Es lebe Jesus!
22.
Rundbrief des Generaloberen Mai
- Juni
Lewis S. Fiorelli, OSFS 2004
"Standespflichten"
Wenn Mitglieder der Vereinigung des hl. Franz
von Sales, einer Laiengruppe, mit denen ich seit Jahren zusammenarbeite, eine Zusammenkunft
nicht besuchen können oder eine Aufgabe oder etwas anderes nicht zeitgerecht
erledigen können, dann heißt ihre Erklärung immer "Standespflichten".
Sie beziehen sich dabei auf die salesianische Lehre, dass die Standespflichten,
die jemand z.B. als Ehegatte, Familienvater oder Lehrer hat, für uns der erste
Platz des Willens Gottes sind und dass diese Pflichten deshalb die höchste Priorität
in der Reihenfolge der Dinge, die zu tun oder zu erreichen sind, erhalten
müssen. Wegen der letzten Monate, die ungewöhnlich viel Reisetätigkeit in Bezug
auf meine eigenen "Standespflichten" verlangten, erscheint diese Ausgabe
des Rundbriefes später als üblich. Ich weiß aber, dass ihr das verstehen werdet.
Mutter Generaloberin
Es war am Ostermontag. Ich hatte gerade mit dem
Schreiben dieses Rundbriefes begonnen, als ich die traurige Nachricht erhielt,
dass Mutter Françoise-Isabelle Stiegler, die Generaloberin der Oblatinnen, vor
ein paar Stunden in Troyes verstorben war. P. Mark Mealey und ich begannen unverzüglich
Vorbereitungen zu treffen, damit wir rechtzeitig nach Troyes zum Begräbnis gelangen
konnten, das nur vier Tage später stattfinden sollte. Es war für uns eine Ehre,
bei diesem traurigen, aber zugleich hoffnungsvollen Anlass gemeinsam mit Generalrat
P. Konrad Esser die Kongregation vertreten zu dürfen.
Die Morgendämmerung des Freitags nach Ostern
war hell, sonnig und schön. Zeichen neuen Lebens waren überall sichtbar, besonders
auf den blühenden Bäumen und Frühlingsblumen in den vielen Parks von Troyes.
Die Natur schien die Freude der Osterzeit wiederzugeben und gab dem beginnenden
Tag einen erhebenden Hintergrund.
Am Morgen statteten wir dem Mutterhaus der
Oblatinnen einen kurzen Besuch ab. Wir verbrachten in der dortigen Kapelle, wo
der schlichte und versiegelte Sarg mit dem Leichnam der Generaloberin lag, ein
paar Augenblicke in stillem Gebet. Danach gingen wir vom Mutterhaus zum Kloster
der Heimsuchung, das nur ein paar Schritte entfernt ist. Unser Ziel war das
Grab der Guten Mutter. Im Laufe unseres Besuches im Kloster sagte uns die
Oberin, dass die Schwestern jeden Tag um 13:30 Uhr am Grab von Mutter Marie de
Sales Chappuis für ihre "Cousins und Cousinen", die Oblaten und
Oblatinnen des hl. Franz von Sales, beten. Ich weiß, dass es so wie mich selbst
auch euch freuen wird zu hören, dass diese heiligmäßigen Frauen täglich am einfachen
Grab der "Inspiration" zu unserer Kongregation beten. Beide
Oblaten-Kongregationen haben ihre Ursprünge in diesem ganz besonderen Kloster,
das mit dem Leben aller drei Gründer in inniger Verbindung steht.
Die Liturgie mit dem Bischof, der auch predigen
sollte, war für 14:00 Uhr angesetzt. Lange vorher begann sich die aus dem 15.
Jahrhundert stammende, imposante Kathedrale von Troyes mit Hunderten von
Trauergästen zu füllen, darunter zwei Bischöfe, viele Konzelebranten,
Oblatinnen, Heimsuchungsschwestern, Verwandte und Freunde der Generaloberin.
Ich war stolz, dass auch eine Reihe von Oblaten anwesend war. Sie waren aus
Frankreich, Holland, Deutschland, Italien, Monaco und den Vereinigten Staaten
gekommen. Jene von euch, die persönlich nicht kommen konnten, waren sicher im
Gebet und im Geist anwesend. Die Oblatinnen wissen das auch.
Es wurden bei diesem Anlass der Generaloberin
viele Gesten der Liebe und Wertschätzung erwiesen. Ich war besonders von der
bewegenden Geste der Oblaten aus Holland berührt. Zur Erinnerung, wie sehr sich
Mutter Françoise-Isabelle über ihr Geschenk von 100 gelben Rosen bei der Seligsprechung
der hl. Léonie Aviat gefreut hatte, brachten sie nun 100 rote Rosen mit, um
deren würdige Nachfolgerin zu ehren.
Am Ende der Auferstehungsmesse war jeder
Trauergast eingeladen, zum Sarg hinzugehen und ihn im Zeichen des Kreuzes mit
Weihwasser zu besprengen. Mit dieser einfachen Geste wurde jeder von uns an
seine Taufe in das Wasser des Todes und der Auferstehung Jesu erinnert. Wir empfanden
Trost durch die Hoffnung, die aus diesem erlösenden Wasser entspringt.
Nach der Hl. Messe wurden die nächsten
Familienmitglieder und die Oblaten und Oblatinnen beider Kongregationen zum
Friedhof von Troyes gefahren, wo der Leichnam in der sicheren Hoffnung auf die
Auferstehung der Erde übergeben wurde. Am Friedhof herrscht Platznot, deshalb
ist der Bestattungsplatz der Oblatinnen tief in die Erde gegraben und umfasst
mehrere Ebenen. Die sterblichen Überreste der Mutter Generaloberin wurden auf
eine dieser Ebenen gelegt, und dort wird Sr. Françoise-Isabelle im Tod inmitten
der Schwestern liegen, die sie im Leben so sehr geliebt und denen sie gedient
hatte!
Im Haus Cité Aviat folgte ein schlichtes
Zusammensein, zu dem alle eingeladen waren, die an der Auferstehungsmesse teilgenommen
hatten. Cité Aviat, ein apostolisches Werk für die Arbeitermädchen, stammt aus
der Zeit von P. Brisson und Mutter Aviat. Sterbebildchen wurden ausgeteilt, die
eine lächelnde Generaloberin beim Anlass der Heiligsprechung von Mutter Aviat
zeigen. Wie passend, denn diese Heiligsprechung war sicher die größte Errungenschaft
ihres Lebenswerkes. Ich kann mir nur das himmlische Zusammentreffen zwischen
diesen beiden heiligen, begabten und großherzigen Frauen vorstellen!
Das Sterbebild beinhaltet ein Wort, das von der
Generaloberin zum Anlass der Heiligsprechung von Mutter Aviat geprägt wurde:
"Glücklich, wer sich an dich hält. Er wird Frucht bringen und diese Frucht
wird Bestand haben." Sie sprach von ihrer Gründerin, aber wer sie kennt,
wird in diesen Worten eine zutreffende Beschreibung von ihr selbst finden.
Ihre letzten Worte waren: "Alles aus Liebe."
Sie drücken aus, wie sie ihr eigenes Leben führte und wie sie mit anderen in
ihrem Leben umging, mit Gott und den Menschen. Denn in der salesianischen
Tradition ist Liebe sowohl eine Vereinigung des Willens mit Gott in jedem gegenwärtigen
Augenblick wie auch ein selbstloser und leidenschaftlicher Dienst an anderen,
am meisten an den Notleidenden.
An
dieser Stelle möchte ich die kurzen Gedanken wiedergeben, die ich nach der hl.
Kommunion an diesem Tag gesagt habe:
"Bischof Stenger, Sr. Thérèse-Espérance,
liebe Oblatinnen und Oblaten-Mitbrüder, Freunde und Verwandte von Mutter Françoise-Isabelle!
Vor zehn Jahren, bald nach ihrer Wahl zur Generaloberin habe ich ein Glückwunschschreiben
an Mutter Françoise-Isabelle gerichtet, in dem ich ihr meine persönliche
Freundschaft und Unterstützung zugesichert habe. In diesem Brief habe ich
außerdem meinen großen Wunsch ausgedrückt, dass unsere beiden Kongregationen in
den kommenden Jahren in gegenseitiger Wertschätzung und Herzlichkeit stärker zusammenwachsen
sollten. Schließlich, so schrieb ich, haben wir einen gemeinsamen Gründer. Täglich
ernähren wir uns vom selben "salesianischen Brot". Für unsere beiden
Kongregationen ist das Geistliche Direktorium das vorzügliche Mittel einer
ständigen und liebenden Einheit mit Gott und mit seinem heiligen Willen für
uns. Ich schrieb ferner, dass ich hoffte, sie und ich würden eine besondere
geistliche Freundschaft pflegen, die als Gleichnis und Vorbild für die
Mitglieder unserer beiden Kongregationen dienen würde. Zu meiner Freude antwortete
Mutter Françoise-Isabelle auf meinen Brief mit einem Schreiben, das denselben
Geist und einen ähnlichen Wunsch zum Ausdruck brachte.
Seit diesem Augenblick habe ich in meiner
Wertschätzung für diese begabte und heiligmäßige Frau niemals gewankt. Immer
wieder hat sie in den darauf folgenden Jahren gemeinsam mit ihrer gesamten
Kongregation ihre Arme und ihr Herz für "ihre jüngeren Brüder"
geöffnet. Im Laufe der Zeit sind die Mitglieder unserer beiden Kongregationen -
zu unserer gemeinsamen Freude - im Band der Liebe und Freundschaft, dem Band
der Vollkommenheit, enger zusammengewachsen.
Die
Mitglieder der Kongregation der Oblaten des hl. Franz von Sales haben durch den
Tod von Mutter Françoise-Isabelle eine gute Freundin verloren. Die Mitglieder
der Kongregation der Oblatinnen des hl. Franz von Sales haben eine geistvolle
und weise Mutter verloren, die wusste, wie man im Geist des "Suaviter et
Fortiter" leiten muss und wie man durch sanfte Überzeugung und das Beispiel
selbstlosen Dienstes "die Herzen gewinnt". Diese liebenswerte Frau
war rastlos in ihren Bemühungen für die Schwestern und ihre vielen Apostolate
in der ganzen Welt. Sie war wirklich "Mutter" und
"Freundin" zu jeder von ihnen. Wie ihre heilige Gründerin, St. Léonie
Aviat, arbeitete sie unermüdlich für das Glück der anderen. Jeder von uns hier
ist Zeuge dieses Lebens, das so großartig gelebt wurde!
Christen
in der ganzen Welt feiern in dieser Woche die Freude über die Auferstehung des
Herrn! Wir Oblaten und Oblatinnen beider Kongregationen freuen uns, dass unsere
liebe und gute Mutter nun kennt, "was kein Auge gesehen und kein Ohr
gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist", was denen
bereitet ist, die Jesus lieben und die Jesus leben. Sie ist jetzt glückselig,
denn sie lebt für immer mit dem Einen, den sie immer geliebt hat! Sie haben
einander festgehalten und werden sich niemals loslassen: 'Tenui nec dimittam!'
Ich
schließe mit dem Gebet der hl. Johanna von Chantal. Möge es ein Trost für uns alle
sein, die wir jetzt trauern: 'Finde Kraft in der zuversichtlichen Hoffnung,
dass wir eines Tages alle in der Freude einer glückseligen Ewigkeit vereint
sein werden!'
Gott sei
gepriesen!"
Dezember: Besuch in Haiti
Ein paar Wochen vor Weihnachten habe ich die
kanonische Visitation der Wilmington-Philadelphia-Provinz mit einem Besuch bei
P. Thomas Hagan in Haiti abgeschlossen. Zwei andere Oblaten haben mich dabei
begleitet. Der kurze Besuch fand einige Wochen, bevor das Land wieder in ein
großes Chaos stürzte, statt. Bedrückende Armut ist das Los des größten Teils
dieses Landes sowie seiner Menschen. Die Regierung, offenkundig ungeeignet und
unverschämt korrupt, trägt wenig zur Abhilfe bei. Ohne die Hilfe guter und großzügiger
Menschen aus anderen Ländern würden die Leute in Haiti ohne Hoffnung sein. Mit
den Freiwilligen und der finanziellen Unterstützung seiner Gründung "Hands
Together" ist P. Hagan in der Lage, die Frohe Botschaft zu vielen Bewohnern
dieses Landes zu bringen, und sie außerdem mit Nahrungsmitteln, Medizin und
Ausbildung zu versorgen, um ihnen menschliche Würde und Lebenschancen zu geben.
Die Leute, die er in der Hauptstadt von Haiti betreut, sind so arm, dass einige
von ihnen darauf angewiesen sind, so genannte "Schlamm-Kuchen" zu machen.
Sie stellen diese mit verseuchtem Wasser und Schlamm her, essen und verkaufen
sie!
Das Umfeld, in das "Père Tom" ein
wenig menschliche Freude und salesianische Hoffnung zu bringen vermochte, ist
nicht in entsprechende Worte zu fassen. Jedes seiner Ausbildungszentren trägt
einen salesianischen Namen, und man findet dort viele salesianische Bilder. Ich
bewundere, wie sie in diesem Umfeld ihren Schülern und deren Familien ein
Gefühl von salesianischem Optimismus vermitteln können. Sie erzählten mir, dass
er jeden Tag einige Male nach Cité Soliel gehe, einen Stadtteil, den sie
selbst, die den Ärmsten der Armen dienen, nur mit Angst aufsuchen würden. Es
ist ein gefährlicher, oftmals gesetzloser Slum. Aber dort leben seine Leute,
und deshalb geht er dorthin.
Inmitten all dieser Armut und menschlicher
Entwürdigung leben auch gute und vornehme Leute. Ich habe eine Reihe von jungen
Männern getroffen, die trotz aller Schwierigkeiten eine Ausbildung erhalten
haben und jetzt ein kleines Einkommen beziehen. Viele von ihnen helfen
"Père Tom", oft unter dem Einsatz ihres Lebens. Einige von seinen
Arbeitern in der Stadt und anderswo im Land sind tatsächlich ermordet worden.
Viele andere sind bedroht und ernsthaft belästigt worden. Etwa acht von den
jungen Männern, die ich getroffen habe, möchten mehr über die Oblaten wissen
und haben mir seit meiner Abreise Briefe geschrieben, in denen sie ihr
Interesse an unserer Kongregation zum Ausdruck bringen. Ich habe P. Josef
Költringer, den Generalmissionskoordinator, gebeten, sie zu besuchen, wenn er
im Mai zu einem Treffen des Komitees für den Chablais Fonds in die Vereinigten
Staaten kommt. Er plant einen Besuch in der Dauer von vier oder fünf Tagen,
nach dem wir uns dann treffen werden. Bitte, betet für Haiti und seine Leute, besonders
für jene, die von "Père Tom" betreut werden!
Einige neuere Entwicklungen
Wie ihr sicher schon erfahren habt, wurde P.
Aldino Kiesel während der kanonischen Visitation im Februar zum neuen Regionaloberen
der Region Südamerika gewählt. Dadurch war eine Stelle im Generalrat neu zu
besetzen. Ich freue mich euch mitteilen zu dürfen, dass P. Leoclides Dalla Nora
zu seinem Nachfolger ernannt wurde. Auf Grund seiner Arbeit in der Ausbildung,
in der Seelsorge und als Regionaloberer bringt er einen Reichtum an Erfahrung
in den Generalrat ein. Wir heißen ihn willkommen! Die weise und freundliche Art
von P. Aldino Kiesel wird uns im Generalrat fehlen, aber wir freuen uns, dass
er seinen Mitbrüdern nun an so einer wichtigen Stelle dienen wird.
Ich freue mich bekannt geben zu dürfen, dass
die Kongregation einen neuen Generalökonom hat, P. Robert Mancini aus der Wilmington-Philadelphia
Provinz, und einen neuen Assistenten des Generalökonoms, P. Konrad Esser aus
der Deutschen Provinz. Ich möchte diesen zwei sehr kompetenten Mitbrüdern dafür
danken, dass sie diese verantwortungsvollen Aufgaben für die Kongregation
übernommen haben. Ich möchte auch P. John Crossin aus der
Wilmington-Philadelphia Provinz für die vielen Jahre seines großherzigen
Dienstes als Assistent des Generalökonoms danken. In den nächsten Monaten wird
er helfen, dass ein reibungsloser Übergang vor sich gehen kann.
Im März habe ich die kanonische Visitation der
Provinzen Deutschland und Holland durchgeführt und den Mitbrüdern der Oblatengemeinschaft
in der Schweiz und jenen von St. Karl in Monaco kurze Besuche abgestattet.
Danach war ich eine Woche in Rom, von wo aus ich einige Besuche in der italienischen
Provinz machte. P. Josef Lienhard wurde zum neuen Provinzial der Deutschen
Provinz und P. Kees Jongeneelen für eine dritte Amtszeit zum Provinzial der
Holländischen Provinz gewählt. Beide Provinzen sind damit in den Händen sehr
fähiger Mitbrüder. Ich möchte P. Leo Vieten, dessen Amtszeit als Provinzial am
30. Juni 2004 endet, für seinen Dienst an der Deutschen Provinz herzlich
danken.
Am 1. April 2004 habe ich die meisten
Mitglieder der Italienischen Provinz gemeinsam mit ihren Familienmitgliedern
und Freunden bei der Segnung des wunderschön renovierten Hauses in Assisi getroffen.
Nach einem Rundgang durch das Haus wurde in der Kapelle die Hl. Messe gefeiert,
bei der aller Oblaten, die mit diesem früheren Scholastikat in Verbindung
stehen, in besonderer Weise gedacht wurde. Nach dem Gottesdienst wurde ein
festliches Mahl gehalten, während dessen das Goldene Jubiläum der Italienischen
Provinz (1954 - 2004) eingeleitet wurde. Ich weiß, dass ihr gemeinsam mit mir
den italienischen Mitbrüdern zu ihrem Goldenen Jubiläum als Provinz und zur vor
kurzem gefeierten Profess ihrer zwei Scholastiker gratulieren wollt. Sie sind
helle Zeichen der Hoffung und eines neuen Wachstums.
Das Mitgliederverzeichnis und Nekrologium 2004
ist von Indien aus verschickt worden. Hoffentlich haben es alle von euch mittlerweile
erhalten. Ich denke, dass euch das neue Format gefallen wird und dass ihr es
brauchbar finden werdet. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass sein Inhalt auch
auf der Webseite der Kongregation (www.desalesoblates.org/osfs.htm)
zu finden ist und monatlich auf den neuesten Stand gebracht wird. Ich möchte
Robert A. Carlston und Johann Angleitner für ihre Arbeit an diesem Projekt
danken, sowie unseren Mitbrüdern in Indien für ihre viele Arbeit mit dem Druck
und dem Versand.
Die Internationale Kommission für
Salesianische
Spiritualität (ICSS)
In
einem meiner letzten Rundbriefe habe ich von der Ernennung von P. Joseph Chorpenning
zum neuen Vorsitzenden der Internationalen Kommission für Salesianische Spiritualität
berichtet. In diesem Rundbrief gebe ich mit Bedauern das Ausscheiden von P.
Jean Gayet aus dieser Kommission bekannt. P. Gayet hat viele Jahre mit großem
Einsatz in dieser Kommission mitgearbeitet. In den letzten Jahren hat er mit
viel Mühe die Werke des hl. Franz von Sales und die Schriften von P. Brisson,
einschließlich der neuen Milleniums-Ausgabe der Werke unseres Gründers, eingescannt
und auf CD-ROM gebrannt. Er hat außerdem zahllose Bilder von Gemälden, Statuen
und anderen salesianischen Kunstwerken digitalisiert und auf CD-ROMs gesammelt.
Ich kann wirklich sagen, dass er in der ICSS schmerzlich vermisst werden wird.
Ich bin sehr dankbar, dass er weiterhin meine Rundschreiben ins Französische
übersetzen wird.
Der Generalrat hat P. Dirk Koster aus der
Holländischen Provinz zum Nachfolger von P. Gayet bestimmt. Seine jüngste Biographie
des hl. Franz von Sales ist ein wichtiger Beitrag zur zeitgenössischen
Wertschätzung der Person, des Lebens und der Arbeit des heiligen Gentleman. Zur
Zeit erforscht P. Koster das Leben und die Zeit von P. Brisson, um eine
zeitgemäße Biographie unseres Gründers vorzubereiten. Oblaten und Oblatinnen beider
Kongregationen freuen sich auf die Fertigstellung dieser Arbeit. Für viele von
uns wird sie eine frische Interpretation des Lebens und der Arbeit eines sehr
talentierten, eminent praktisch veranlagten und wahrhaft heiligmäßigen Mannes
sein. Für viele andere wird sie eine Einführung in das Leben eines Mannes der
Tat sein, dessen langes und unglaublich erfülltes Leben bei jedem Schritt von
brennendem Eifer und lebendigem Glauben geprägt war. Sie wird ein kraftvolles
Bild von einem der Vorläufer der modernen katholischen Sozialen Aktion und
eines Pioniers im salesianischen Verständnis von Bildung der ganzen Person zeichnen.
Wie schon die Biographie des hl. Franz von Sales wird auch diese neue Lebensbeschreibung
von P. Koster dem Leser ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut vor Augen
stellen. Schließlich verlangte auch Franz von Sales, dass alle Hagiographie
"Warzen und alles übrige" beinhalten soll. P. Koster bemüht sich um
diese Art von Biographie. Er wird deshalb ein Leben von P. Brisson schreiben,
in der wir von einem Mann lesen werden, in dem trotz aller menschlichen
Schwachheit die Gnade machtvoll triumphiert hat. Auf diese Weise wird er jedem
Leser Grund zur Hoffnung auf einen ähnlichen Triumph der Gnade in seinem oder
ihrem eigenen Leben geben, gleichgültig wie "gewöhnlich" dieses Leben
sein und wie unvollkommen es manchmal gelebt werden mag.
Die ICSS Kommission hat durch ihren
Vorsitzenden Beiträge von Oblaten und anderen salesianischen Wissenschaftlern
über die verschiedenen Dimensionen von menschlicher Begegnung erbeten. Diese
Beiträge werden in einem Buch gesammelt und aus Anlass des 400. Jahrestages der
ersten Begegnung zwischen den beiden geistlichen Freunden, Mitbegründern und
Heiligen, Johanna Franziska von Chantal und Franz von Sales (1604 - 2004)
herausgegeben werden.
Treffen der Höheren Oberen im Juli
In der Woche nach dem 25. Juli 2004 werden sich
die Höheren Oberen der Kongregation in Fockenfeld, Deutschland, treffen. Außer
den Berichten der Höheren Oberen selbst wird die Tagesordnung Berichte der
ICSS, des Generalökonoms, des Generalmissionskoordinators und des Archivisten
umfassen. Ein Workshop über Neustrukturierung wird von P. Séamus Finn OMI
gehalten werden. Es werden außerdem substantielle Berichte von den beiden Missionskomitees,
dem Komitee für die Missionen der Oblaten im 21. Jahrhundert und dem Komitee
über den Chablais Fonds vorgelegt werden. Die Vorsitzenden beider Komitees
werden anwesend sein sowie auch der Leitende Sekretär des Komitees für den
Chablais Fonds, P. James W. O'Neill.
Es ist zu hoffen, dass als Ergebnis der Arbeit
über die Neustrukturierung und die Missionen der Oblaten eine Reihe von
konkreten Vorschlägen formuliert werden wird, die zuerst der Vorbereitungskommission
des Generalkapitels im Jahr 2005 und dann, abhängig von dessen Entscheidung,
dem Generalkapitel im Jahr 2006 vorgelegt werden. Obwohl es erst in zwei Jahren
stattfinden wird, ist uns zunehmend klar, dass die Tagesordnung des Generalkapitels
2006 viel Arbeit und die volle Energie und viele Talente ihrer Teilnehmer verlangen
wird. Die Delegierten dieses Kapitels werden durch ihre Entscheidungen ein
Programm erarbeiten, das von der nächsten Generalleitung umzusetzen sein wird.
Das Fest der Heimsuchung
Weil die meisten von euch die Übersetzung
dieser Ausgabe des Rundbriefes vor dem 31. Mai, dem Fest der Heimsuchung,
erhalten werden, möchte ich ein paar Gedanken zu diesem großen Fest mit euch
teilen, das so zentral für die Geschichte der Heimsuchungsschwestern und für
die salesianische Spiritualität ist. Diese Gedanken haben eine Predigt zur
Grundlage, die ich vor einigen Jahren in der Heimsuchung von Washington zum
Fest Mariä Heimsuchung gehalten habe. Ich beziehe mich zunächst auf ein Kapitel
von P. Brisson, dessen genaue Stelle ich momentan nicht weiß. P. Brisson liebte
das Johannes-Evangelium und betrachtete es sein ganzes Leben hindurch. Als er
fast 90 Jahre alt war, kommentierte er Kap. 1, Vers 14: "Und das Wort ist
Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."
Er las
diesen Text im griechischen Original, wo es statt "hat unter uns
gewohnt" heißt: "er hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen" oder
noch besser: "er ist in unser Zelt gekommen".
Durch
sein Wort, das Fleisch geworden ist, hat Gott die engste Vertrautheit mit uns
gewählt. Das Bild des Zeltens mit uns würde natürlich die Leser von Johannes an
die frühe Geschichte der Israeliten denken lassen, in der sie als ein Volk von
Hirten den anmutigen Wegmustern ihrer Herden folgten, heute da und morgen dort
ihre Zelte aufschlugen, wo immer sie grüne Wiesen und lebensspendendes Wasser
fanden.
In
diesem Kontext sagt uns das Bild von einem Gott, der sein Zelt "unter
uns" aufschlägt, dass er nicht ein ferner und distanzierter Gott ist, der
in königlicher Abgeschiedenheit lebt, sondern ein Gott, der seine
"Freude" daran findet, unter denen zu sein, die er liebt, und ihnen
überall hin zu folgen, wo ihre nomadischen Wege sie hinführen. Was Ruth zu
ihrer Schwiegermutter sagt, spricht Gott zu den Menschen: "Wohin du gehst,
dahin gehe auch ich" (Ruth 1, 16).
Der
Ausdruck "unter uns zelten" legt eine große Vertrautheit nahe.
"In unser Zelt kommen" spricht sogar von einer noch größeren Vertrautheit.
Gott kommt in unser Zelt, das heißt, er ist im Auf und Ab unseres täglichen
Lebens zu finden. Er bringt nicht sein eigenes Zelt mit, das er dann zwischen unseren
Zelten aufschlägt. Nein, unser Zelt wird zu seinem Zelt! Denn er ist der
Emmanuel, der Gott mit uns!
P.
Brisson zog einige Schlüsse aus dieser Leseart von Joh 1,4. Gott ist kein
Fremder zu uns, er ist Freund. Er ist nie fern von uns oder schwierig zu
erreichen. Er lebt im wirklichen Zelt unseres täglichen Lebens, wo wir zusammen
leben und arbeiten. Da spricht er zu uns und wir zu ihm. Jeder Oblate sollte
sein tägliches Leben so führen, dass diese Vertrautheit mit Gott im Alltag
gelebt wird.
Kurz, P.
Brisson fand in diesem Text eine biblische Grundlage für die salesianische Betonung
der göttlichen Tiefe, die in den gewöhnlichen Ereignissen zu finden ist, die in
der Ebbe und Flut unseres täglichen Lebens vor sich gehen, in unserem täglichen
Umgang innerhalb unserer Familie oder Gemeinschaft oder mit jenen, denen wir in
unseren verschiedenen Aufgaben dienen. Weil Gott durch sein Fleisch-Werden in
alles Menschliche eingetreten ist - besonders in die menschlichen Beziehungen -
ist allem Leben eine göttliche Tiefe eigen, wie "gewöhnlich" es auch
sein mag. Es gibt in salesianischem Verständnis nichts "Gewöhnliches"
im "gewöhnlichen, alltäglichen Leben"!
Was sagt
uns diese Interpretation von Joh 1,14 am Fest der Heimsuchung? Viele sehen die
Bedeutung dieses Festes nur in den außergewöhnlichen Söhnen, die unter dem Herzen
dieser zwei bemerkenswerten Frauen lagen und in der Erlösungstat, die damit
begonnen hat.
Aber
unsere Interpretation von Joh 1,14 auf der Grundlage der Gedanken von P. Brisson
entdeckt seine Bedeutsamkeit auch in der Herzlichkeit und Liebe, in der
konkreten Hilfe und im Beistand, den eine Cousine der anderen in den Tagen oder
Wochen einer schwierigen Schwangerschaft erweist. Wie Franz von Sales sagen
würde, haben diese zwei Frauen Gott in ihren Herzen lange vor den wundersamen
Empfängnissen in ihren Leibern empfangen. Wie haben sie das getan? Durch ihre
einzigartige Treue zu seinem Willen in jedem Augenblick ihres Lebens; und durch
ihre Fähigkeit, Gott im anderen zu finden, besonders in jenen, die in Not sind,
und dadurch, dass sie ihnen Achtung, Liebe und ihren Dienst erwiesen haben!
Wir
finden Gott sicher im festlichen liturgischen Augenblick bei der Feier des
Festes der Heimsuchung. Als Mitglieder der salesianischen Familie müssen wir
außerdem lernen, wie wir von der eucharistischen Liturgie in die Liturgie
unsers täglichen Lebens miteinander übergehen. Keine dieser Liturgien wird
ihren vollen Sinn haben, ohne innig mit der jeweils anderen verknüpft zu sein!
Lasst
uns einander dienen, wie Maria und Elisabeth es uns an diesem Fest vorzeigen:
in der Praxis der kleinen Tugenden untereinander, in den Winkeln und Ritzen des
gemeinsamen täglichen Lebens sowie in jedem gegenwärtigen Augenblick des Alltags.
Lasst uns das im Geist der Heimsuchung tun, sowohl in Einfachheit wie in
Freude, diesen großen salesianischen Tugenden.
Das Fest
der Heimsuchung ist die Feier des Herrn unter uns, im wirklichen Zelt unseres
gemeinsamen täglichen Lebens. Laden wir ihn ein, nehmen wir ihn mit Freude auf
und dienen wir ihm in Fröhlichkeit. Er ist unter uns. Er wohnt wirklich in
unseren Zelten!
Mein Kalender
Im Lauf des Treffens der Höheren Oberen wird
der Kalender für nächstes Jahr endgültig festgelegt werden. Nach dem
gegenwärtigen Stand sieht er so aus: 25.-30. Juli - Treffen der Höheren Oberen,
gefolgt von einer Sitzung des Generalrates; 12.-19. September - kanonische
Visitation der Region Namibia während der gemeinsamen Exerzitien der zwei
afrikanischen Regionen; 28. Oktober bis 2. November - Treffen der Zweiten
Föderation der Heimsuchungsschwestern in Wheeling, West Virginia; 18.-21.
November - Exerzitien zur Gelübdeerneuerung im Heimsuchungskloster in Rockville,
Virginia; Januar 2005 - Treffen des Generalrates in Indien.
Andachtsleben der Oblaten
Es gibt wieder Andachten! Ich hatte gehofft, in
diesem Brief einige Gedanken über das "Andachtsleben der Oblaten" zu
entwickeln, aber der Zeitdruck der Reisetätigkeit und der
"Standespflichten" hat die Herausgabe dieses Rundbriefes ohnehin
schon verzögert, und so hoffe ich, über diese Frage in einer späteren Ausgabe
etwas schreiben zu können.
Die Schwestern Oblatinnen bereiten sich auf ihr
Generalkapitel im August 2004 vor: begleiten wir sie dabei im Gebet!
In brüderlicher
Verbundenheit
durch unseren heiligen
Patron
und unsere heiligmäßigen
Gründer,
Lewis S. Fiorelli, OSFS,
Generaloberer