere Kommission, die mit der Verteilung der Finanzmittel des Fonds beauftragt ist. Mehrere Mitbrüder arbeiten in diesen beiden Kommissionen mit. Zur ersten Kommission gehören P. Joseph Morrissey (Präsident), P. Josef Költringer, P. Konrad Eßer und P. Robert Mancini. Die Mitglieder der zweiten Kommission sind: P. Josef Költringer (Präsident), P. Josef Lienhard, P. Joseph Ovis, und P. James Cryan.

Beide Kommissionen erstellen Leitlinien und Kriterien, um so eine Orientierungshilfe und einen Maßstab für die Bewertung der Arbeit zu haben.

Vor kurzem wurde eine eigene „Entität“ (juristische Person) gegründet, um rechtlich die Tätigkeit des Chablais-Missionsfonds abzusichern. Der Generalrat hat die Errichtung dieser juristischen Person inklusive verschiedener Zusätze, die die Stabilität und die Glaubwürdigkeit des Fonds garantieren sollen, gebilligt. Rechtlich handelt es sich um eine Organisation mit caritativen und edukativen Zielen. Es handelt sich nicht um eine Organisation zur Erzielung von Gewinnen.

Ich weiß, dass die erwähnten Mitbrüder, die in diesen beiden Kommissionen arbeiten, sich ernsthaft darum bemühen, ihre Fähigkeiten in bester Weise in den Dienst der ganzen Kongregation zu stellen. Neben den genannten Mitbrüdern arbeitet auch P. James O’Neill für diesen Fonds, indem er sich um die Tagesgeschäfte kümmert und so ein gutes und beständiges Funktionieren des Chablais-Missionsfonds ermöglicht. Alle diese Oblaten verdienen unseren besten und ganz aufrichtigen Dank. Das größte Motiv für alle diese Mühe besteht darin, in konkreter Weise und entsprechend unserer Möglichkeiten denjenigen Regionen und Missionsgebieten der Kongregation zu helfen, die eine finanzielle Unterstützung für die Mitbrüder selbst, für die Ausbildung oder für Projekte, die den Ärmsten helfen, brauchen. Gott segne alle eure Anstrengungen!

Ich weiß, dass verschiedene Provinzen/Regionen wie auch Oblatengemeinschaften und einzelne Oblaten ihren Beitrag – entsprechend der jeweiligen Möglichkeiten- für den Chablaisfond leisten. Ich bin dankbar für jede Geste an Großzügigkeit. Daher ist es wichtig, dass wir in dieser gemeinsamen Anstrengung weitermachen, denn wir helfen damit Mitbrüdern, die tatsächlich auf unsere Solidarität angewiesen sind, sei es innerhalb unserer Gemeinschaften oder mit Blick auf Projekte, die den Ärmsten zugute kommen.

Hundertjahrfeier - Neue Provinz - Neue Leitung

Anfang Februar 2007 fanden in der neuen Südamerikanischen Provinz Feierlichkeiten und bedeutsame Ereignisse statt. Am 3. Februar wurde in Palmeira das Missões die feierliche Umwandlung der „Region“ in eine „Provinz“ vollzogen. Bei diesem Ereignis waren verschiedene Vertreter der gesamten Kongregation aus aller Welt angereist. Es war mehr als gerecht, derjenigen Provinzen zu gedenken, die - in den vergangenen einhundert Jahren unserer Präsenz im Süden Brasiliens - Mitbrüder als Missionare dorthin entsandt hatten, und diese Provinzen an dem Ereignis teilhaben zu lassen. Um diese Hundertjahrfeier sichtbar zu markieren, unternahmen wir eine sechstägige Busreise und besuchten die Orte in jener Region, wo wir als Oblaten gewirkt haben oder noch immer tätig sind. Jene Tage waren von einem Klima des Gebetes und der Danksagung geprägt. Es fehlte nicht an liebevoller Gastfreundschaft seitens der Bevölkerung jener Orte, die wir bereisten. Wir haben an Gottesdiensten teilgenommen, die von Kreativität, Freude und Begeisterung geprägt waren und bei denen viele symbolträchtige Gegenstände verwendet wurden. Wir haben uns alle am Ende dieser Woche, die mit der Feier der Diakonenweihe zweier Mitbrüder der neuen Provinz abgeschlossen wurde, erneuert gefühlt.

Ein weiterer Höhepunkt war die Wahl der neuen Provinzleitung. P. Miguel Moore wurde als Provinzoberer gewählt. Er hat damit die Aufgabe, die Mitglieder der neuen Provinz in den nächsten Jahren zu koordinieren und zu beraten. Ich möchte P. Miguel und allen jenen, die im Leitungsdienst der Kongregation stehen, daran erinnern, was unsere Konstitutionen in Artikel 232 sagen: „Grundlegende Mittel für eine gute Leitung sind die Liebe und die Ehrfurcht vor den Mitbrüdern, ein tiefer Geist des Glaubens und der Demut, der Sinn für die persönliche Verantwortung, ein guter Überblick und die Offenheit für die Bedürfnisse der Zeit, Entscheidungsfähigkeit, ein gutes Urteil, eine sehr große Geduld und die Bereitschaft, mit anderen in Beziehung zu treten.“. Gott sei Licht und Kraft für Dich, P. Miguel! Der salesianische Geist und die göttliche Gnade mögen alle Mitglieder des Provinzialrates, die für den Dienst an den Mitbrüdern der neuen Provinz gewählt wurden, leiten.

Ein anderes denkwürdiges Ereignis der neuen Provinz war die Feier der ersten Profess von zehn Novizen am 23. Februar: sechs Haitianer, zwei Ecuadorianer, ein Kolumbianer und ein Brasilianer. Bei dieser Gelegenheit habe ich daran erinnert, dass wir uns am Vorabend des Jahrestages (24. Februar 1845) der Erscheinung Unseres Herrn vor P. Brisson befanden. Wir wissen um die Bedeutung dieses Ereignisses im Leben unseres Gründers. Es war dies der Beweis, den er nötig hatte, um sich vom Willen Gottes, der durch den Mund der Guten Mutter so oft ausgesprochen wurde, zu überzeugen. Jenes Ereignis ließ seine Zweifel verschwinden und bedeutete einen klaren Ausdruck des göttlichen Willens für sein Leben und für die Gründung der neuen Kongregation. Ich sagte bei der Feier an jenem 23. Februar, dass ich in der Entscheidung dieser zehn Jugendlichen, in unsere Kongregation einzutreten, ein Zeichen göttlicher Bestätigung für unsere Präsenz und Sendung als Oblaten in der Welt von heute sehe. Ja, Gott will uns als lebendige und aktive Oblaten! Ja, unser lebendiges Charisma geht weiter und hat seinen einzigartigen Platz in der Kirche und Welt von heute.

Französische Provinz

Im November begleitete mich P. Sebastian Leitner bei der kanonischen Visitation der Französischen Provinz. Wir begannen mit einem Besuch bei der Missionsstation in Parakou (Benin). Es war erfreulich, sowohl den entschiedenen Einsatz unserer Mitbrüder für die Armen als auch die Wertschätzung von Seiten der dortigen Bevölkerung unseren Mitbrüdern gegenüber zu sehen. In meinem Brief, den ich den Mitbrüdern der Provinz am Ende der Visitation schrieb, betonte ich, dass sich die Mission in Benin in einer Übergangsphase befindet. Mit der jetzigen Präsenz von vier jungen Oblatenpatres, die gebürtige Beniner sind, ist der Anfang einer neuen Etappe unserer Präsenz in einem Land gemacht, das eine echte Missionsregion darstellt. Es handelt sich hier um die ersten Früchte jenes Samens, der mit soviel Mut von unseren Mitbrüdern aus Frankreich, die neue Wege in Benin erschlossen, ausgestreut wurde. Damit eröffnen sich neue Horizonte. Ich habe den Vorschlag gemacht, ein Dokument auszuarbeiten, welches als Leitfaden - mit Blick auf unsere Präsenz und Sendung in Benin – die nächsten Schritte in der Zukunft in jener Region regeln soll.

In Frankreich war es eine bereichernde Erfahrung, die Anstrengung der Mitbrüder in den alltäglichen Diensten zu sehen, sei es direkt in der Erziehung oder in anderen Formen des Apostolates. Die Tatsache, dass es mehrere ältere Mitbrüder gibt, fordert alle heraus, Taten der Solidarität und brüderlichen Hilfestellung zu setzen. Das Fehlen neuer Berufungen ist sicher eine der größten Schwierigkeiten. Ich habe den Vorschlag gemacht, dass die Provinz ein Programm für die ständige salesianische Weiterbildung der Oblaten haben soll. Täglich das Geschenk der Berufung, die uns umsonst gegeben wurde, zu kultivieren, ist eine unserer Pflichten gegenüber Gott. Und es ist gut, wenn sich die Mitbrüder in einer Provinz oder Region wechselseitig in dieser Pflege unterstützen.

Am Fest des heiligen Franz von Sales übernahm P. Michel Tournade seine dritte Amtszeit als Provinzialoberer. Ich wünsche Dir, P. Tournade, dass - im Land unseres Ursprungs - der salesianische Geist Dein Leben und Deinen Dienst für die Mitbrüder in der Provinz präge. Gottes Segen für Dich, für die Mitglieder des Provinzialrates und für jeden Mitbruder in der Provinz!

Gemeinschaft der Oblaten in der Schweiz

Vor einigen Wochen erhielt ich eine Nachricht, die mein Herz erfreute. P. Franz Aregger teilte mir mit, dass die Mitbrüder der Schweizer Kommunität damit einverstanden sind, einen Dialog mit dem Provinzial und dem Provinzialrat der Österreichisch-Süddeutschen Provinz aufzunehmen hinsichtlich einer Eingliederung in diese Provinz. Klarerweise ist dafür noch ein langer Weg zurückzulegen, aber eine solche offene Einstellung am Beginn dieses Dialogs ist höchst lobenswert. Es soll ein Dialog begonnnen werden mit dem Ziel, die Konsequenzen für beide Seiten zu klären, falls eine solche Eingliederung genehmigt wird. Ich spreche hier den Mitbrüdern der Schweiz meinen Dank aus. Ich lade alle ein, dafür zu beten, dass das göttliche Licht diesen Prozess, der jetzt in die Wege geleitet wird, erleuchte.

Ich nütze die Gelegenheit daran zu erinnern, dass unser Haus in Düdingen eine unvergleichbare Möglichkeit bietet, im wenige Minuten entfernten Fribourg zu studieren. Dort befindet sich ein großes Universitätszentrum, an dem höheren Studien in bis zu drei verschiedenen Sprachen (Deutsch, Französisch und Englisch) absolviert werden können. Wenn daher Provinzen/Regionen in ihrer Planung die Möglichkeit vorsehen, Mitbrüder zu einem Spezialstudium in irgendeinem Bereich auszusenden, um so der Kongregation und der Kirche zu dienen, dann erinnere ich daran, dass wir diese einzigartige und privilegierte Möglichkeit zu unserer Verfügung haben.

Pfarrei Saint Charles – Monaco

Wie Ihr wisst, ist unser Dienst in der Pfarrei Saint Charles in Monaco dem Generalat unterstellt; die Präsenz an Mitbrüdern dort hängt jedoch von der Großzügigkeit der Provinzen und Regionen ab. In den letzten Jahren waren in Monaco zwei dynamische und sehr junge Mitbrüder tätig: P. Valdir Formentini und P. Carlo Adams.

Die neue Provinzleitung der Südamerikanischen Provinz hat darum gebeten, dass P. Valdir in die Provinz zurückkehre; gleichzeitig ist P. Guilherme M. van Rooden für den Dienst in unserer Pfarrei in Monaco freigestellt worden. P. Guilherme hat vor mehr als vierzig Jahren seine Heimat Holland verlassen, um in Brasilien sowohl in der Ausbildung als auch in der Pfarrseelsorge zu wirken. Nun sieht er sich vor die Herausforderung einer neuen Aufgabe gestellt. Von ganzem Herzen danke ich für die Großzügigkeit der Südamerikanischen Provinz, den Dienst in dieser Pfarrei fortzuführen. Dass göttliche Licht und die göttliche Kraft mögen P. Guilherme bei seiner Aufgabe in Monaco niemals fehlen.

Unsere Mission in Asien

Wir alle wissen darum, was unsere Präsenz und Sendung in Asien für die ganze Kongregation bedeuten. Unsere dortige Sendung steht nicht für die große Hoffnung auf Berufungen heute, sondern es geht auch um unsere Präsenz als Oblaten bei der Evangelisierung dieses Kontinents. Es ist höchst erfreulich, dass es inzwischen schon zehn indische Mitbrüder gibt, die zu Priestern geweiht worden sind. Das ermutigt uns, mit Mut und Kraft die Herausforderungen, die sich uns stellen, anzunehmen und immer von neuem Ihm zu vertrauen, der die Quelle von allem Licht und jeder Kraft ist.

Erst kürzlich wurde am 31. März Chandra Sekhar Pinapati in Samarpanaram zum Diakon geweiht.

Der Generalrat hat vor kurzem der Bitte entsprochen, ein Grundstück in Eluru/Andhra Pradesh zu kaufen, um dort das Noviziatshaus zu errichten. Dieser Kauf ist aufgrund einer großzügigen finanziellen Unterstützung durch die Schweizer Mitbrüder möglich geworden, wofür wir äußerst dankbar sind. Zum Bau des Noviziatshauses haben wir ungefähr zwei Jahre Zeit, zumal die nächste Gruppe von Novizen im Jahr 2009 beginnen wird. Diese zeitliche Regelung entspricht einer Änderung im Ausbildungsprogramm. Die geographische Lage des Noviziates stellt eine Möglichkeit dar, unseren Wirkungsbereich auf eine für uns neue Gegend Indiens auszudehnen.

Im kommenden Monat Mai werde ich unsere Mission auf den Philippinen und in Indien besuchen. Bei dieser Gelegenheit werde ich für die Mitbrüder in Asien die Exerzitien halten.

Terminkalender

Wie ich schon erwähnt habe, werde ich im Mai unsere Mission in Asien besuchen. Ich beginne mit einem Besuch auf den Philippinen. Danach reise ich nach Indien, um mich mit den dortigen Mitbrüdern und Auszubildenden zu treffen.

Im Juni werde ich zusammen mit meinem Assistenten P. Konrad Eßer an der Versammlung der Oblaten der beiden Provinzen in den Vereinigten Staaten teilnehmen und die kanonische Visitation in der Toledo-Detroit-Provinz beginnen. Anschließend finden, wie schon erwähnt, das Treffen der Höheren Oberen und die Konferenz mit den Ausbildungsleitern statt. Später, im Oktober und im November, werden wir in die Vereinigten Staaten zurückkehren, um die kanonische Visitation der Toledo-Detroit-Provinz abzuschließen und die kanonische Visitation der Wilmington–Philadelphia-Provinz durchzuführen.
Ich danke Euch allen für Eure wertvollen Gebete, die uns bei diesen Besuchen begleiten.

Nehmen wir an der Auferstehung Unseres Herrn teil!

Ich beende diesen Brief am Anfang der Karwoche, unmittelbar vor der Feier der zentralen Ereignisse unseres Glaubens: Einsetzung der Eucharistie, Leiden und Sterben Jesu Christi und sein triumphaler Sieg über den Tod und alle Kräfte des Bösen.

In seiner Osterbotschaft an die Oblaten vom 26. März 1890 bittet P. Brisson, dass wir nicht nur die Auferstehung Christi feiern, sondern dass jeder einzelne an der Auferstehung Unseres Herrn „teilnimmt“. Dies bedeutet, dass es in uns einen Übergang vom Tod zum Leben geben muss. Das neue Leben resultiert aus einer fruchtbaren Teilnahme an der Feier von Ostern. P. Brisson fügt hinzu: „Jeder möge das Grab, das materielle Leben, die Hindernisse“, und alles, „was uns daran hindert, uns frei auf Gott hin auszurichten, verlassen.“

Ich wünsche einem jedem von euch, dass diese für uns so besonderen Tage in uns die Freude über unsere Berufung als Oblaten erneuern möge. Wir sind berufen, ein Bild für den über die Erde wandelnden Erlöser und, gestärkt durch die Feier von Ostern, lebendige Zeugen für den Auferstandenen zu sein.

Frohe und gesegnete Ostern!

P. Aldino José Kiesel osfs
Generaloberer