Es lebe Jesus!

 

24. Rundbrief des Generaloberen – April/Mai 2005

Lewis S. Fiorelli, OSFS

 

Der Tod von Papst Johannes Paul II.

  Als ich mit dieser 24. Ausgabe des Rundbriefes begonnen habe, kamen Medienberichte, dass sich der Gesundheitszustand von Papst Johannes Paul II. ernsthaft verschlechterte. Nach einigen Tagen war der Hl. Vater tot. Während ich nun den Schluss dieses Briefes schreibe, hat sein Begräbnis noch nicht stattgefunden, aber wenn ihr diesen Brief zu lesen bekommt, wird es schon einen neuen Papst geben. So setzt sich der Kreislauf fort - ein Kreislauf, der mit dem hl. Petrus begonnen hat und der erst mit der endgültigen Wiederkunft Christi in Seiner Herrlichkeit enden wird.

  Bis zu diesem Zeitpunkt werdet ihr über Papst Johannes Paul II., seine Persönlichkeit und sein Vermächtnis viel gehört, gesehen und gelesen haben. Ich möchte ihn in diesem Brief mit ein paar Gedanken über das Thema, das er der Kirche zu diesem Jahr gegeben hatte, das Thema der hl. Eucharistie, ehren und damit seiner gedenken. Weil ihr diesen Brief voraussichtlich im Marienmonat Mai lesen werdet, möchte ich auch seine eigenen Gedanken über die Eucharistie und Maria mit euch teilen.[1]

 

  Maria und das Jahr der Eucharistie

  Papst Johannes Paul war ein großer Denker. Sein Geist war reich und feinsinnig. Aber er war auch ein Mann tiefen Gebetes, und es war sein Gebet, das ihn durch die vielen Jahre seines langen und ereignisreichen Lebens getragen und geistig genährt hat. Sein Beispiel, seine Worte und vielen Schriften zeigen, dass es zwei grundlegende Säulen gegeben hat, die das geistliche Leben dieses heiligmäßigen Mannes gestützt und ihn in seinen vielen Leiden getragen haben. Diese beiden Säulen waren seine priesterliche Verehrung der hl. Eucharistie und seine kindliche Hingabe an Maria, die Mutter des Herrn. Noch vor zwei Jahren, im April 2003, veröffentliche Johannes Paul II. eine Enzyklika über die Eucharistie mit dem Titel "Ecclesia de Eucharistia", "Kirche aus der Eucharistie". Am Schluss dieser Enzyklika widmet er ein ganzes Kapitel dem Thema von Maria und Eucharistie unter dem Titel "In der Schule Marias, der Frau der Eucharistie". Ich möchte mit euch darüber nachdenken, was er in diesem Kapitel schreibt. Sein Gedankenreichtum ergänzt, worüber die Worte der Schrift oft schweigen, wie Maria gedacht oder gefühlt hat, besonders in der Erfahrung des "Brotbrechens" während der Zeit zwischen der Himmelfahrt Christi und ihres eigenen heiligen Sterbens. Die Gedanken des Hl. Vaters führen uns in unbefahrene Meere und liefern uns oft neue und erfrischende Einsichten in das Thema von Maria und Eucharistie.

  Für den Hl. Vater ist Maria zuerst und vor allem die Mutter der Kirche. Deshalb können wir, "wenn wir den tiefen Zusammenhang zwischen der Kirche und der Eucharistie in all seinem Reichtum neu erfassen wollen, Maria nicht übergehen."

  Er gesteht bereitwillig ein, dass die Evangelien zu diesen Fragen weitgehend schweigen. Auch die Berichte von der Einsetzung der hl. Eucharistie beim Letzten Abendmahl erwähnen Maria nicht. Dennoch muss Maria bei den Eucharistiefeiern der ersten Christengenerationen, die nach der Apostelgeschichte am "Brechen des Brotes" festhielten (Apg 2,42), sicher dabei gewesen sein. Deshalb muss sie oft gemeinsam mit den ersten Christen das eucharistische Mahl empfangen haben.

  Was müssen ihre Gedanken gewesen sein, als sie Petrus, Johannes, Jakobus oder einen von den anderen Aposteln die Worte Jesu sprechen hörte, die er beim Letzten Abendmahl gesprochen hatte: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird; das ist mein Blut, das für euch vergossen wird." Als seine Mutter hatte sie Jesus seinen Leib gegeben. Es war ihr Blut, das in seinen Adern floss. Dieser Leib ist für das Heil der Welt ans Kreuz geschlagen worden, und dieses Blut ist zur Erlösung der Welt geflossen. Nun empfängt Maria diesen Leib und dieses Blut bei der Teilnahme am Brechen des Brotes und am Trinken aus dem Kelch. Wenn wir schon in Ehrfrucht und Staunen den Leib und das Blut unseres gekreuzigten und auferstandenen Herrn empfangen, was muss erst Maria beim Empfang ihres eucharistischen Sohnes und Herrn empfunden haben? Sicher ist der Respekt und die Verehrung dieser heiligen Mutter ein geeignetes Vorbild für uns, wenn wir dasselbe heilige Brot empfangen und aus demselben erlösenden Kelch trinken!

  Der Hl. Vater sagt uns, dass wir, wie er es nennt, ein indirektes Bild der Beziehung Marias zur Eucharistie gewinnen können, wenn wir ihre innere Haltung studieren. Denn er ist überzeugt, dass Maria ihr ganzes Leben hindurch eine "Frau der Eucharistie" war, lange bevor diese beim Letzten Abendmahl eingesetzt worden ist. Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Elemente dieses indirekten Bildes von der Beziehung Marias zur Eucharistie.

  Die Eucharistie ist zuerst und vor allem anderen ein Mysterium fidei, ein Geheimnis des Glaubens! Nur die Augen des Glaubens können über das Brot hinaus auf den Leib Christi und über den Wein hinaus auf das Blut Christi schauen. Wir glauben, weil Jesus sagte "Das ist mein Leib, das ist mein Blut". Maria ist unser Vorbild in solch einem Glauben an Gottes Wort. Der Hl. Vater sagt: "Wenn die Eucharistie ein Geheimnis des Glaubens ist, das unser Verstehen so weit übersteigt, dass es eine rückhaltlose Auslieferung an das Wort Gottes verlangt, dann kann niemand so sehr wie Maria uns dabei helfen und führen, um diese Haltung zu erlangen." ... Mit derselben mütterlichen Sorge, die sie bei der Hochzeit von Kana zeigte, scheint Maria uns zu sagen: "Wanke nicht, vertraue dem Wort meines Sohnes. Wenn er dazu fähig war, Wasser in Wein zu verwandeln, dann kann er ebenso Brot und Wein zu seinem Leib und Blut machen und durch dieses Geheimnis den Gläubigen ein lebendiges Gedächtnis seines Passahs schenken und somit zum 'Brot des Lebens' werden."

  (2) Der Hl. Vater sagt, dass Maria in einem bestimmten Sinn ihren eucharistischen Glauben schon vor der Einsetzung der Eucharistie lebte. Wie konnte sie das? Durch die Hingabe ihres jungfräulichen Schoßes an die Inkarnation des Wortes Gottes. Er schreibt außerdem: "Die Eucharistie erinnert an den Tod und die Auferstehung und ist zugleich eine Fortsetzung der Inkarnation. Bei der Verkündigung des Herrn empfing Maria den Sohn Gottes in der physischen Realität seines Leibes und Blutes und nahm damit in sich selbst das vorweg, was in einem bestimmten Sinn sakramental in jedem Gläubigen geschieht, der unter den Zeichen von Brot und Wein den Leib und das Blut des Herrn empfängt."

  Das ist ein kraftvoller Gedanke. Maria sagt ihr "Fiat", und der Herr wird in ihrem Schoß Fleisch. Wenn wir vor dem Empfang der Kommunion "Amen" sagen, empfangen wir denselben Herrn in unserem Herzen. Was an Maria im Augenblick der Inkarnation in einem physischen Sinn geschah, geschieht an jedem von uns sakramental in jeder Eucharistiefeier. Deshalb müssen ihr Glaube und ihr Vertrauen in das Wort Gottes im Augenblick der Inkarnation in unserem Glauben und Vertrauen in das Wort Gottes jedes Mal ein Echo finden, wenn wir die hl. Kommunion empfangen. Maria, die Mutter der Kirche, ist ein Vorbild für jeden Christen, besonders in dem Augenblick, in dem er die Eucharistie empfängt.

  (3) Gleich nach der Verkündigung des Herrn geht Maria in das Bergland, um ihrer Cousine Elisabeth in einer schwierigen Schwangerschaft beizustehen. Sie trägt Jesus in ihrem Schoß. Der Hl. Vater sieht im Geheimnis der Heimsuchung eine eucharistische Folgerung. Er sagt: "Als sie während der Heimsuchung das fleischgewordene Wort in ihrem Schoß trug, wurde sie in einer bestimmten Weise zum 'Tabernakel', dem ersten 'Tabernakel' der Geschichte, in dem der Sohn Gottes, immer noch unsichtbar für unseren menschlichen Blick, von Elisabeth bewundert werden konnte und sein Licht sozusagen durch die Augen und die Stimme Marias ausstrahlte."

  Das ist ein anderer kraftvoller Gedanke von Papst Johannes Paul II. Maria eilt fort, um ihrer Cousine auf sehr greifbare und konkrete Weise zu helfen. Sie kochte für sie, reinigte das Haus und half ihr ohne Zweifel bei der schwierigen Geburt. Sie blieb bei Elisabeth, um ihr und ihrem neugeborenen Kind während der ersten Wochen zu helfen. Indem sie all das tat, brachte sie auch den Segen Jesu in das gesamte Haus des Zacharias. Wenn wir aus der Kirche zurück in unsere Gemeinschaften, Apostolate, Häuser und Arbeitsplätze gehen, tragen wir den eucharistischen Herrn mit uns. In all den kleinen Wegen, in denen wir denen, die unser tägliches Leben mit uns teilen, helfen und beistehen, segnet der Herr, den wir in uns tragen, auch sie. Kurz, wir geben ihnen mehr als eine helfende Hand. Wir bringen den Herrn zu ihnen, weil wir ebenso wie Maria sein Tabernakel unter ihnen sind.

  (4) Über die Teilnahme Marias am Opfer des Herrn sagt Johannes Paul Folgendes: "Maria machte sich die Opferdimension der Eucharistie während ihres gesamten Lebens an der Seite Christi und nicht nur am Kalvarienberg zu eigen. Als sie das Jesuskind in den Tempel von Jerusalem brachte, um 'es dem Herrn zu weihen' (Lk 2,22), hörte sie den greisen Simeon weissagen, dass dieses Kind ein 'Zeichen sein' wird, 'dem widersprochen wird' und dass ihre Seele ein Schwert durchdringen werde (vgl. Lk 2,34f.). Die Tragödie der Kreuzigung ihres Sohnes wurde also vorhergesagt, und in einem gewissen Sinn warf der Platz Marias zu Füßen des Kreuzes seinen Schatten voraus." Von dem Augenblick der Weissagung des Simeon an bereitete sich Maria auf die schmerzliche Teilhabe an der Abweisung, am Leiden und am Tod ihres Sohnes vor. Wie Johannes Paul sagt: "Maria erfuhr eine Art 'vorweggenommener Eucharistie' - man könnte sagen eine 'geistliche Kommunion' - von Sehnsucht und Aufopferung, die in der Einheit mit ihrem Sohn in seinem Leiden gipfeln und nach Ostern ihren Ausdruck im Empfang der Eucharistie finden sollte, die von den Aposteln zum Gedächtnis dieses Leidens gefeiert wurde."

  Die Folgerungen für uns sind klar. Wenn wir die eucharistische Haltung Marias nachahmen wollen, dann müssen wir im Schmerz, in den Leiden, in den Zurückweisungen und Rückschlägen des täglichen Lebens einen erlösenden Sinn sehen. Im unserem Empfang der Eucharistie haben wir Anteil am Leiden des Herrn und erklären uns bereit, unsere Leiden für die Erlösung der Welt zu opfern, so wie er es tat. In Nachahmung Jesu und Marias weihen wir uns jedes Mal von neuem, wenn wir die Eucharistie empfangen, einer leidenden Liebe für andere.

  (5) Papst Johannes Paul erinnert uns daran, dass Jesus vom Kreuz aus Maria dem Apostel Johannes zur Mutter gegeben hat. Durch Johannes gab er Maria auch der Kirche als Mutter und somit jedem von uns. Das Gedächtnis des Todes Christi in jeder Eucharistiefeier zu erfahren bedeutet auch, Maria so wie Johannes anzunehmen, die uns [in jeder Eucharistie] von neuem als Mutter gegeben wird. Wir begeben uns damit "in die Schule seiner Mutter". Wie ein Kind an der Seite seiner Mutter lernen wir von ihr, das Wort, das Fleisch geworden ist, als Brot des Lebens zu empfangen; wir lernen, wie es im Gebet zur Nahrung wird und wie wir es in unser tägliches Leben miteinander bringen. Wir lernen schließlich, wie wir unsere Leiden zum Heil unserer gebrochenen und verletzenden Welt mit den Leiden ihres Sohnes vereinigen, so wie sie es getan hat.

  (6) Der Heilige Vater empfiehlt abschließend, dass wir das Magnificat unserer Lieben Frau noch einmal in einer eucharistischen Sicht lesen. Auf diese Weise werden wir sehen, wie es uns so wie dem Hl. Vater ein tieferes Verständnis der Eucharistie erschließt. Wir werden so wie er darin ein Gebet des Lobpreises und des Dankes entdecken, das die Wunder verkündet, die Gott in der Heilsgeschichte und besonders in der erlösenden Inkarnation Jesu getan hat. Das Magnificat spiegelt die eschatologische Spannung der Eucharistie wieder, wie der Hl. Vater es nennt. Jedes Mal, wenn der Sohn Gottes in der "Armut" der sakramentalen Zeichen von Brot und Wein zu uns kommt, schlägt die Saat dieser unerhörten Geschichte, in der die Mächtigen "vom Thron gestürzt und die Niedrigen erhöht werden", Wurzeln in unserer Welt. Maria singt vom "neuen Himmel" und von der "neuen Erde", die in der Eucharistie ihre Vorwegnahme und in einem gewissen Sinn auch ihr Programm und ihren Plan finden. Das Magnificat drückt die Spiritualität Marias aus, und es gibt nichts Größeres als diese Spiritualität, das uns helfen könnte, das Geheimnis der Eucharistie in unserem eigenen Leben zu erfahren. Die Eucharistie ist uns gegeben worden, so dass unser Leben wie das Lebens Marias ganz zu einem Magnificat werde, einem täglichen Lobpreis Gottes!

  Ich möchte mit ein paar Worten des hl. Franz von Sales schließen, die ebenso Maria und die Eucharistie in Verbindung bringen. Stelle dir "die allerheiligste Jungfrau Maria in dem Augenblick vor, als sie den Sohn Gottes, ihre einzige Liebe, empfangen hatte. Alles in der Seele dieser vielgeliebten Mutter sammelte sich zweifellos um das vielgeliebte Kind, ... Und in dem Maße, als sich die Größe Gottes in ihrem jungfräulichen Schoße sozusagen eingeengt und verkleinert hatte, weitete sich ihre Seele und erhob sich zum Lobpreis seiner unendlichen Güte. Und ihr Geist frohlockte (Lk 1,46.47) vor Freude in ihrem Leibe (wie der hl. Johannes [der Täufer] im Schoße seiner Mutter) bei ihrem Gott, den sie fühlte. ... Ähnliches geschieht bei vielen Heiligen und frommen Gläubigen. Haben sie dieses göttliche Sakrament empfangen, das den Tau aller Segnungen des Himmels enthält, ... zieht sie [der eucharistische Herr] an sich durch die Kraft seiner Güte, mit der er die Herzen bindet und anlockt ..."[2]

  Ebenso wie sich Maria in ihrem Gebet und in ihrer Liebe bei der Empfängnis ganz auf das Kind in ihr ausrichtete, sollen wir beim Empfang der Eucharistie ganz mit unserem Herrn verbunden sein. Er wird umgekehrt unsere Herzen mit der "sanften Macht" seiner großen und zarten Liebe zu uns an sein Herz ziehen. So wie Maria ganz dem Kind in ihr gehört, gehören wir ganz zu Christus, der in uns ist. Lassen wir im Augenblick des Empfangs der Eucharistie den Herrn zu uns und uns zu ihm sagen Tenui nec dimittam: ich habe dich ergriffen und werde dich nicht mehr loslassen! Das ist das beste Beispiel für die eucharistische Haltung, von der unser Hl. Vater in seiner letzten Zeit so sehr wünschte, dass sie jeder von uns in diesem Jahr der Eucharistie annehmen möge. Wenn wir sein Gedächtnis ehren wollen, dann sollen wir seine große Liebe zu Maria und zur Eucharistie nachahmen. So wie für ihn und vor ihm für Franz von Sales sollen sie die zwei Säulen unseres geistlichen Lebens sein.

 

  Neustrukturierung: Gemeinsame

  Komitees für Zusammenlegungen

  In der Kongregation besteht bereits ein gemeinsames Komitee für eine Zusammenlegung, und zwar zwischen den Regionen von Keimoes-Upington und Keetmanshoop. Bald wird es zwischen der deutschen und der österreichisch-süddeutschen Provinz ein zweites geben.

  In meinem letzten Rundbrief (September-Oktober 2004) habe ich erwähnt, dass ich im September 2004 eine kanonische Visitation der Region Keetmanshoop vorhabe. Diese Visitation fand im Kontext der gemeinsamen jährlichen Exerzitien mit den Oblaten aus der Region Keimoes-Upington statt. Im Verlauf der Exerzitien und nach einem Prozess von Diskussion, Nachdenken und Gebet sprachen sich die Mitglieder beider Regionen in getrennten und geheimen Abstimmungen mit großer Mehrheit dafür aus, in einen Prozess einzutreten, der bereits im September 2006 zu einer Vereinigung der beiden Regionen führen wird. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein gemeinsames Komitee für die Zusammenlegung eingesetzt, das aus vier Oblaten besteht, zwei aus jeder Region. Seine Aufgabe wird es sein, die Details und Schritte zu erarbeiten, die nötig sind, um eine Vereinigung innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens zu realisieren. Außer viel harter Arbeit, gutem Willen und Kompromissen auf beiden Seiten ist das Gebet für einen glücklichen Abschluss dieses Unternehmens sehr notwendig.

  Vor kurzem haben die Provinziale der deutschen und der österreichisch-süddeutschen Provinz entschieden, eine kleine Gruppe von vier Oblaten, zwei aus jeder Provinz, zu ernennen, die im Verlauf des kommenden Jahres die notwendigen Schritte zusammenstellen werden, die, wenn sie umgesetzt werden, gut zu einer Vereinigung in nicht allzu ferner Zukunft führen können. Beide Provinzen hoffen auf Impulse oder Wegweisungen, die das Generalkapitel hinsichtlich von Schritten zur Neustrukturierung dieser Art geben mag. Sie sind sich bewusst, dass es sich nur um den Beginn eines Prozesses handelt, der lange dauern und am Ende auch zu keiner Vereinigung führen kann.

  Die guten Mitbrüder dieser Regionen und Provinzen haben sich auf einen Weg gemacht, dessen Ziel dem gegenwärtigen Blick weithin verborgen ist. Sie vertrauen aber darauf, dass Gott ihnen den jeweils nächsten Schritt zeigen wird. Sie sind entschlossen, mit Mut und harter Arbeit Seiner Führung bei jedem Schritt auf diesem Weg zu folgen. Ich weiß, dass ihr sie dabei mit euren Gebeten und guten Wünschen begleiten werdet.

 

  Vorbereitungskommission

  Statt eines Treffens der Höheren Oberen wird sich dieses Jahr die Vorbereitungskommission für das Generalkapitel 2006 von 31. Juli bis 5. August 2005 in Annecy treffen. Die Zusammensetzung und die Zuständigkeit dieser Kommission werden in den Generalstatuten 8-10 genannt. Eine der grundlegenden Aufgaben der Vorbereitungskommission ist es, "eine Tagesordnung mit konkreten Vorschlägen" zu erstellen, die von den Fragen ausgeht, "die vom Generalrat und den Provinzen vorgebracht werden" (GS 9). Jeder Oblate und jede Gruppe von Oblaten kann Vorschläge zusammen mit ihren Begründungen an P. Sebastian Leitner, den Präsidenten der Vorbereitungskommission einreichen. Ich ermutige euch, die Mitglieder der Kongregation, das zu tun und auf diese Weise mit der Kongregation die Einsichten zu teilen, die ihr in vielen Jahren praktischer Erfahrung als Oblaten gewonnen habt.

  Zusätzlich zur Erstellung einer Tagesordnung mit Vorschlägen, die dann vor dem Generalkapitel innerhalb der Kongregation veröffentlicht werden, habe ich die Kommission ersucht, über die aktuelle Vorgangsweise, wie die Vorschläge beim Generalkapitel überdacht und behandelt werden, ernsthaft nachzudenken. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass gegen Ende eines Kapitels von den Teilnehmern oft ein zunehmender Druck gemacht wird, den Rest der Tagesordnung möglichst schnell abzuhandeln. Das hat schon manchmal zu Entscheidungen geführt, die ohne entsprechende Anweisungen für die Umsetzung an den Generaloberen und seinen Rat oder ohne ausreichendes Nachdenken, wie die Entscheidungen mit finanziellen Mitteln oder Personal versehen werden sollen, getroffen wurden. Meine Hoffnung ist, dass wir mit sorgfältiger Planung die Arbeitssitzungen des Kapitels so strukturieren können, dass sie ausreichend Zeit für die Diskussion und das Nachdenken bieten und zu Entscheidungen führen, die hilfreiche Anweisungen an den Generaloberen und seinen Rat einschließen und, wenn das angemessen ist, auch an die Höheren Oberen bezüglich Umsetzung, Finanzierung und personeller Besetzung.

 

  Chablais Missionsfonds

  Beitrag aus Holland

  Mit dem großzügigen Beitrag von über 200.000 € von der Holländischen Provinz, der vor kurzem eingelangt ist, hat die Kongregation bis jetzt fast 2 Millionen Dollar zum Chablais Fonds beigetragen, was ungefähr 1/5 der angestrebten Basissumme von 10 Millionen Dollar ausmacht. Alle Provinzen und Regionen haben zugestimmt, in den kommenden Jahren Beiträge zu liefern, so weit es ihre Mittel erlauben. Ich weiß, dass ich im Namen von euch allen spreche, wenn ich allen Provinzen und Regionen der Oblaten, allen Gemeinschaften und Einzelpersonen herzlich danke, die in den letzten Jahren in großzügiger Weise etwas zum Chablais Fonds beigetragen haben. Ihre Großzügigkeit zeigt die große Liebe, die wir Oblaten für die Missionen haben, und den großen Stolz über die viele Arbeit, die unsere Mitbrüder in den Missionen seit den Anfängen der Kongregation geleistet haben.

  Gegenwärtig bemüht sich der amtsführende Direktor des Chablais Missionskomitees, Geldmittel für den Chablais Fonds von verschiedenen kirchlichen und karitativen Organisationen und auch von Laien zu erhalten. Das ist ein langfristiges Vorhaben, das viel harte Arbeit und die sorgfältige und beständige Pflege von guten Beziehungen zu den Gebern verlangt. Es braucht auch Transparenz und Verantwortlichkeit auf unserer Seite über die Verteilung und den Gebrauch der Mittel für bestimmte Werke unserer Missionare und deren Bedürfnisse.

  Bei der Generalratssitzung im Januar, die in Indien stattgefunden hat und an der auch unser Generalmissionskoordinator teilgenommen hat, haben die Generalräte einige Tage lang hart gearbeitet, um konkrete Vorschläge und Vorgangsweisen zu formulieren, die von der Vorbereitungskommission und nachher von den Mitgliedern des Generalkapitels behandelt werden sollen und in denen es um die zukünftigen Strukturen und die Verantwortlichkeit des gegenwärtigen Chablais Missionskomitees geht. Die Mitglieder des Chablais Missionskomitees haben in Folge auch Vorschläge formuliert, in denen es um ähnliche Fragen geht. Wir hoffen, dass in den nächsten Monaten und vielleicht auch beim Treffen der Vorbereitungskommission Einigkeit über die Einzelheiten  dieser Vorschläge erzielt wird, damit sie dem Generalkapitel vorgelegt werden können.

 

  Berufungen: Haiti und die

  Region Südamerika

  Vor kurzem hat der Regionalobere der Region Südamerika zusammen mit einem seiner Räte auf meine Bitte hin P. Tom Hagan OSFS in Port-au-Prince in Haiti besucht. Der grundlegende Zweck ihres Besuches war, sieben junge Männer aus Haiti zu treffen, die in Verbindung mit der dortigen Arbeit von P. Hagan stehen und daran interessiert sind, Oblaten zu werden. Nach ihrem Besuch hat der Regionalrat entschieden, diese jungen Männer Anfang Februar 2006 in das Noviziat aufzunehmen. Von jetzt bis zum September 2005 wird ihnen ein Ausbildungsprogramm mit geistlichen und salesianischen Themen sowie einer Förderung der Sprachkenntnisse angeboten, bis sie nach Brasilien kommen, um mit dem Postulat zu beginnen. Jene von ihnen, die am Ende des Noviziates ihre Erste Profess ablegen, werden dies als Mitglieder der Region Südamerika tun. Nach ihrer Profess werden sie mit einem Ausbildungsverantwortlichen aus der Region Südamerika, der sie in den Jahren ihrer weiteren Ausbildung und ihrer Studien begleitet, nach Haiti zurückkehren.

  Das ist in jeder Hinsicht ein sehr großherziger Schritt der Oblaten aus der Region Südamerika. Ich war sehr beeindruckt - wie ihr das sicher auch sein werdet - vom wesentlichen Grund, den der Regionalobere P. Aldino Kiesel für die Aufnahme dieser jungen Männer genannt hat: "Der Hauptgrund für diese Entscheidung ist in der Tatsache begründet, dass wir heute als Region nur deswegen existieren, weil in der Vergangenheit andere Provinzen der Kongregation uns Mitbrüder gesandt haben und uns finanzielle Unterstützung gegeben haben und das noch immer tun. Warum sollten wir jetzt nicht der Kongregation helfen, indem wir das für uns Mögliche tun, nachdem wir selbst so viel Hilfe erhalten haben?"

  Vor kurzer Zeit hat ein junger Seminarist aus der Ukraine eine dreimonatige Nachdenkzeit mit der Kommunität in Eichstätt begonnen. Er ist möglicherweise die erste Frucht der Arbeit von P. Gore in der Ukraine und der Bereitschaft der österreichisch-süddeutschen Provinz, jene Männer aus der Ukraine, die Oblaten werden wollen, als Mitglieder ihrer Provinz aufzunehmen.

  Seit einigen Jahren lebt ein junger Mann aus Yucatan in einem Ausbildungshaus der Region Südamerika, der dort seine philosophischen Studien absolviert und über eine Berufung zu den Oblaten nachdenkt. Es ist wahrscheinlich, dass bald auch ein zweiter junger Mann aus Yucatan zu ihm nach Manta in Ecuador kommen wird. Diese jungen Männer sind über P. William Auth in Kontakt mit uns Oblaten gekommen, der seit vielen Jahren als Seelsorger bei den Mayas auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan arbeitet. In welche Provinz oder Region diese jungen Männer letztlich eintreten werden, wird vor dem Beginn ihres Noviziates entschieden werden.

  Wie man sieht, kommen Berufungen zu uns Oblaten aus ganz anderen Gegenden und Hintergründen, als wir das bisher gewohnt sind. Zusätzlich dazu, dass wir die Regungen des Hl. Geistes erkennen und annehmen, müssen wir auch selbst daran arbeiten, Berufungen an neuen Plätzen und unter neuen Umständen zu suchen.

 

  Treffen des Generalrates in Indien

  Zum größten Teil bestand die Tagesordnung der Generalratssitzung aus Routineangelegenheiten der Kongregation. Die Umstände waren allerdings von jeglicher Routine weit entfernt. Zum ersten Mal traf sich der Generalrat in Indien. Während des Treffens feierten wir das Fest des hl. Franz von Sales in unseren Kommunitäten Samarpanaram in Bangalore und Salespuram in Kerala. Es war eine Freude, mit so vielen jungen Oblaten und solchen, die Oblaten werden wollen, zusammenzusein. Bei unserem Besuch in Samarpanaram wurde P. Shaju J. Kanjiramparyil als Oberer eingesetzt und am 24. Januar legte der Scholastiker Balaswamy Dande seine Ewige Profess ab. Am selben Abend verabschiedete die Gemeinschaft P. Josef Költringer, der jetzt auf den Philippinen ist. Einige Woche später wurde P. John Dolan von der Gemeinschaft verabschiedet, der nach fünf Jahren in Indien wieder in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist. Die Kongregation ist beiden Mitbrüdern für ihren großherzigen Dienst in Indien sehr dankbar. Zunehmend übernehmen indische Oblaten Leitungsaufgaben - ein sicheres Zeichen, dass die Kongregation in Asien feste Wurzeln geschlagen hat!

  Schon seit geraumer Zeit machen sich die Oblaten in Indien Gedanken über ihr künftiges apostolisches Wirken in der Erziehung, in der Pfarrseelsorge und anderen Aufgaben. Das erste gemeinschaftliche Apostolat wird voraussichtlich ein Wohnheim für junge Männer sein, das bald auf dem Grundstück von Samarpanaram errichtet werden wird. Eine Anregung dazu stammt von einem neuen Werk der Oblaten in Wilmington, Delaware, mit dem Namen "The Nativity Preparatory School", und dieses Wohnheim soll intellektuell qualifizierten jungen Männern die Gelegenheit bieten, eine solide Ausbildung zu erhalten und damit einer hoffnungsvollen Zukunft entgegenzugehen. Eine solche Gelegenheit würde ihnen wahrscheinlich auf Grund ihrer ökonomischen Situation sonst nicht zur Verfügung stehen. Eine besondere Beachtung sollen dabei die jungen Opfer und Waisenkinder der Tsunami-Katastrophe erfahren. Das Werk stellt ein mutiges Abenteuer für diese junge Gründung dar. Denkt bitte in eurem Gebet daran.

 

  Verlautbarungen

  Im Rahmen der kanonischen Visitation der Region Keetmanshoop, die letzten September stattgefunden hat, wurde P. Fransiskus Xavier Swartbooi zum Regionaloberen gewählt. Nach der letzten kanonischen Visitation wurde P. Konrad Haußner für eine dritte Amtsperiode zum Provinzial der österreichisch-süddeutschen Provinz ernannt. In eurem Namen gratuliere ich diesen Mitbrüdern herzlich und spreche einen aufrichtigen Dank dafür aus, dass sie bereit sind, Leitungsaufgaben in der Kongregation zu übernehmen.

  Die österreichisch-süddeutsche Provinz wird 2006 ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern. Wir gratulieren dazu bereits jetzt im Voraus!

  Fünf Oblaten sind seit meinem letzten Rundbrief verstorben. Im Geist des Generalstatuts Nr. 6 empfehle ich die Patres Otto Heißig, John Gavin, Giuseppe Chiminello, Paul G. Gillespie und den Diakon Eric Laudeman euren brüderlichen Gebeten.

  Erfreulicherweise darf ich berichten, dass 8 Erste Professen und 6 Ewige Professen abgelegt wurden und 2 Priesterweihen stattgefunden haben, wobei mit der von Luciano Marcos Demarco Rossetto aus der Region Südamerika am 28. Mai 2005 noch eine weitere stattfinden wird.

 

  Mein Kalender

  Von 31. Juli (Ankunftstag) bis 5. August 2005 (Abreise am 6. August) wird die Vorbereitungskommission in Annecy zusammentreffen. Die kanonische Visitation der italienischen Provinz und der Region Keimoes-Upington werden im September 2005 stattfinden. Ich werde von 21.-25. Oktober 2005 am Treffen der Zweiten Föderation der amerikanischen Heimsuchungsschwestern teilnehmen. Der Generalrat wird sich im Januar 2006 in Rom treffen.

 

  Wenn ihr diesen Brief in der jeweiligen Übersetzung bekommt, wird die Kirche sicher schon einen neuen Papst haben. Ich sehe jetzt schon die Zeitungsberichte vor mir und höre bereits im Voraus die Kommentare, die sich mit den Hintergründen befassen, die zu seiner Wahl geführt haben sollen. Als Glaubende vertrauen wir dennoch, dass trotz all dieser Vermutungen und oft im Gegensatz zu ihnen in Wirklichkeit der Hl. Geist die Wahl trifft. Aus diesem Grund vertrauen wir uns gläubig und aus ganzem Herzen diesem Nachfolger des hl. Petrus an und folgen damit sowohl dem Weg unseres Patrons wie auch dem unseres Gründers. Möge Gott dem Hl. Vater Gesundheit, Heiligkeit und Weisheit schenken! Möge Er ihm vor allem das Herz eines Hirten geben!

 

                                       In brüderlicher Verbundenheit

                                       durch unseren heiligen Patron

                               und unsere heiligmäßigen Gründer,

                                                Lewis S. Fiorelli, OSFS,

                                                             Generaloberer



[1] Diese Gedanken stammen weithin aus einem der Vorträge, die ich am Beginn der Fastenzeit in unserer Pfarre gehalten habe.

[2] Abhandlung über die Gottesliebe VI, 7.