Es lebe Jesus!

 

 23. Rundbrief des Generaloberen     September - Oktober

 Lewis S. Fiorelli, OSFS                                               2004

 

 

 

 

 


                                                                         Bericht über das Treffen

                                                                               Der Höheren Oberen

Das Treffen der Höheren Oberen im Juli war die letzte solche Zusammenkunft vor dem 18. Generalkapitel im Jahr 2006. (Die Vorbereitungskommission für das Generalkapitel wird im Juli 2005 zusammentreffen.) Es war daher für die Mitglieder dieses wichtigen Gremiums die letzte Gelegenheit, miteinander jene Fragen zu besprechen, die voraussichtlich den Schwerpunkt der Vorschläge für das Generalkapitel bilden werden. Zu diesen Fragen gehören die Neustrukturierung, die Missionen der Oblaten im 21. Jahrhundert, der Chablais Geist und der Chablais Missions-Fonds. Verständlicherweise haben diese Themen im Verlauf des Treffens entsprechende Aufmerksamkeit gefunden. Bevor wir einige dieser Fragen genauer behandeln, möchte ich etwas zum Thema Philippinen sagen.

 

                                 Die Philippinen

In meinem Einleitungswort an die Höheren Oberen habe ich meine Entscheidung angekündigt, die Mitglieder des Generalrates zu ersuchen, den Beginn einer Oblaten-Gründung auf den Philippinen im Januar 2005 zu genehmigen. Bei der Zusammenkunft des Generalrates am Ende der Woche haben die Mitglieder des Generalrates tatsächlich ihren einstimmigen Konsens zu dieser Gründung ausgesprochen.

Weil diese Gründung ein wichtiges Ereignis im Leben der Kongregation darstellt, möchte ich hier meine Einleitungsworte an die Höheren Oberen zu dieser Frage wiederholen:

    "In dieser Einleitung möchte ich euch eine Entscheidung mitteilen, die ich bezüglich der Philippinen getroffen habe, und euch die Gründe für diese Entscheidung erklären. Wie ihr wisst, haben wir einige Jahre über eine mögliche Neugründung auf den Philippinen nachgedacht. Die ursprünglichen Erwartungen des Generalrates mit einer Gründung auf den Philippinen waren: (1) dass die Gründung von den Mitgliedern der Asien-Mission als Ausdruck ihrer missionarischen Entfaltung unternommen wird; (2) dass durch die Gründung für die Kongregation keine zusätzlichen Kosten entstehen. Letzten Juli hatte der Generalrat ein Treffen im Haus Overbach in Deutschland. Bei diesem Treffen wurde uns gesagt, dass sich die Mitbrüder in Indien entschieden haben, die Gründung in Indien im Lauf der nächsten paar Jahre zu finalisieren. Sie wären daher derzeit nicht darauf vorbereitet, eine wesentliche Rolle bei einer Neugründung der Oblaten auf den Philippinen zu übernehmen.

    Es schien, dass unser Nachdenkprozess über die Philippinen an ein Ende gekommen war. Aber einige Faktoren haben ihn dennoch am Leben erhalten. Während dieses letzten Jahres bin ich zum Beispiel über dieses Thema mit dem Generalmissionskoordinator in häufigem Kontakt gewesen. Im Mai hatten wir Gelegenheit, persönlich über dieses und auch andere Themen zu sprechen. Die Mitglieder des Generalrates haben die Frage ausführlich bei ihrem Treffen im Januar, das in den U.S.A. stattgefunden hat, diskutiert. Während des Jahres habe ich eine Reihe von Briefen erhalten, die sich für dieses Projekt von P. Anthony Ceresko ausgesprochen haben. Wie die meisten von euch wissen, ist P. Anthony Ceresko ein amerikanischer Oblate, der auf den Philippinen einige Jahre Bibelwissenschaften doziert hat. Als Ergebnis dieses Gedankenaustausches und anderer Gespräche wie auch eines vom Gebet begleiteten Nachdenkens habe ich mich entschieden, den Mitgliedern des Generalrates im Lauf dieser Woche einen formellen Vorschlag zu unterbreiten. Ich werde ihnen vorschlagen, dass P. Josef Költringer im Januar 2005 auf die Philippinen gesandt wird, um dort eine Oblaten-Gründung vorzunehmen. Ich habe mich vergewissert, dass sein Abschied von Indien im nächsten Januar sich nicht negativ auf unsere wichtige Arbeit in Indien auswirken wird. Wie ich vorhin sagte, sind die Mitbrüder als Teil der Finalisierung unserer Gründung dort bereits auf dem Weg, einheimische Oblaten in Aufgaben der Ausbildung und Leitung einzusetzen. Meine Hoffnung und Erwartung bleibt, dass unserer indischen Mitbrüder die Gründung auf den Philippinen unterstützen werden, so bald sie in der Lage sind, ihre missionarische Entfaltung außerhalb von Indien zu verwirklichen.

    Was die Finanzierung der Gründung auf den Philippinen betrifft, habe ich die Holländische Provinz um Hilfe gebeten und bereits eine großzügige Zusage von ihr erhalten, dass sie diese Gründung mindestens bis zum Generalkapitel 2006 finanzieren wird. Beim Generalkapitel 2006 wird der Versammlung ein detaillierter Bericht über den aktuellen Fortschritt dieser Gründung geliefert werden. Auf diese Weise wird die nächste Generalleitung den Vorteil einer 1½-jährigen Präsenz der Oblaten und ihrer Erfahrung auf den Philippinen in Anspruch nehmen können, um zu entscheiden, wie mit dieser Gründung in Zukunft umgegangen werden soll.

    Im Lauf dieser Jahre des Nachdenkens hat eine Reihe von Oblaten ihr Interesse zum Ausdruck gebracht, auf den Philippinen entweder mit finanziellen Mitteln oder personell zu helfen. Am jetzigen Zeitpunkt sage ich diesen Oblaten: "Es ist in den kommenden Monaten nun an der Zeit um vorzutreten."

    Ich glaube, dass ich alle Schritte unternommen habe, die man für einen Nachdenkprozess dieser Größenordnung tun sollte. Immer wieder, auch wenn ich glaubte, dass das Projekt bereits gestorben sei, gab es neue und anhaltende Lebenszeichen von sich. Ich bin zur Überzeugung gekommen, dass wir es unserer Zukunft als Kongregation schuldig sind, dieser Gründung mindestens eine Chance zum Erfolg zu geben.

    Ich möchte P. Josef Költringer für seine Bereitschaft danken, dieses Werk für die Kongregation zu unternehmen, und ich danke P. Kees Jongeneelen und allen Mitbrüdern der Holländischen Provinz für deren großzügige finanzielle Unterstützung. Es ist eine Geste, die sehr deutlich mit ihrem starken und ständigen missionarischen Geist als Provinz in Einklang ist. Ich bitte nun alle Mitglieder der Kongregation um ihre Unterstützung im Gebet. Gemeinsam mit euch allen freue ich mich mit hoffnungsvoller Erwartung auf den Bericht, der beim Generalkapitel 2006 über den Fortschritt dieser Gründung vorgelegt werden wird.

    In der Vergangenheit habe ich viel über den Leitungsdienst der Oblaten gesprochen und geschrieben. Wenn ich nun den Mitgliedern des Generalrats diesen Vorschlag mache, dann glaube ich, dass ich selbst in dieser Frage einen solchen Dienst ausübe. Ich bete zu Gott für dessen Erfolg, wenn es der Wille Gottes ist, dass er Erfolg hat."

 

                  Ein Kurs über Neustrukturierung

Eineinhalb Tage lang hielt uns P. Séamus Finn OMI einen Kurs über das Thema der Neustrukturierung. Im Plenum und in Sprachgruppen wurden die vielen theoretischen und sehr praktischen Aspekte dieses Themas behandelt. In einer einführenden Powerpoint-Präsentation mit dem Titel "Antworten auf die Gegenwart bei der Vorbereitung auf die Zukunft" behandelte P. Finn mit uns folgende Fragen: (1) Neustrukturierung im Leben der Kirche; (2) Neustrukturierung in Ordensgemeinschaften, kirchlichen Instituten und Gruppen - und entscheidende Gründe für Neustrukturierung; (3) Vorrangige Themen, Fragen und Herausforderungen im Zusammenhang mit Neustrukturierung; (4) eine Geschichte der Neustrukturierung in unser eigenen Kongregation von 1995 bis 2003; (5) eine Darstellung der Beratungen des Generalrates über Neustrukturierung bis zur Gegenwart; (7) Antworten auf meinen Brief vom 2. Februar 2004 zur Neustrukturierung unter dem Titel "Neustrukturierung - Derzeitiges Nachdenken und Entscheidungsfindung"; (8) Weitere Schritte bis zum 18. Generalkapitel im Jahr 2006.

Das letzte Ziel der Neustrukturierung hat mit der Vision zu tun, wie wir die verschiedenen Komponenten und Einheiten der Kongregation am besten strukturieren können, um ihre Sendung zu maximieren: die Praxis und die Verbreitung des salesianischen Charismas unter den gegenwärtigen Umständen und den "Zeichen der Zeit". Wir suchen weiterhin nach dem besten Weg, dieser Vision einen Ausdruck zu verleihen, so dass sie unseren Vorstellungen entspricht und die Energien einer großen Mehrheit unserer Mitbrüder in Anspruch nehmen kann. Wir sind überzeugt, dass auf jeder Ebene die Bemühungen um Neustrukturierung von Transparenz und Kommunikation begleitet sein müssen.

Das Schreiben "Neustrukturierung - Derzeitiges Nachdenken und Entscheidungsfindung" gibt fünf Themenfelder für mögliche Vorschläge an das Generalkapitel 2006 an. Diese fünf Themenfelder werden, wenn entsprechende Beschlüsse gefasst werden, Strukturen fördern, die zu engerem brüderlichen Zusammenwirken und effektiverer Zusammenarbeit in der gesamten Kongregation führen sollen. Während der Diskussion über diese fünf Bereiche wurden viele hilfreiche Einsichten beigetragen. Diese fünf Themenfelder sind: (1) Eine gemeinsame Phase von Ausbildung und Seminaren zu salesianischem Leitungsdienst; (2) Schritte zur Internationalisierung der Verbreitung unseres Charismas; (3) Schritte zur Internationalisierung von Werken der Oblaten; (4) Vorschläge, um das gegenwärtige Ad-hoc-Komitee über die Missionen der Oblaten im 21. Jahrhundert und das Komitee über den Chablais Fonds zu ständigen Komitees umzuwandeln; (5) ein Vorschlag zu besonderen Schritten, die unternommen werden sollen, wenn der Weiterbestand einer Provinz oder Region problematisch wird. Einige von diesen fünf Fragenkreisen wurden mit größerem Enthusiasmus aufgenommen als andere. Einzelne Oblaten und Gruppen innerhalb der Kongregation werden ermutigt, zusätzliche Vorschläge zur Neustrukturierung - oder auch zu jedem anderen Thema - an die Vorbereitungskommission zum Generalkapitel zu richten.

Dieser Kurs über Neustrukturierung war ein wichtiger Schritt, aber er ist nur der letzte Schritt auf einem Weg, der bereits ein Jahrzehnt lang beschritten wird. Die Entscheidungen, die von den Mitgliedern des nächsten Generalkapitels getroffen werden, bilden sicher eine größere Gabelung auf dieser Straße. Zur Zeit weiß nur Gott, wohin diese Straße die Kongregation letztlich führen wird. Inzwischen vertrauen wir in guter salesianischer Art weiterhin fest auf die Führung der Vorsehung, während wir entschlossen bleiben, so großherzig als möglich auf jeden Schritt entlang dieses Weges zu antworten, so bald uns Gott diesen zeigt. Als Brüder machen wir die Reise entlang dieses Weges gemeinsam, Hand in Hand.

 

                           Berichte beim Treffen

                            Der Höheren Oberen

Im Verlauf des Treffens wurden viele Berichte vorgelegt: von den Höheren Oberen, von den ständigen und den Ad-hoc-Komitees, vom Generalökonom, vom Generalprokurator, vom Generalmissionskoordinator, vom Archivisten, vom Sekretär der Vorbereitungskommission und vom Pfarrer der Pfarre St. Karl in Monaco. Diese Berichte haben oft zu Fragen, Bemerkungen und freiem Gedankenaustausch geführt. Mit Rücksicht auf die Länge dieses Rundbriefes möchte ich hier nur kurz einige dieser Berichte anführen.

 

                               Missionskomitees

Die Vorsitzenden und andere Mitglieder der beiden Missionskomitees, des Komitees für die Missionen der Oblaten im 21. Jahrhundert und des Komitees für den Chablais Fonds, haben Berichte über ihre Aktivitäten während des letzten Jahres vorgelegt und auf Fragen geantwortet. Sie haben außerdem über Vorschläge gesprochen, die jedes Komitee der Vorbereitungskommission für das Generalkapitel vorlegen wird, damit diese dort behandelt werden. Diese Vorschläge, das Ergebnis viel harter Arbeit über Jahre hin, werden eine ernsthafte Beachtung seitens der Delegierten des Generalkapitels verdienen.

Der Amtsführende Sekretär des Komitees für den Chablais Fonds berichtete von seinen Aktivitäten im Lauf des letzten Jahres und den gegenwärtigen Stand des Chablais Fonds. Beim Treffen des Generalrates am Ende der Woche wurde der Name des Fonds offiziell von "Chablais Missionsanlagenfonds" auf "Chablais Missionsfonds" geändert, um seinen zweifachen Zweck zu verdeutlichen: (1) ein Kapital anzusammeln, um die langfristigen Bedürfnisse der Oblaten-Missionen abzudecken; (2) die Erträge jährlich an die Missionen für bestimmte Bedürfnisse auf der Basis von klar abgesprochenen Prinzipien und Prioritäten zu verteilen. Das zweite Ziel wurde ergänzt, weil Spender oft eher bereit sind, für ganz bestimmte und unmittelbare Erfordernisse in den Missionen etwas beizutragen als für einen Fonds, der nur für zukünftige Nöte bestimmt ist.

Das Hauptaugenmerk der Arbeit des Komitees für die Oblaten-Missionen im 21. Jahrhundert war die Entwicklung eines umfassenden Plans für die Missionen der Oblaten, in dem es um einige Themen geht: (1) Richtlinien für die Unterstützung von bestehenden Missionsgebieten der Kongregation, einzelner Provinzen oder Regionen; (2) Richtlinien für die Errichtung von neuen Gründungen durch die Kongregation, einzelne Provinzen oder Regionen; (3) Hilfe bei der Erstellung von Elementen in Ausbildungsprogrammen, die den Chablais Geist ansprechen und verwirklichen und die (4) eine Phase des Eintauchens in pastorale Erfahrung (kein Studium) in einer anderen Kultur enthalten. Die Mitglieder dieses Komitees werden diese vier Themen in konkrete Vorschläge für das Generalkapitel 2006 umarbeiten.

 

                            Der Generalökonom:

Gemäß den Vorschriften von Artikel 288 der Satzungen und der Generalstatuten 20 - 27 gab der neue Generalökonom einen ausführlichen Bericht über die gegenwärtige finanzielle Lage der Kongregation und schilderte auch kurz den Verlauf ihrer Vermögensentwicklung. Die Kongregation war im Lauf der Jahre mit begabten und kompetenten Mitbrüdern gesegnet, die ihre materiellen Güter auf der lokalen wie auf der Kongregationsebene weise und klug verwaltet haben. Unsere Mittel sind zwar nicht groß, aber sie werden mit Sorgfalt und Geschick verwaltet.

 

                          Der Generalprokurator

berichtete über die Umsetzung der Charter und der Grundlegenden Normen, besonders hinsichtlich ihrer Anwendung für Ordensmänner. Er bemerkte, dass eine Zahl von Bischofskonferenzen den Heiligen Stuhl ersucht haben, die Charter und ihre Normen auch auf andere Teile der Welt auszudehnen. Er besprach die vielen unterschwelligen Veränderungen, die in einzelnen Reihen der römischen Bürokratie am Ende eines Pontifikates vor sich gehen, und die Notwendigkeit, die eigenen Vorgangsweisen entsprechend anzupassen. Schließlich sprach er andere Fragen an, von denen sich mehrere auf den kirchenrechtlichen Status neuerer liturgischer Gesetze bezogen.

 

                                  Der Archivist:

Der kurze schriftliche Bericht des Archivisten befasste sich mit den vielen Bemühungen im letzten Jahr, um den Seligsprechungsprozess der Guten Mutter wieder in Gang zu brin­gen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein Dokument verfasst werden, das sich mit den Gründen befasst, die 1921 zur Aufhebung des Prozesses führten. Ein notwendiger erster Schritt zur Erstellung dieses Dokuments war, einen Zugang zu den Chappuis-Akten in den Vatikanischen Archiven zu erhalten. P. Balducelli schaffte das und arbeitet nun auf der Grundlage der kritischen Ausgabe der Werke der Guten Mutter an einer wissenschaftlichen Arbeit, welche die Umstände und Ereignisse schildern wird, die zur Aufhebung des Prozesses geführt haben. Das Werk wird nach seiner Vollendung, die hoffentlich in einigen Monaten möglich sein wird, dem zuständigen Promotor vorgelegt werden. Wenn es an dieser Stelle positiv angenommen wird, kann der Prozess erneut aufgenommen werden. Diese wichtige Arbeit liegt jedem Oblaten am Herzen. Ich bitte euch deshalb, für seinen Erfolg zu beten.

 

                  Der Generalmissionskoordinator

berichtete über seine Besuche während des letzten Jahres in den Missionen und über die gegenwärtige Situation der jungen Männer aus Haiti, die ein Interesse an der Kongregation bekundet haben. Bei einer Zusammenkunft mit den Mitgliedern des Generalrates wurde P. Költringer offiziell mit Anfang des Jahres 2005 auf die Philippinen entsandt. Er wurde gebeten, seine Aufgabe als Generalmissionskoordinator bis zum 18. Generalkapitel weiterhin wahrzunehmen. Im Verlauf des Treffens der Höheren Oberen baten ihn die Regionaloberen von Keimoes-Upington und Keetmanshoop, sein Thema für die Exerzitien im September abzuändern, so dass mit den Mitbrüdern beider Regionen ein ernsthaftes und vom Gebet begleitetes Nachdenken über eine Neustrukturierung begonnen werden kann. Ich werde bei diesen Exerzitien auch anwesend sein. Gemeinsam mit den Mitbrüdern werden wir Gottes Willen zu einer Neustrukturierung und die "nächsten Schritte", die dazu unternommen werden müssen, ergründen.

 

                    Die Internationale Kommission

                         für salesianische Studien

Die Präsentation von P. Herbert Winklehner beinhaltete eine kurze Darstellung der Unterstützungsansuchen für 2004-05 sowie eine vollständige Liste der Artikel, die für ein Buch mit Aufsätzen unter dem Titel "Die menschliche Begegnung in der salesianischen Tradition" vorgesehen sind. Dieses Werk wird aus Anlass des 400-jährigen Gedenkens der schicksalhaften Begegnung erscheinen, die zwischen dem hl. Franz von Sales und der hl. Johanna Franziska von Chantal vor sich ging. Diese Begegnung führte zu einer der berühmtesten geistlichen Freundschaften in den Annalen der Kirche und rief eine Spiritualität hervor, die bis heute zahllose Menschen aus jedem Lebensstand bereichert. Ich bin mir sicher, dass jeder von euch schon die letzte Ausgabe des ICSS-Rundbriefes (Juli 2004) erhalten hat. Außerdem sollte man nicht versäumen, die sehr hilfreiche Webseite (www.franz-von-sales.de) durchzusehen. Die wertvolle Arbeit der ICSS bleibt weiterhin ein zunehmend wirksames Mittel zur Förderung und Verbreitung des besonderen Charismas der Kongregation.

 

                        Vorbereitungskommission

Bald werden alle Mitglieder der Kongregation eine Information über die Einreichung von Vorschlägen für das 18. Generalkapitel erhalten. P. Sebastian Leitner wird der Vorsitzende beim Treffen der Vorbereitungskommission sein, die vom 31. Juli 2005 (Ankunft) bis 5. August 2005 (Abfahrt) stattfindet und "eine Tagesordnung mit konkreten Vorschlägen" (GS 9) erstellt, die vom 18. Generalkapitel im Jahr 2006 zu behandeln sind, und die sich auch mit den übrigen Angelegenheiten dieses Kapitels wie Zeit, Ort und Gestaltung befasst.

 

                             Weltjugendtag 2005

Der Weltjugendtag wird vom 16. bis 21. August 2005 in Köln stattfinden. Köln ist nicht weit von der Oblaten-Gemeinschaft des Hauses Overbach entfernt. Vor dem Weltjugendtag werden die Oblaten der deutschen und der österreichisch-süddeutschen Provinz im Haus Overbach (vom 11. bis 15. August 2005) ein internationales Treffen von jungen Oblaten veranstalten, das ein "Fest der Begegnung, des Glaubens und der Freude" werden soll. Ab 16. August werden sie sich dann mit anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt zu den verschiedenen Aktivitäten des Weltjugendtages in Köln treffen.

Ich ermutige so viele Oblaten als möglich, besonders Ausbildungsleiter und solche, die in Ausbildung sind, an dieser besonderen Zusammenkunft teilzunehmen. Es ist immer gut, wenn Brüder zu Gebet und Gemeinschaft zusammenkommen. In einer Zeit, in der die Welt immer kleiner wird, ist es für uns Oblaten gut, die Mitbrüder aus anderen Teilen der Welt kennenzulernen und dadurch unsere brüderliche Einheit als Mitglieder einer internationalen Kongregation zu vertiefen. Informationen und Anmeldungsformulare findet man im Internet unter www.osfs.at/wjt2005.

 

                             Neue Generaloberin

Beim Treffen der Höheren Oberen haben wir gebetet, dass der Hl. Geist die Oblatinnen bei der Wahl einer neuen Generaloberin und ihrer Generalrätinnen führen möge. Wir gratulieren Mutter Françoise-Bernadette Beuzenil OSFS und den Mitgliedern ihres Rates zu ihrer Wahl und wünschen ihnen viel Erfolg in den kommenden Monaten und Jahren. Wir versprechen ihnen unsere Freundschaft und unsere Unterstützung im Gebet. Wir beten darum, dass unsere beiden Kongregationen, die einen gemeinsamen Gründer haben, ein Herz und eine Seele werden. Hand in Hand mögen wir "arbeiten für das Glück der anderen", indem wir unserer Welt den frohen Optimismus des hl. Franz von Sales weitergeben!

 

                    Veränderungen in der Statistik

                               der Kongregation

Bei jedem Treffen der Höheren Oberen werden auch die statistischen Veränderungen in der Kongregation besprochen. Es ist ermutigend, dass es zum Zeitpunkt unseres Treffens in der gesamten Kongregation 57 Scholastiker und 23 Novizen gab. Von 1. Oktober bis 15. Juli 2004 gab es 14 Erste Professen, 5 Ewige Professen, 6 Priesterweihen und 5 Todesfälle. Obwohl die Gesamtzahl der Oblaten von 1998 bis 2003 jedes Jahr gesunken ist, hat sich diese Zahl während der letzten 6 Monate um 10 Mitglieder erhöht. Meine Hoffnung so wie sicher auch eure ist, dass unsere Zahl sich in den kommenden Jahren weiter erhöhen wird. Außer der Gnade Gottes hängt dieses Wachstum vom Gebet, von der Treue zu unserer Berufung als Oblaten und von der harten Arbeit in der Gewinnung von Berufungen und deren Ausbildung ab. Die Kongregation muss wachsen, weil unsere Welt zunehmend nach dem frohen Optimismus und der guten Ausgeglichenheit der salesianischen Spiritualität hungert!

 

              "Nichts begehren, nichts abschlagen"

Seit ich diesen Rundbrief am 18. August, dem Fest der hl. Johanna Franziska von Chantal, zu schreiben begonnen habe, hatte ich vor, über eine ihr und dem hl. Franz von Sales gemeinsame geistliche Lehre zu sprechen, die innerhalb der salesianischen Spiritualität ganz zentral ist, über das "Nichts begehren, nichts abschlagen". [Der Festtag der hl. Johanna wird in den U.S.A und anderen westlichen Ländern am 18. August gefeiert, sonst am 12. Dezember.]

Gleich zu Beginn möchte ich betonen, dass das Prinzip dieser Lehre eine sehr positive, aktive Empfindung und Einstellung ist, obwohl es negativ formuliert ist. Es wurzelt in der tiefen Überzeugung, dass Gott sowohl gut als auch fürsorglich ist. Er liebt uns und sorgt für uns, sogar namentlich für jeden Einzelnen von uns. Wie ein liebender Elternteil oder Ehepartner will er das Beste für uns. Wir glauben diese Wahrheit und vertrauen uns ihr in allen Dingen an. Deshalb wollen wir das, was Gott für uns will oder wünscht, gleich wie groß oder klein, wie angenehm oder herausfordernd es auch sei, in jedem Augenblick unseres Lebens. Wir suchen eine Einheit des Herzens, des Willens und des Lebens mit Gott. Nach der salesianischen Tradition glauben wir, dass auch Jesus sein Leben auf diese Weise lebte, und so wollen wir Jesus auf dieselbe Weise in unserem eigenen Leben nachahmen.

Es war nur natürlich, dass die hl. Johanna Franziska, die ihr ganzes Leben hindurch, und zwar jeden Augenblick davon, ganz auf die göttliche Vorsehung vertraute, dem Priester, der ihr beim Sterben beistand, sagte, dass "Gott ihr ein Gefühl der Gelassenheit, der Einfachheit und des Vertrauens in seine Barmherzigkeit gegeben hat, so dass sie nichts wollte als sein Wohlgefallen. Sie begehrte nichts und schlug nichts ab ..."[1]

 

                 Nichts begehren, nichts abschlagen

"Sie begehrte nichts und schlug nichts ab." Das war die geistliche Einstellung der hl. Johanna Franziska von Chantal. Ihre Haltung war das ganze Leben hindurch immer diejenige des "Fiat!" Marias und des "Nicht mein

Wille geschehe, sonder der deine!" Jesu - ein Kernpunkt der Lehre des hl. Franz von Sales an die ersten Schwestern der Heimsuchung und auch ein wichtiges geistliches Prinzip seiner Abhandlung über die Gottesliebe. Sie wurde zum gemeinsamen geistlichen Erbe an den Orden der Heimsuchung Mariä und an alle, die nach salesianischer Spiritualität trachten.[2]

Mit der Zeit wurde diese Einstellung auch zum Merkmal des Gebetes der hl. Johanna. Sie gestand, "... dass sich die Töchter der Heimsuchung fast allgemein zu einer sehr einfachen Praxis der Gegenwart Gottes hingezogen fühlen, die von einer gänzlichen Hingabe ihrer selbst an die heilige Vorsehung bewirkt wird ... und es scheint, dass Gott uns gerade dieses Mittel schenkt, um uns zu unserem Ziel zu führen und zur vollkommenen Einheit unserer Seele mit Ihm."[3] Dieses Gebet des simple remise en Dieu oder des "einfachen Wartens vor Gott"[4] macht uns total empfänglich für die göttliche Vorsehung und ist das gebetsartige Äquivalent des Grundsatzes "Nichts begehren, nichts abschlagen".

 


                                      "Nichts begehren"

Was bedeutet "nichts begehren, nichts wünschen" anderes als eine Haltung, die uns nach den Plänen der Vorsehung gestaltet und geformt haben will. Wie Maria bei ihrem Fiat sind wir zufrieden, vor Gott da zu sein, immer verfügbar und bereit, das anzunehmen, was sein geliebter Wille von uns will oder uns zustoßen lässt, ganz gleichmütig, mindestens auf der Spitze unserer Seele, gegenüber allem anderen, so lange sein Wille in und durch uns erfüllt wird.

 

                             "Nichts abschlagen"

"Nichts begehren" kann als Zusammenfassung der Bücher 6 und 7 der Abhandlung über die Gottesliebe bezeichnet werden, wo uns gesagt wird, dass die affektive Einheit unserer Herzen mit Gott im Gebet uns die reine Fähigkeit für die Erfüllung seines Willens in unserem Leben schenkt. "Nichts abschlagen" ist die daraus folgende Offenheit für alles, das der Geliebte von uns durch seinen ausdrücklichen Willen (Buch 8 der Abhandlung) wie durch den Willen seines Wohlgefallens (Buch 9 der Abhandlung) verlangt. Gottes ausdrücklicher Wille zeigt sich in seinen Geboten, Räten und Eingebungen, während der Wille des göttlichen Wohlgefallens sich uns, oft schmerzvoll, durch die laufenden Ereignisse kundtut, die uns im Leben zustoßen und die ihren Zenith erst im Augenblick des Todes erreichen.

Eine kurze Zusammenfassung dieser Kernlehre der Abhandlung über die Gottesliebe liefert uns die hl. Johanna von Chantal, wenn sie in folgender Weise über das Gebet spricht: "Geh mit Glauben zum Gebet, verbleibe dort mit Hoffnung und geh davon nur mit Liebe weg, die nur diesen einen Akt und dieses Leid verlangt."[5]

Wir sollen das Gebet nur mit Liebe verlassen. Liebe ist sicher das Hauptkennzeichen des salesianischen Geistes. Liebe ist sowohl das ersehnte Ziel, die Einheit mit Gott, wie auch das vorzügliche Mittel, der liebende Dienst am Mitmenschen.

 

                               "Dieser eine Akt"

spricht von der Bereitschaft, vom Gebet - der Erfahrung der liebenden Einheit mit Gott - wegzugehen, um auf die Anforderungen der Nächstenliebe zu antworten. Für Franz und Johanna ist das einfach die Bereitschaft, von einer Form der liebenden Einheit mit Gott in eine andere zu wechseln, eine Bereitschaft, die affektive Liebe zu verlassen, um eine Form der effektiven Liebe zu üben. Diese effektive Liebe manifestiert sich auf zwei Arten, entweder darin, dass wir tun, was Gott von uns verlangt, oder dass wir annehmen, was er uns "in Leben und Tat" zustoßen lässt.[6] In der effektiven Liebe legen wir unsere eigenen Angelegenheiten und Interessen beiseite, um auf die Nöte unserer Mitmenschen in einer konkreten, fußwaschenden Liebe einzugehen. Wir verlassen eine Erfahrung des ersten Gebotes der Liebe, um auf die Anforderungen des zweiten zu antworten. In jedem Fall werden wir darauf nur vom göttlichen Willen hingewiesen, der sich uns durch die Umstände des gegenwärtigen Augenblicks zeigt.

 

                              "Dieses eine Leid"

Nur jemand, der die großen Leiden dieser bemerkenswerten Frau nicht kennen würde, könnte überrascht sein, einen solch bitteren Ausdruck in ihrer Lehre über das Gebet zu finden. Im Gebet fand sie Sinn, oft nur auf dem höchsten Punkt ihrer Seele, für ihre großen Leiden, diese Tragödien, Verluste, geistlichen Versuchungen und dunklen Nächte, die einen so großen und langen Teil ihres ereignisreichen Lebens ausmachten. Sie lehrte von dem, was sie selbst erfahren hatte: Liebe ist keine Haarspalterei sondern nur die Sehnsucht, eins mit Gott zu sein, ganz gleichmütig dem gegenüber, was er will, und sogar dann, wenn sein Wille oder seine Zulassungen die geistlichen, zwischenmenschlichen, körperlichen und seelischen Prüfungen des Lebens sind. Heroische Liebe vertraut mit gelassenem Vertrauen auf die Güte der Vorsehung Gottes.

Wie das vorige Zitat nahe legt, starb die hl. Johanna von Chantal so, wie sie gelebt hatte, in einer Haltung des "einfachen Wartens vor Gott". Es überrascht uns daher nicht, dass ihre Antwort, als der Kaplan ihr sagte, dass Jesus nahe sei und sie fragte, ob sie zu dem hinausgehen wolle, der gekommen war, um sie abzuholen, einfach die war: "Ja, Pater, ich gehe. Jesus, Jesus, Jesus!"[7] Ihr Leben war immer eine reine Offenheit für den göttlichen Willen. Nichts begehrend, nichts abschlagend, blieb sie durch das Gebet in der Einheit mit dem Geliebten und verließ dieses Einssein nur, wenn er sie rief, etwas für den Nächsten zu tun oder etwas zu erleiden, das ihr zustieß, wobei sie allem übrigen gegenüber gleichmütig blieb. Als er sie schließlich zum letzten Mal rief, lief sie ihm entgegen, der von Ewigkeit her zu ihr sagte sowie sie zu ihm: Tenui nec dimittam, "Ich packte ihn und ließ ihn nicht mehr los!" (Das Hohelied 3,4)

Es ist für uns eine Ermutigung zu sehen, wie diese heroische Großherzigkeit des Geistes belohnt wird. Der hl. Vinzenz von Paul beschreibt das in einer Vision, die er beim Tod der hl. Johanna von Chantal, mit der er in einer besonderen geistlichen Freundschaft verbunden war, erfahren hat:

      "Da erschien ihm eine kleine Feuerkugel, die von der Erde zu den höheren Regionen aufstieg und sich dort mit einer anderen Kugel vereinigte, die größer und leuchtender war, so dass aus diesen beiden eine wurde, immer höher stieg und schließlich noch einmal mit einer Kugel verschmolz, die unvergleichlich größer und strahlender war als die anderen ..."[8]

Im Tod stieg die Seele der hl. Johanna auf, um der ihres besonderen Freundes Franz von Sales zu begegnen. Im Tod mit ihm vereint, wie sie das einst im Leben waren, stiegen sie gemeinsam auf, um ihren Geliebten zu treffen und mit ihm für immer selig zu sein!

 


                                         Mein Kalender

 

Von 10. - 22. September werde ich in Namibia sein, um die kanonischen Visitation dieser Region abzuhalten. Ich werde dabei an den gemeinsamen Exerzitien der beiden südafrikanischen Regionen teilnehmen, die vom Generalmissionskoordinator P. Josef Költringer gehalten werden. Von 8. - 15. Januar 2005 werde ich mit dem Generalökonom in Rom sein. Von 15. - 26. Januar 2005 wird sich der Generalrat in Indien treffen. Von 28. Februar bis 14. März 2005 werde ich in Begleitung von P. Mark Mealey die kanonische Visitation der österreichisch-süddeutschen Provinz durchführen. Das Treffen der Vorbereitungskommission wird vom 31. Juli 2005 bis 5. August 2005 an einem Ort stattfinden, der erst noch entschieden wird. Anfang September 2005 wird die kanonische Visitation der italienischen Provinz stattfinden, während der voraussichtlich auch ein Wahlkapitel abgehalten werden wird.

 

Begleitet mich bitte im Gebet um den Erfolg dieser kommenden Besuche und Ereignisse!

 

 

 

 

                                                                     In brüderlicher Verbundenheit

                                                                      durch unseren heiligen Patron

                                                              und unsere heiligmäßigen Gründer,

                                                                             Lewis S. Fiorelli, OSFS,

                                                                                            Generaloberer



[1] André Ravier, S.J., Saint Jeanne de Chantal: Noble Lady, Holy Woman (übs. v. Mary Emily Hamilton) (San Francisco: Ignatius Press, 1989), S. 210.

[2] Geistliche Konferenz XXI, "On the Subject of Asking for Nothing and Refusing Nothing," S. 399-406, Gasquet and Mackey Ausgabe (Westminster, MD: The Newman Press, 1962); für eine neuere Übersetzung dieser Konferenz s. Band II der Geistlichen Konferenzen des hl. Franz von Sales (neu übs. von Fr. Ivo Carneiro, MSFS (Bangalore: SFS Publications, 1998), “The Last Conference,” S. 161-177.

[3] Conseils de direction, 337, zit. in Wright and Power, Francis de Sales, Jane de Chantal: Letters of Spiritual Direction (übs. von Sister Péronne Marie Thibert, V.H.M.) (New York: Paulist Press, 1988), S. 52.

[4] Ebda.

[5] Briefe der Seelenführung, S. 51.

[6] Abhandlung über die Gottesliebe, Buch 7, Kap. 8.

[7] Ravier, Saint Jeanne de Chantal, S. 210.

[8] zit. in Wendy M. Wright, Bond of Perfection: Jeanne de Chantal & François de Sales (New York: Paulist Press, 1985), S. 208.