Es lebe Jesus!

 

 17. Rundbrief des Generaloberen                                 Oktober

 Lewis S. Fiorelli, OSFS                                                       2001

 

 

 


                                                                           Hl. Léonie Aviat:

                                                    Mutter Franziska Salesia Aviat,

                                                     die neue salesianische Heilige

 

Am 25. November 2001 wird die salesianische Familie eine neue Heilige haben! Zu Ehren ihrer Heiligsprechung möchte ich kurz etwas über die hl. Léonie Aviat, Mutter Franziska Salesia, schreiben. Ich beginne meine Gedanken mit ein paar Bemerkungen über die zentrale Bedeutung von "Nazareth" in der Spiritualität unserer Gründer, denn dieser Schwerpunkt liefert einen hilfreichen Zugang zur "hemdsärmeligen" Heiligkeit dieser bemerkenswert gegenwartsbezogenen Frau und Heiligen.

Man kann viel über die Spiritualität der Heiligen aus ihren Lieblingsstellen in der Hl. Schrift erfahren. Wenn ich zum Beispiel etwas vom hl. Franz von Sales lese, beobachte ich aufmerksam, welche Schriftstellen er zitiert, paraphrasiert oder auf die er verweist. Auf diese Weise habe ich entdeckt, dass eine besondere Lieblingsstelle unseres Patrons Gal 2,20 ist: "nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir." Diese Stelle ist zentral für ein Verständnis seiner auf Jesus zentrierten Spiritualität: "Es lebe Jesus!" In Gal 2,19 betont der hl. Paulus, dass Christen nun tot sind, weil sie "mit Christus gekreuzigt worden" sind. Als Tote leben wir nicht länger; Christus lebt jetzt in uns und handelt durch uns. Und so teilt er weiterhin die Wirkungen seiner Erlösung durch Zeit und Geschichte hindurch mit. Unsere Rolle in all dem ist sehr einfach: "auf die Seite zu treten", um Raum zu schaffen, dass der Erlöser in uns leben und handeln kann und so von neuem als über die Erde Schreitender gesehen wird (vgl. Art. 16 der Satzungen). Wir wissen, dass wir auf Grund des ganz eigenen Gesetzes der Gnade in keiner Weise verdrängt werden, wenn Jesus in uns lebt. Im Gegenteil, nur so verwirklichen wir uns voll als die Personen, die wir sein sollten.

Nach unserem Gründer sollen wir für Jesus Raum schaffen, indem wir sowohl sein "inneres Leben" als auch sein "äußeres Leben" nachahmen, wie er das nennt. Wir sollen sein inneres Leben durch das Gebet und eine ständige Vereinigung unseres Willens mit dem seinen nachahmen. Sein äußeres Leben sollen wir vollständig nachahmen, sowohl die drei Jahre seines öffentlichen Wirkens als auch die dreißig Jahre seines verborgenen Lebens in Nazareth mit Maria und Josef. Unsere Existenz besteht darin, das Leben des Erlösers ganz für uns zu übernehmen (Artikel 16). Die Gute Mutter und P. Brisson verstehen die Nachahmung des "äußeren Lebens" Jesu in einer sehr realistischen, sogar greifbaren Weise. Deshalb sollen wir nach P. Brisson "handeln wie er gehandelt hat und essen, wie er gegessen hat; wir sollen seine Art annehmen, die Dinge zu sehen, zu denken, zu leben, zu sprechen. ... Jesus Christus ist das große Modell, das wir uns selbst zur Nachahmung geben, meine lieben Kinder. Wir müssen in unserem Leben sein ganzes Leben verkörpern, wie es eben in der Schrift dargestellt wird. Wie er gewesen ist, so müssen wir sein: im Gebet, in seinen täglichen Herzenserhebungen[?], in seiner innigen Einheit mit seinem Vater, in seinem Eifer für die Ehre Gottes und die Rettung von Seelen."

                                             (Positio, 151, Vortrag vom 7. März 1869)

 

Wiederholt kehrt P. Brisson zu diesem Thema zurück, den Erlöser in seinem inneren und äußeren Leben "zu verkörpern". Dieses Thema, das ursprünglich von der Guten Mutter stammt, ist wie ein vielschichtiger Diamant, den er ohne Ende faszinierend findet. Ich möchte hier nur eine dieser Schichten herausstreichen, weil ich glaube, dass sie für uns einen wichtigen Aspekt der Berufung und Heiligkeit von Léonie Aviat entschlüsseln kann. Diese Schicht ist die "Arbeit", wie sie sich im "äußeren Leben von Jesus aus Nazareth" darstellt. (Zum Folgenden vgl. Positio super virtutibus, S. 149 ff. und die dort zitierten Texte.)

P. Brisson spricht oft von der spirituellen Bedeutung der Arbeit, die er in der Bedeutsamkeit jedes Aspektes des Lebens Jesu für die Erlösung, einschließlich die Handarbeit, grundgelegt sieht. "Es war nicht nur zum Zeitpunkt seines Leidens", so lehrte er, "dass Jesus [uns die Erlösung] bewirkte, er bewirkte sie auch durch seine Arbeit" während der dreißig Jahre seines verborgenen Familienlebens in Nazareth. (Positio, S. 165 f.; Soeur Aimée de Sales de Cissey, Recueil de sourvenirs sur le père Brisson, 1889-1908, Bd. II, 1897, polyc. S. 41 f.).

Also ahmen wir Jesus durch unsere Arbeit nach. "Die Oblaten haben eine besondere Art, den Erlöser und unsere Liebe Frau nachzuahmen. Sie besteht in der Arbeit." Was hat Jesus in den dreißig Jahren vor seinem öffentlichen Wirken getan, als er ein Familienleben in Nazareth führte? "Er arbeitete." Wir Oblaten müssen deshalb von einer Liebe zur Arbeit erfüllt sein, weil wir durch sie das Leben des Erlösers in Nazareth nachahmen."

Und warum hat Jesus gearbeitet? Um uns die Armut zu lehren, die erfahren wird, wenn wir zu unserem Lebensunterhalt arbeiten. Jedes Mal, wenn wir im Vaterunser um unser tägliches Brot bitten, sollen wir deshalb daran denken, "dass ich heute mein Brot verdienen muss". Auf diese Weise ahmen wir den Erlöser nach, der während seines Lebens in Nazareth ebenso die Absicht hatte, "sein tägliches Brot zu verdienen."

Weil wir Jesus durch unsere Arbeit nachahmen, hatte Mutter Marie de Sales Chappuis "eine spezielle Wertschätzung für alles Geld, das durch eine kleine Handarbeit verdient wird. Sie nannte es 'Nazareth Pfennig (Positio, S. 165 f.)".

Wir sind vertraut mit dem sozialen Hintergrund, der zu den häufigen Äußerungen des Gründers über die Rolle der Arbeit im Leben Jesu und im Leben der Oblaten führte. Die säkularisierte Atmosphäre von Troyes in der Mitte des 19. Jahrhunderts war eine Bedrohung für den Glauben vieler Menschen, besonders der Jugendlichen. Diese Gefahr regte den priesterlichen Eifer von P. Brisson an. Er sah in Jesus dem Arbeiter einen Weg, um die Arbeiter in der Zeit der industriellen Revolution wieder zum Erlöser und zur Heilssendung der Kirche zurückzuführen. Aus diesem Grund rief er die Oblaten und Oblatinnen beider Kongregationen dazu auf, sich an die Front der kirchlichen Bemühungen zu begeben, um die Arbeiter und deren Welt für Christus zurückzugewinnen. Ausgerüstet mit dem Direktorium sollten sie alle denkbaren Mittel, einschließlich die Arbeit, nützen, um in deren Welt einzutreten, wie sie eben war, und sie zu retten. "Wir können die materiellen Bedingungen [unserer Gesellschaft] nicht ändern. Lasst uns deshalb mit beiden Füßen, ohne Zurückhaltung in sie eintreten, um sie zu retten" und sie zu Gott zurückzuführen (Tilburg 3,14-19). Dem Gründer war sehr bewusst, dass er mit dem Vorschlag, auf diese Weise vorzugehen, der Richtung von Papst Leo XIII folgte, der "erklärte, dass es die Arbeit ist, mit der die Welt wieder aufgerichtet werden muss" (Tilburg 3,19).

Als sie eine junge Internatsschülerin in der Heimsuchung von Troyes war, kam Léonie Aviat unter den Einfluss des bereits bekannt gewordenen Dienstes von P. Brisson für die jungen Arbeitermädchen. Die Schülerinnen der Heimsuchung halfen mit in der Unterstützung der Heime, die ihr Kaplan errichtet hatte, um für diese Mädchen ein liebevolles und helfendes christliches Umfeld zu schaffen. Léonies Einbeziehung in diese Projekte bewirkte "die Entwicklung ihres soziales Empfindens" ("Um mich selbst ganz zu vergessen", S. 23).

Sie fühlte bald die ersten Regungen einer Berufung zum Ordensleben. Angesichts der elterlichen, speziell väterlichen Gegnerschaft gegenüber ihrer Ordensberufung rieten ihr sowohl P. Brisson als auch die Gute Mutter, bis zum 21. Geburtstag zu warten, bevor sie diesem Ruf folgen sollte. Kurz vor diesem Geburtstag erhielt Léonie einen klaren Hinweis auf die Natur ihrer Berufung. Während sie in einer Brillenfabrik auf die Gläser für ihre Mutter wartete, die gerade repariert wurden, beobachtete sie die jungen Mädchen, die dort arbeiteten. Sie war besonders von der freundlichen und mütterlichen Art betroffen, mit der ihre Aufseherin sich um sie kümmerte. "Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, inmitten dieser Teenager zu sein, als eine ältere Schwester, die sie beriet, sie ermutigte, anwies oder tröstete." Sie sagte zu sich selber: "Wie sehr würde ich es lieben, mit diesen Mädchen zu arbeiten und ihnen Gutes zu tun!" Ihre Berufung war geboren: sie würde eine "Arbeiterin unter Arbeiterinnen" sein! (vgl. "Um mich selbst ganz zu vergessen", S. 7).

Tatsächlich hatte ihr P. Brisson schon einen Hinweis auf die Natur dessen gegeben, von dem er hoffte, dass sie es eines Tages gemeinsam realisieren würden. Seine Heime für die Arbeitermädchen von Troyes brauchten dringend die Leitung von soliden christlichen Frauen, die zusätzlich zur Unterweisung im Glauben und im Vorleben der Werte die harte Arbeit schaffen [?] würden, die solche Unternehmungen mit sich brachten. Hatte er ihr nicht als geistlicher Begleiter schon gesagt, die Zeit mit dem Warten bis zu ihrem 21. Geburtstag damit auszufüllen, dass sie lernte, wie man "schuftet"? "Schuften in diesem Sinn war ein besonderer Ausdruck in der Fabrik. Nur die Frauen aus niedrigerer Herkunft taten diese bescheidene Arbeit!" (Ebda., S 29).

Der Rest ist Geschichte. Die Oblatinnen wurden bald gegründet. Die neue Kongregation gestaltete ihr inneres Leben und viel von ihren religiösen Praktiken nach den Schwestern der Heimsuchung, mit denen Léonie, nun Mutter Franziska Salesia, und ihre erste Gefährtin, Lucie Canuet, ihre Ausbildungsjahre verbracht hatten. Aber ihr Leben sollte ein apostolisches sein. Als eine neue Art von Ordensleuten würden sie "Arbeiterinnen unter Arbeiterinnen" sein und sich auf diese Weise mit den jungen Arbeitermädchen identifizieren, denen sie dienten, während sie alles in ihrer Macht Stehende taten, um sie bei der Kirche und der Praxis des Glaubens zu halten. (Vgl. den Titel des 3. Kapitels in "Um mich selbst ganz zu vergessen".)

Nur ein einziges Zitat von der jungen Gründerin wird klarstellen, wie ganzheitlich sie diese neue Form des Ordenslebens auf sich nahm. Sie sagte im Gespräch mit ihren ersten Gefährtinnen: "Eure grundlegende Tätigkeit ist die Arbeit. Widmet euch dieser so großherzig als nur möglich. Geht zu eurer Arbeit, wenn die Glocke läutet, geht freudig hinaus, gemäß eurer Regel, als würdet ihr in die Kapelle gehen, um euer Stundengebet zu beten und Betrachtung zu halten, weil für euch die Arbeit eine fortgesetzte Betrachtung ist" (Ebda., S. 49).

Dank der Überlegungen von P. Brisson hatten Léonie und alle Oblatinnen, die ihr folgen sollten, ein Vorbild für das Leben, das sie führen sollten, nämlich Jesus selbst. Durch das innere Gebet und die ständige Einheit des Willens würden sie sein inneres Leben nachahmen. Durch harte Arbeit würden sie sein äußeres Leben nachahmen, wie es für sie durch den Hinweis des Gründers, dass sein Leben das eines Tischlers in Nazareth gewesen sei, symbolisiert worden ist. Angesichts der besonderen sozialen Nöte ihrer Zeit war dies der Weg, wie Jesus in ihnen leben und durch sie handeln sollte und noch einmal, zu ihrer Zeit und an ihrem Ort, als über die Erde Schreitender gesehen werden konnte.

Wenn es jemals einen Zweifel hinsichtlich der geistlichen Wirksamkeit dieser neuen Form von Ordensleben, eines durch und durch apostolischen Lebens mit einem tiefen kontemplativen Kern, gegeben haben sollte, dann werden die Ereignisse des 25. November 2001 diese Zweifel endgültig beseitigen. Denn mit diesem Tag wird die "Arbeiterin unter den Arbeiterinnen" die hl. Léonie Aviat, Mutter Franziska Salesia, sein!

 

                                                  Die Höheren Oberen treffen sich

                                                             mit den Novizenmeistern

Das 17. Generalkapitel regte "die Formulierung von gemeinsamen Richtlinien ... geeignet für die Ausbildung zum Ordensleben innerhalb der Kongregation" an (vgl. Anweisung Nr. 5). Als ein erster Schritt in der Umsetzung dieser Anregung wurden die Novizenmeister der Kongregation eingeladen, am Treffen der Höheren Oberen im Jahr 2001 teilzunehmen. Das Ziel dieses Treffens war sehr einfach: gemeinsam über das Noviziatsjahr nachzudenken, wie es in der gesamten Kongregation durchgeführt wird.

Im Verlauf einiger Tage tauschten die Novizenmeister sowohl im Plenum als auch in Sprachgruppen Ideen über einige Bereiche aus, die bereits vorher vorbereitet, übersetzt und verteilt worden waren. Unter Anderem umfassten diese Bereiche Folgendes: die Ziele, Herausforderungen und Nöte des Noviziatsjahres; ihrer verschiedenen salesianischen und Oblaten-spezifischen Komponenten; und den Raum von Gebet, Arbeit und Gemeinschaft im Leben der Novizen.

Wir haben ein Kapitel von P. Brisson aufgegriffen, in dem er seine Gedanken über die Struktur des Oblatennoviziates sowie die Eigenschaften und Tugenden darlegte, die er für die Novizen der Oblaten am meisten wünschte. Ein junger Priester aus der Diözese Paderborn, ein Experte in Fragen der Ausbildung zum Ordensleben, sprach zu uns über das Noviziatsjahr. Seine interessanten Überlegungen führten zum Nachdenken und ernteten viele zustimmende Kommentare.

Um den Anregungen, die von den Novizenmeistern im Laufe des Treffens formuliert wurden, besser nachgehen zu können, habe ich den Generalrat P. Aldino Kiesel zum Repräsentanten des Generalrates für die Novizenmeister und Ausbildungsverantwortlichen in der Kongregation ernannt. Weil er gegenwärtig in der Kongregation der am Längsten dienende Novizenmeister ist (elf Jahre), ist P. Aldino eine ausgezeichnete Wahl für diese Aufgabe.

Von Anfang an müssen die Parameter der Verantwortung von P. Aldino im Bereich der Ausbildung klar festgehalten werden. Die Satzungen stellen deutlich fest, dass der Provinzial oder Regionalobere die "erste Verantwortung für Berufepastoral und Ausbildung" hat (Art. 322). Deshalb wird es die Aufgabe von P. Aldino sein, nur in jenen Bereichen zu helfen, in denen Zusammenarbeit unter den Provinzen oder Regionen geplant ist. Einige Beispiele für diese Bereiche sind: Weisung Nr. 4 des 17. Generalkapitels, welche die Höheren Oberen der Kongregation einlädt, "die Machbarkeit und den Bedarf nach einer gemeinsamen Ausbildungszeit innerhalb der Kongregation zu erkunden"; und Weisung Nr. 5, welche die "Formulierung von gemeinsamen Richtlinien" anregt, die "für die Ausbildung zum Ordensleben in allen Provinzen und Regionen der Kongregation geeignet sind."

 

                                               P. Gore berichtet über die Ukraine

Fast drei Jahre lang hat P. William Gore aus der Wilmington-Philadelphia Provinz nun in der Ukraine gelebt und gearbeitet. Während dieser Zeit hat er das Charisma der Oblaten mit den Seminaristen geteilt, die er in Englisch und in salesianischer Spiritualität unterrichtet hat. Eine Reihe dieser jungen Seminaristen hat begonnen, ein Interesse an unserer Kongregation zu bekunden. Einige haben sogar schon Gemeinschaften der Oblaten besucht und für kurze Zeit in Apostolaten der Oblaten gearbeitet.

P. Gore bot den Höheren Oberen eine sehr ausführliche und informative Präsentation über seine bisherigen Erfahrungen und schloss mit Anregungen für die nächsten möglichen Schritte, um die Möglichkeit einer längeren Anwesenheit von Oblaten in der Ukraine zu erkunden. In diesem Bericht machte P. Gore klar, dass derzeit die größte Hilfe für ihn ein anderer Oblate wäre, dessen Anwesenheit ihm Gemeinschaftsleben ermöglichen würde, das er in diesen vergangenen drei Jahren sehr vermisst hatte.

Während meiner Visitation der Österreichisch-Süddeutschen Provinz im März und April bat ich die dortigen Mitbrüder, P. Gore in der Ukraine zu besuchen und Wege zu erkunden, wie sie ihm helfen könnten. Ich freue mich berichten zu können, dass vor diesem Treffen schon erste Kontakte geknüpft worden sind. Während unserer Tage in Fockenfeld wurden andere Möglichkeiten überlegt und frischer Enthusiasmus geweckt.

Zu diesem Zeitpunkt weiß nur Gott allein, wohin das in der Zukunft führen mag. Schon jetzt aber möchte ich P. Gore danken, dass er diesen mutigen und zeitweise sehr einsamen Schritt getan hat. Ich möchte auch seinem Provinzial und seiner Provinz danken, dass ihm dieser ermöglicht wurde, und für die großzügige Hilfe und den kürzlichen Besuch von P. John Hurley, dem Missionsprokurator der beiden amerikanischen Provinzen. Schließlich danke ich dem Provinzial und den Mitgliedern der Österreichisch-Süddeutschen Provinz dafür, dass sie sich meine Bitte zu Herzen genommen haben und ihr nachgehen.

Ich bitte euch alle, die ihr diesen Brief lest, dafür zu beten, dass diese und andere Bemühungen, um das schöne und ausgewogene Charisma der Kongregation in der Welt zu verbreiten, an Gottes Herz rühren werden. Nur Er kann die Frucht dessen hervorbringen, was ausgesät worden ist.

 

                                           Generalmissionskoordinator ernannt

Durch viele Jahre blieb das Generalstatut Nr. 28 nur Tinte auf einem Blatt Papier. Das 17. Generalkapitel hat das durch seine Forderung es umzusetzen geändert. Das überarbeitete Generalstatut Nr. 28 lautet: "Der Generalobere wird einen Generalmissionskoordinator ernennen, um als Bindeglied zwischen den Provinzen und den Missionsgebieten zu fungieren." Ich freue mich, mit Zustimmung seines Provinzials P. Konrad Haußner die Ernennung von P. Josef Költringer für diese Position verlautbaren zu dürfen. Mit seiner siebenjährigen Erfahrung als Missionar in Indien bringt P. Josef für seine neue Aufgabe die erwiesene Fähigkeit und einen unermüdlichen [?] Enthusiasmus für den missionarischen Charakter der Kirche und der Kongregation ein. Um seine Verantwortung, als "Bindeglied zwischen den Provinzen und den Missionsgebieten der Kongregation zu fungieren", erfüllen zu können, wird P. Josef in einem entsprechenden Zeitraum alle Missionen öfters besuchen. Er wird mit ihren Aufgaben vertraut werden sowie auch mit ihren gegenwärtigen und zukünftigen Nöten. Auf ständige Weise wird er diese Bedürfnisse der Generalleitung, den Provinzen, Regionen und Missionsprokuratoren vorlegen und in diesem Prozess versuchen, Bedürfnisse und Mittel auf eine faire und ausgeglichene Weise zu vereinen.

Ich freue mich, dass das Generalkapitel diese wichtige Aufgabe wieder ins Leben gerufen hat, und ich bin dankbar, dass so ein kompetenter und hart arbeitender Mitbruder sie angenommen hat!

 

                                            Ernennung des "Delegierten Oberen

                                                              für die Oblaten in Asien"

Indien ist das am schnellsten wachsende Gebiet der gegenwärtigen Oblatenwelt. Folgendes wird euch einen kurzen Blick auf dieses Wachstum ermöglichen. Derzeit gibt es in der Kongregation 17 Novizen. 12 von ihnen haben wir in Indien. Die Weisheit und der Mut von zwei aufeinander folgenden Generalkapiteln unter der Leitung meines Vorgängers P. Roger Balducelli tragen große Frucht!

Die Mission in Indien steht direkt unter der Zuständigkeit der Generalleitung. Für die unmittelbare Sorge und das tagtägliche Management hat das 17. Generalkapitel allerdings die Ernennung eines Mitbruders vorgeschlagen, "der für die existierende Gemeinschaft und für neue Gründungen in asiatischen Missionsgebieten verantwortlich ist. Er soll mit der nötigen Autorität für seine Arbeit ausgestattet sein." Ich freue mich verlautbaren zu dürfen, dass mit Zustimmung seines Provinzials P. Konrad Haußner nun P. Sebastian Leitner diese Aufgabe übernommen hat. Als Generalrat und Missionar in diesem Teil der Welt bringt P. Sebastian sowohl die Gewichtigkeit [?] als auch die Autorität ein, die von der Weisung des Generalkapitels verlangt worden ist.

Obwohl die Einzelheiten seiner "Postenbeschreibung" sich erst mit der Zeit entwickeln werden, verstehe ich sie gemeinsam mit dem Generalrat so, dass seine Position auf der Basis des täglichen Handelns mit der eines Regionaloberen vergleichbar ist, nur mit dem einen Unterschied, dass P. Leitner die größeren Anliegen und zukünftigen Richtungen dieses Teils der Welt mir und den Mitgliedern des Generalrates übermitteln wird. Gemeinsam mit ihm werden wir darüber nachdenken und entscheiden. Wenn allerdings eine Entscheidung gefällt worden ist, werden wir ihn ersuchen, sich um die Umsetzung vor Ort zu kümmern.

 

                                                                                         Monaco

Ich freue mich bekanntgeben zu dürfen, dass mit Zustimmung seines Provinzials P. Joseph Morrissey nun P. Mark Wrightson der Pfarre St. Karl als Kaplan zugeteilt worden ist und Mitte September 2001 diese Aufgabe angetreten hat. Ich hoffe, dass P. Wrightson in Abhängigkeit vom Ergebnis seines Entscheidungsprozesses, den er dort unternehmen wird, P. Cesare Penzo im September 2002 als Pfarrer nachfolgen kann.

Um den spirituellen Bedürfnissen einer wachsenden Zahl von Italienisch sprechenden Mitgliedern der Pfarre St. Karl und der Erzdiözese von Monaco zu entsprechen, hat Erzbischof Barsi verlangt, dass in nächster Zeit ein Oblate mit Kenntnissen in Französisch und Italienisch nach Monaco kommt. Wenn irgendein Oblate mit diesen Sprachkenntnissen interessiert ist, diese Möglichkeit zu erkunden und von seinem Provinzial die Erlaubnis erhält, das auch zu tun, soll er mich das bitte wissen lassen.

 

                                                              Personalverzeichnis und

                                                             Nekrologium im Internet

Das Personalverzeichnis der Oblaten und das Nekrologium können nun im Internet unter folgender Adresse gefunden werden: www.desalesoblates.org. Die Informationen, die dort zu finden sind, werden jedes Monat einem Update unterzogen werden. Wenn sich etwas ändert, sendet die Änderungen bitte an Herrn Robert Carlston, dessen E-Mail-Adresse auf dieser Website zu finden ist.

Weil nicht jeder Oblate Zugang zum Internet hat, werden die Informationen auf dieser Website als Grundlage für eine kurze, gedruckte Version des Personalverzeichnisses und Nekrologiums dienen. Die Arbeit an dieser gedruckten Version wird Anfang November beginnen. Weil deren Genauigkeit von der Genauigkeit der Informationen auf der Website abhängen wird, bitte ich euch nachzusehen, dass dort eure Daten korrekt sind.

Weil die Informationen im Internet praktisch für jedermann zugänglich sind, besteht eine zunehmende Sorge um die persönliche Sphäre. Wenn es daher irgendeine Information gibt, von der du NICHT willst, dass sie auch Nicht-Oblaten zugänglich ist, wie etwa private Telefon- und Faxnummern oder private E-Mail-Adressen, dann teile das bitte Herrn Carlston mit. Das wird dann von unserer Website, aus der OSFS-Datenbank und allen künftigen gedruckten Ausgaben des Personalverzeichnisses herausgenommen.

 

                                                                 Neuer Generalökonom

                                                                  und Assistent ernannt

Nach fünfzehn Jahren kompetenter und zuverlässiger Verantwortlichkeit für die materiellen und finanziellen Mittel der Kongregation hat P. John McGinley mit Wirksamkeit vom 15. August 2001 seinen Rücktritt als Generalökonom angeboten. Alle von uns, die zum letzten Treffen der Höheren Oberen in Fockenfeld versammelt waren, tranken ein Glas Sekt zu Ehren dieses freundlichen und begabten Mitbruders und überreichten ihm ein Geschenk, das hoffentlich symbolisieren kann, wie er viele künftige Tage verbringen wird: einen Waterford Golfer aus Kristall, wie er gerade den Schläger schwingt! P. John, eine dankbare Kongregation sagt dir: "Danke!"

P. Rainer Vorsmann, der bis jetzt Assistent des Generalökonoms gewesen ist, hat die Aufgabe des Generalökonoms übernommen. Als Provinzialrat, Provinzökonom der Deutschen Provinz sowie als Pfarrer von drei Gemeinden hat P. Rainer bereits viel zu tun. Aber er beweist, dass der alte Spruch immer noch gilt: "Wenn du willst, dass etwas getan wird, übertrage es einem viel beschäftigten Mann!" Dasselbe kann von seinem neuen Assistenten, P. John Crossin, gesagt werden. Als bekannter Moraltheologe und Autor ist P. John auch für seine Hausgemeinschaft zuständig und der Amtsführende Leiter des Theologischen Konsortiums Washington. Deshalb fügt auch er seinem bereits vollen Korb eine neue Aufgabe hinzu.

Ich danke diesen Oblaten, dass sie aus Liebe zur Kongregation ihre neuen Aufgaben übernommen haben. Ich weiß, dass sie mit der brüderlichen Unterstützung und mit dem Gebet all ihrer Oblatenmitbrüder rechnen können.

 

                                           Einladung der Missionsprokuratoren

Als Reaktion auf die Weisung Nr. 2 des 17. Generalkapitels sind die Missionsprokuratoren der Kongregation zum Treffen der Höheren Oberen im Jahr 2002 eingeladen worden. Die Kongregation schuldet diesen hingebungsvollen Oblaten und auch jenen Mitbrüdern, die sie unterstützen, ein großes Maß an Dankbarkeit. Viele Jahre arbeiten sie unermüdlich und auf vielerlei Weise, um Mittel für unsere Missionen aufzubringen.

Gott sei Dank sind Berufungen in vielen unserer Missionen gegenwärtig im Zunehmen begriffen. Das bedeutet natürlich, dass die Kosten steigen werden, um für dieses willkommene Wachstum auch entsprechend zu sorgen. Diese wachsenden Kosten entstehen allerdings genau zu der Zeit, da in vielen Teilen der Oblatenwelt unsere Zahlen abnehmen und als Folge davon auch unsere jährlichen Abgaben. In diesem Stadium eines Wachstums bei gleichzeitigem Rückgang wird sorgfältiges Planen noch wesentlicher. Ein wichtiges Thema für dieses Treffen wird deshalb die Planung sein, wie wir die unmittelbaren und langfristigen Bedürfnisse unserer Missionen unter diesen herausfordernden Umständen bewältigen können.

Zur besseren Vorebreitung dieses Treffens habe ich mit Zustimmung des Generalrates ein "Ad Hoc Komitee über Oblatenmissionen und den Chablais Fonds" ernannt. Seine Mitglieder sind: P. Konrad Esser, Missionsprokurator für die Österreichisch-Süddeutsche und die Deutsche Provinz, P. Josef Költringer, Generalmissionskoordinator, P. Joseph Morrissey, Provinzial der Wilmington-Philadelphia Provinz, und P. Rainer Vorsmann, Generalökonom. P. Morrissey hat freundlicherweise die Aufgabe des Vorsitzenden dieses Komitees übernommen.

Dieses Ad hoc Komitee wird einige Bereiche zu behandeln haben, und ein besonders wichtiger davon ist der Chablais Fonds. Unser langfristiges Ziel ist, diesen Fonds aufzubauen, so dass er in der Lage sein wird, für die zukünftigen finanziellen Bedürfnisse unserer Missionen aufzukommen - unabhängig von unserem Mitgliederstand. Dieses Komitee wird dem Treffen der Höheren Oberen einige gut überlegte und ausgearbeitete Vorschläge unterbreiten, mit denen dieses Ziel zu erreichen sein wird.

Ein anderer wichtiger Bereich ist das jährliche Budget für die neu errichtete Position des Generalmissionskoordinators. Um es noch einmal zu sagen: ein konkreter Vorschlag in diese Richtung wird den Höheren Oberen vorgelegt werden, damit diese darüber befinden und handeln.

Nur in dem Maß, als deren Daten genau sind, werden die Mitglieder dieses Komitees in der Lage sein, in diesen und ähnlichen Bereichen hilfreiche Vorschläge zu formulieren, die beim gemeinsamen Treffen zur Beratung herangezogen werden. Ich bitte deshalb alle Provinziale, Regionaloberen, Ökonome und Missionsprokuratoren, so viel als möglich zusammenzuarbeiten, wenn sie von P. Morrissey oder einem anderen Mitglied dieses Komitees kontaktiert werden, um Informationen und Daten zu liefern. Seid euch sicher, dass diese die Absicht haben, sich nicht in irgendeiner Weise einzumischen [?]. Sie besteht vielmehr darin, die nötigen Informationen zu sammeln, mit denen die Weisung des 17. Generalkapitels erfüllt werden kann, "die Natur und die Ziele des Chablais Fonds auf die Tagesordnung eines künftigen Jahrestreffens der Höheren Oberen zu setzen" und das neue Generalstatut dieses Kapitels über den Chablais Fonds umzusetzen. Generalstatut Nr. 37 beschreibt die Natur und den Zweck des Chablais Fonds und weist an, dass der Fonds "von den Prrovinzen gespeist wird, die jährlich einen Prozentanteil des Gelds, das von ihren Missionsprokuratoren gesammelt wird, dafür geben oder in Fällen, wo das nicht möglich ist, einen entsprechenden Beitrag aufbringen, der mit den Mitteln der Provinz zu schaffen ist. Aus Solidarität werden auch die Missionsgebiete und neue Gründungen, wenn auch auf symbolische Weise, etwas zum Chablais Fonds beitragen."

 

                                                                      Der Chablais Fonds

Ich freue mich, hier berichten zu können, dass einige Provinzen und Gemeinschaften sowie einzelne Oblaten, die eifrig helfen wollen, bereits spontan zum Chablais Fonds beigetragen haben. Die Österreichisch-Süddeutsche Provinz spendet zum Beispiel jährlich einen prozentuellen Teil ihrer Einkünfte. Eine kürzlich getroffene Entscheidung der Holländischen Provinz hat eine ähnliche Verpflichtung zum Inhalt. Die Schweizer Mitbrüder haben sich entschieden, einen Teil der Einkünfte aus dem erwarteten Verkauf eines ihrer Häuser beizutragen. Die Gemeinschaft von St. Karl in Monaco hat einen substantiellen Beitrag zum Fonds geleistet. Schließlich haben in letzter Zeit einzelne Oblaten aus den Provinzen Österreich-Süddeutschland, Italien und Wil­mington-Philadelphia sehr willkommene Beiträge gegeben.

Solch spontane Großzügigkeit spricht von einer echten Solidarität für die missionarische Aufgabe der Kongregation. Sie verweist außerdem, so glaube ich, auf eine Akzeptanz der Ziele des Chablais Fonds innerhalb der gesamten Kongregation.

Was mich in diesen letzten sieben Jahren meiner Zeit als Generaloberer besonders bewegt hat, ist Folgendes. Unsere Kongregation ist im Gegensatz zu älteren und größeren Orden der Kirche weder mit großem Reichtum noch mit vielen Besitztümern gesegnet. Wir haben, was wir brauchen, aber nur wenig Überfluss. Dennoch geben wir mit großzügigem Herzen - von unserer Zeit, unseren Talenten und unseren Mitteln - so wie die arme Witwe im Evangelium, die von Jesus selig gepriesen wird, "weil sie jeden Pfennig gab, den sie zum Leben brauchte" (Lk 21,4). Die vorher genannten Beispiele von spontaner finanzieller Unterstützung des Chablais Fonds sind nur ein weiterer Erweis der Großzügigkeit, die ich mittlerweile schon von meinen Mitbrüdern erwarte!

 

                                                               Andere Höhepunkte des

                                                       Treffens der Höheren Oberen

Jeder Provinzial und Regionalobere legte einen Bericht über die Situation seiner Provinz oder Region vor, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Umsetzung der Entscheidungen und Richtlinien des 17. Generalkapitels gelegt wurde. Wir erhielten einen Bericht über die Aktivitäten der Internationalen Kommission für Salesianische Studien und entschieden über die diesjährigen Subventionsvorschläge an die ICSS. Es ist erbauend zu sehen, dass in der gesamten Oblatenwelt so viel gute Arbeit für das Charisma getan wird. Der Generalökonom legte seinen jährlichen Bericht vor und beantwortete einige Anfragen. Der Generalprokurator erklärte den Prozess der Exklaustration und erläutere die Veränderungen der Generalstatuten auf Grund der Entscheidungen des letzten Generalkapitels und schon in Vorbereitung einer kompletten Überarbeitung der Generalstatuten durch das Generalkapitel 2006. Wir bekamen einen schriftlichen Bericht vom Archivisten über seine Arbeit an einer neuen Ausgabe der Kapitel und Vorträge des Gründers, ebenso über seine Pläne einer Studie über die Spiritualität von P. Brisson, beides mit der Aussicht, dass daraus wichtige Quellen für die Kongregation werden. Jeder Höhere Obere und außerdem P. Gore sowie P. Költringer trafen sich persönlich mit mir und dem Generalrat.

 

                                             P. Brisson als geistlicher Begleiter:

                                                                           eine Anmerkung

Mein 16. Rundbrief behandelte einen 1. Teil des Themas "Geistliche Wegweisung: Eine salesianische Perspektive". Ich habe in diesem Schreiben versprochen, dieses Thema in weiteren Ausgaben fortzusetzen, und ich werde das künftig auch in größerem Umfang tun. An dieser Stelle möchte ich nur kurz über die grundlegende Auffassung von geistlicher Begleitung, die unser Gründer hatte, schreiben. Meine Hauptquelle für diese Gedanken sind die Positio super virtutibus, S. 231, 267 f. und die Quellen, die dort angegeben werden.

Ein sicherer Weg, um festzustellen, ob eine Auffassung von geistlicher Begleitung einigen Wert hat, ist es, darauf zu schauen, ob der Betreffende jemals Heilige begleitet hat. Der hl. Franz war der geistliche Begleiter der hl. Johanna von Chantal, und P. Brisson war der geistliche Begleiter der hl. Léonie Aviat. Offenbar haben uns diese beiden Männer etwas Wichtiges über die Kunst von salesianischer Begleitung zu sagen.

In seinen Unterweisungen vom 4. Mai 1896 behandelt P. Brisson zwei grundlegende Auffassungen von geistlicher Begleitung, zwei fundamentale Methoden, mit denen man zur Seele, zum Verstehen, zum Herzen und zum Willen einer Person Zugang findet. Den ersten Weg nennt der die "Methode der Autorität", in der ein geistlicher Begleiter mit sich selbst beginnt, das heißt mit seiner Autorität, seinen Verdiensten oder seinem persönlichen Einfluss. Bei dieser Methode stellt sich einer über den anderen. Die zweite Methode, die P. Brisson auch selbst angewendet hat, ist die "Methode der Überzeugung". Bei dieser sucht der Begleiter nach genau dem richtigen Punkt innerhalb der Person (l' endroit propice), um Zugang zu seinem oder ihrem Geist und Willen zu gewinnen. Dieser Punkt ist natürlich für jede Person einzigartig. Aber es ist genau dieser Punkt und nicht wir selbst, was als Ausgangspunkt für die geistliche Begleitung der jeweiligen Person dient.

P. Brisson sagt uns, dass die "Methode der Überzeugung" in Jesus selbst ihren Ursprung hat, der seinen Zugang zu den Menschen in Abhängigkeit von der einzigartigen Persönlichkeit jedes Einzelnen verschieden ansetzte. Mit den Aposteln begann er zum Beispiel ganz langsam, weil sie "ursprünglich ganz wenig von dem erfassten", was es um ihn war. Mit der Zeit erweiterte sich ihr Verständnis allerdings unter dem Einfluss der Gnade. Schließlich waren sie imstande, die ganze Wahrheit von Jesus zu verstehen. Jesus begann, wo jeder von ihnen zu beginnen imstande war und behandelte sie geduldig, während die Gnade schrittweise an ihnen wirkte, um sie schließlich zu den Pfeilern des Glaubens und den Helden der Kirche zu machen, die sie am Ende waren. Überzeugung war auch die Methode des hl. Franz von Sales und muss deshalb "ebenso die unsere sein". Der wesentliche Anfangspunkt in dieser Methode ist eine Wertschätzung der Einzigartigkeit jeder Person in ihrem Charakter, ihrer Persönlichkeit und ihren Lebensumständen.

P. Brisson glaubte so wie Franz von Sales unerschütterlich an die göttliche Vorsehung. Deshalb kannst du immer, ganz gleich welche Umstände eine Person zu dir geführt haben, auf der Voraussetzung bauen, dass der Herr selbst diese Person genau zu dir gebracht hat, weil etwas in ihr in positiver Weise für das salesianische Charisma offen ist. Die eigene Erfahrung von P. Brisson hat diese Wahrheit für ihn deutlich gemacht. So bald die Leute, die er geführt hat, ein wenig über salesianische Spiritualität erfahren haben, "wurden sie ekstatisch, wahrhaft betroffen [?]." Sie sagten dann oft: "Das ist genau das, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe!"

Mehr als die Methode der Autorität erfordert die Methode der Überzeugung ein weites Maß an klugem Urteil, Vertrautheit mit verschiedenen Zugängen zu Menschen, eine große Fähigkeit und eine echte Tugend, um sich fruchtbar im Dienst der geistlichen Führung und der Unterscheidung der Geister zu engagieren.

An dieser Stelle seiner Unterweisung sagt P. Brisson, dass genau diese Methode der Überzeugung seinen Zugang zu den jungen Arbeitermädchen geleitet hat, für die er einen großen Teil seines apostolischen Lebens unermüdlich gearbeitet hat. Mit ihnen kann man nie in einer autoritären Weise umgehen. Es kann kein Versuch unternommen werden, sie in eine "rigoros disziplinierte Armee" umzuwandeln. Nein, man gewinnt ihre Herzen und ihr Gewissen eher durch sanfte Überzeugung, niemals durch Gewalt. "Diese jungen Arbeitermädchen müssen ein Heim finden, eine christliche Familie, wo sich ihr Gewissen entwickelt und wo Schritt für Schritt ein Sinn für Verantwortung gebildet wird. Diese wird zu ihrem sichersten Schutz", wenn sie uns verlassen.

Zum Abschluss seiner Gedanken versichert er seinen Mitbrüdern, dass diese Methode der Überzeugung in all ihren apostolischen Aufgaben hilfreich sein wird, im Klassenzimmer, in der Pfarre, in den Missionen - "mit all denen, die Gott zu uns senden wird. ... Es ist die erprobte und wahre Methode, Seelen zu Gott zu führen."

 

                                                    Franz von Sales-Jubiläen 2002

Im nächsten Jahr 2002 wird das 400-Jahr-Jubliäum der Bischofsweihe unseres Patrons (8. Dezember 1602) und das 125-jährige Jubiläum seiner Ernennung zum Kirchenlehrer (19. Juli 1877) sowie der Titelverleihung als Doktor der Gottesliebe (16. November 1877) sein. Zusätzlich zur Feierlichkeit unserer eigenen Feste im Jahr 2002 mag diese Information auch hilfreich sein für diverse Werbeaktivitäten im Laufe des Jahres 2002.

 

                                                                              Mein Kalender

Das genau Datum steht zwar noch nicht fest, aber in den Monaten von September bis Dezember werde ich den Mitbrüdern der Keimoes-Upington Region einen Besuch abstatten. So wie viele von euch werde ich zur erfreulichen Feier der Heiligsprechung von Mutter Aviat am 25. November in Rom sein. Ich werde in der darauf folgenden Woche auch an den Feierlichkeiten in Perugia und Troyes teilnehmen, die anlässlich der Heiligsprechung abgehalten werden. Das Treffen des Generalrates wird von 3.-6. Januar in Eesterust (Pretoria) in Südafrika stattfinden.

 

Bald werden wir den Tag der Gründer feiern. Möge das ein Augenblick stiller Dankbarkeit für alle jene sein, deren Mut und Glaube unsere Kongregation, die jeweilige Provinz, die Gemeinschaft oder das Apostolat, in dem wir arbeiten, zur ihrer Entstehung gebracht haben.

 

                                                          In brüderlicher Verbundenheit

                                                           durch unseren heiligen Patron

                                                   und unsere heiligmäßigen Gründer,

 

 

                                                                      Lewis S. Fiorelli, OSFS

                                                                                 Generaloberer

 

D S B