Es lebe Jesus!
16. Rundbrief des Generaloberen Februar
Lewis S.
Fiorelli, OSFS 2001
Geistliche
Wegweisung:
Eine
salesianische Perspektive
Teil
I
In
der Vergangenheit haben sich einige Ausgaben dieses Rundbriefes mit Themen aus
der salesianischen Spiritualität beschäftigt. Ich durfte mich über eure
anerkennenden Kommentare zu diesen Schriften freuen. Einige von euch haben
sogar Vorschläge für zukünftige Themenstellungen eingebracht. Ein Thema, das
häufig genannt wird, ist die "Salesianische geistliche Wegweisung".
In diesem Rundbrief kann ich glücklicherweise mit der Behandlung dieses Themas
beginnen, und ich werde sie in der nächsten Ausgabe fortsetzen.
Es
ist nicht schwer, die Ursprünge dieses wichtigen Themas im Leben und Dienst
unseres heiligen Patrons zu lokalisieren. Sie beruhen, so glaube ich,
hauptsächlich auf dem grundlegenden Einfluss, den die Gesellschaft Jesu in
seiner Ausbildung und geistlichen Formung gespielt hat. Unter deren Einfluss
begann der junge Franz die wichtige Rolle zu schätzen, die der Orden in der
Neubelebung der geistlichen Begleitung eingenommen hatte, und deren berühmt
gewordenen Schwerpunkt von der Unterscheidung der Geister. In deren Händen war
dieser Dienst zu einem bedeutsamen Werkzeug in der Reaktion der Kirche auf die
Reformation geworden.
Aufgrund
dieser lange währenden Prägung durch jesuitische Ausbildung war es nur
natürlich, dass für Franz nach seiner Priesterweihe die geistliche Begleitung
von Männern und Frauen jedes Lebensstandes zu einem weiten Feld seines
apostolischen Eifers werden sollte. Als geistlicher Begleiter respektierte er
die primäre Rolle des Hl. Geistes in der Lebensbegleitung jeder Person, und er
schätzte die einzigartige Würde und unveräußerliche Freiheit jedes Individuums
zutiefst. Das waren tatsächlich wichtige Eigenschaften seines Verständnisses
von geistlicher Begleitung, die ihn dazu führten, die Überzeugungskraft und
niemals den Zwang einzusetzen, um Herzen für Gott zu gewinnen. Dass er als
geistlicher Begleiter erfolgreich war, ist klar. Man denke nur an Johanna
Franziska von Chantal. Aber es gab auch viele andere Männer und Frauen jeden
Lebensstandes und jeder sozialen Schicht, die zu ihm zur geistlichen Begleitung
kamen und die daraus auf unzählbare Weise profitierten.[1]
"Der
allerwichtigste Rat"
Auf
den allerersten Seiten seiner Einführung in das gottgefällige Leben (1.
Teil, Kap. 4) gibt er Philothea "den allerwichtigsten Rat". Er sagt
ihr, sie solle inständig um den "einen unter Zehntausend" beten,
einen geistlichen Begleiter nach dem Herzen Gottes. Wenn sie diesen einmal
gefunden hat, so soll sie ihn als einen Engel betrachten, der ihr von Gott
selbst gesandt worden ist. Ihr Herz soll gegenüber ihrem Begleiter wie ein
offenes Buch sein, und sie soll seine Ratschläge treu befolgen. Dieser
"eine unter Zehntausend" muss, so verlangt Franz von Sales,
"voll von Liebe, Wissen und Klugheit" sein. Er warnt, dass beim
Fehlen einer dieser Qualitäten Gefahr gegeben ist.
Für
jeden Christen ist das doppelte Gebot der Liebe von größter Bedeutung. Daher
ist die Unerlässlichkeit der Liebe für einen geistlichen Begleiter klar. Was
die Notwendigkeit betrifft, dass der Begleiter gebildet sein müsse, so
wiederholt Franz die berühmte Forderung dieser Eigenschaft für einen
geistlichen Begleiter, die von der hl. Theresa von Avila stammt. Sie war allzu vertraut
mit der Verwirrung und dem Schaden, den ein unwissender und oftmals
abergläubischer Klerus während der Jahre vor der Reformation angerichtet hatte.
Sie wollte nichts davon bei denen finden, die sie oder andere auf den Wegen zu
Gott begleiten sollten.
Aber
warum reiht Franz von Sales die Klugheit neben die Liebe und die Intelligenz?
Ich nenne die Klugheit gerne "geistlichen Hausverstand". Sie befähigt
den geistlichen Begleiter, die allgemeinen Grundsätze des christlichen Glaubens
und seiner Praxis auf die besonderen Umstände und geistlichen Bedürfnisse der
jeweiligen Person hier und jetzt anzuwenden. Wenn man in der glücklichen Lage
ist, von einem Begleiter geführt zu werden, der mit Hausverstand ausgerüstet
ist, dann geht man sicheren Fußes, und zwar sogar in der oft dünnen Atmosphäre
des geistlichen Lebens. Wenn diese Eigenschaft allerdings fehlt, bleibt man oft
unfähig, Gottes Willen mit Ausgeglichenheit und Gewissheit zu vernehmen und zu
beachten.
Es
ist zu beachten, dass Franz, als er seinen Rat auf den ersten Seiten der Einführung
erteilt, sich immer noch mit den schlimmen Wunden beschäftigt, die der
geistlichen Seele von Johanna Franziska von Chantal zugefügt worden waren,
deren erster Begleiter notorisch unklug gewesen war. Deshalb war er so entschlossen,
die aufregende aber oft ungewisse geistliche Reise nur den Händen von Leuten
anzuvertrauen, die klug, ausgeglichen und sowohl mit gutem Urteil als auch mit
gesundem Hausverstand ausgerüstet sind.
"Einen
unter Zehntausend"
Als
1609 die Einführung publiziert wurde, gab es nur ganz wenige Seminare
für die Priesterausbildung. Das führte oft zu einem mangelhaft ausgebildeten
Klerus, unter dem Unwissenheit und Aberglaube gängig waren. Diese Situation war
offenbar schädlich für die Leute, denen dieser Klerus dienen sollte. Bischöfe
taten oft alles, was sie konnten, um diese Situation zu bereinigen. Franz von
Sales schrieb zum Beispiel seine bekannten "Ratschläge für
Beichtväter", um seine Priester in ihrer Ausbildung zum Beichthören zu unterstützen.
Er traf sich außerdem oft mit den Klerikern seiner Diözese, um eine
theologische Frage tiefgreifend zu erörtern oder mit ihnen einen Aspekt der
pastoralen Praxis zu besprechen. Auf dem Hintergrund des bedauerlichen Zustands
der Vorbereitung und Ausbildung des Klerus in seiner Zeit ist der Rat, den
Franz an Philothea gibt, als geistlichen Begleiter "einen unter
Zehntausend" auszuwählen, verständlich. Leider ist er aber auch
unvorteilhaft.
Diese
paar Worte hatten unglücklicherweise zur Folge, dass sie viele, die durchaus
zur geistlichen Begleitung fähig wären, vor der Ausübung dieses wichtigen
Dienstes abschreckten. Viele Oblaten haben mir das im Laufe der Jahre gesagt.
Das ist wirklich schade, besonders für uns als Oblaten, die wir auf Grund
unseres Charismas eigentlich Vorreiter in diesem Dienst sein sollten.
Seminaristen sind heute viel besser ausgebildet und gründlicher trainiert als
zu jener Zeit, in der diese Worte verfasst worden sind. Ergänzend dazu haben
wir Oblaten im Allgemeinen eine sehr gute Fundierung in unserer Spiritualität,
nicht nur aus deren formalem Studium sondern auch durch unsere persönliche
Erfahrung mit geistlicher Begleitung, häufigen Predigten, Hauskapiteln,
geistlicher Lesung und so fort. Wenn dich daher jemand bittet, sein geistlicher
Begleiter zu werden, solltest du davon ausgehen, dass du fähig bist, diesen
Dienst zu übernehmen, außer es bestehen klare Hinweise auf das Gegenteil. Um
weitere Objektivität in dieser Frage der Befähigung für diesen Dienst zu
erhalten, rate ich, deinen eigenen geistlichen Begleiter zu fragen, der dich
wahrscheinlich sehr gut kennt.[2]
Was
ist geistliche Begleitung
eigentlich?
Ich
habe viele Jahre einen Kurs mit dem Titel Salesianische geistliche
Begleitung gehalten. Blankes Erstaunen folgte oft auf eine der ersten
Fragen, die ich stellte: "Was ist geistliche Begleitung?" Die meisten
meiner Studenten hatten geistliche Begleitung erfahren, einige von ihnen schon
viele Jahre. Manche von ihnen wirkten sogar selbst als geistliche Begleiter.
Dennoch fehlte ihnen oft eine ausreichende Definition. Das war nicht
überraschend, denn es gibt wahrscheinlich so viele Definitionen wie Namen für
die Kunst, die ich "geistliche Wegweisung" nenne. Manche nennen sie
lieber geistliche "Führung" oder "Begleitung" oder
"geistliche Freundschaft" oder geben ihr sonst einen Namen. Manche
lehnen strikt jede Benennung von menschlicher "Wegweisung" ab, wenn
sie von der Dynamik der Gnade sprechen. Und was heißt "geistlich" in
der "geistlichen Wegweisung"? Ist nicht die ganze Person eingebunden,
der Körper, die Seele, die Persönlichkeit, das Temperament, die Lebensumstände
und so weiter?
In
ihrem Zeugnis beim Seligsprechungsprozess ihres Freundes und Begleiters gab die
hl. Johanna Franziska einige sehr hilfreiche Hinweise, wie Franz von Sales die
geistliche Begleitung verstand. Am 27. August 1627 bezeugte sie zum Beispiel,
dass sie "bemerkte, wie er [in der geistlichen Begleitung] der Seele
gänzliche Freiheit lassen wollte, so dass der Geist sie führen konnte, während
er hinten nachging. Ich weiß, dass das seine Art war, mich zu führen, und ich
habe dasselbe von anderen gehört."[3]
In einem Brief vom Dezember 1623 an Dom Jean de Saint-François schrieb sie,
dass Franz zu sagen pflegte: "Der richtige Weg, Gott zu dienen, ist,
seiner Führung zu folgen und nahe hinter ihm zu schreiten."[4]
In der frühesten Zeit ihrer geistlichen Freundschaft hatten Franz und Johanna
Franziska einen sehr ernsten Entscheidungsprozess unternommen, um heraus zu
finden, ob es Gottes Wille war, ihren geistlichen Begleiter zu verlassen und
sich der Begleitung des hl. Franz von Sales anzuvertrauen. Nachdem sie zur
Gewissheit gelangt waren, dass das wirklich Gottes Wille für sie beide war,
schrieb er ihr, dass er in einer so wichtigen Angelegenheit "nicht ihrem
Wunsch oder seiner Neigung folgen wollte, sondern nur Gott und seiner
Vorsehung."[5]
Aus
diesen Zitaten und vielen ähnlichen, die man anführen könnte, wird deutlich,
dass für Franz von Sales der prinzipielle Führer in der geistlichen
Wegweisung Gott selbst ist. Daher ist die hauptsächliche Aufgabe der
geistlichen Begleitung eine zweifache: dem Begleiteten zu helfen, dass er
Gottes Stimme vernehmen kann, und dann dieser Person zu helfen, den göttlichen
Willen zu beachten, der sich in dieser Stimme offenbart, und das nicht nur an
den Schlüsselstellen des Lebens wie Berufsentscheidungen und größeren
Herausforderungen, sondern auch - sogar besonders - in den sich ergebenden
Ereignissen und Umständen des gegenwärtigen Augenblicks. Jeder dieser Aspekte
soll nun kurz beleuchtet werden.
Die
Stimme Gottes kann in einer Vielzahl von Arten vernommen werden. Diese umfassen
die Hl. Schrift, die Lehre der Kirche, Predigten und die Eingebung (vgl. 8.
Buch der Abhandlung); sie umfassen außerdem die Offenbarung des
göttlichen Wohlgefallens, d.h. alles, was Gott in unserem Leben zu geschehen
erlaubt. Sein Wohlgefallen zeigt sich uns in den Ereignissen und Umständen
jedes gegenwärtigen Augenblicks (vgl. 9. Buch der Abhandlung).
Für
Franz ist es besonders wichtig, dass wir lernen, wie wir das göttliche Wort
hören können, wenn es in der Intimität des täglichen Gebetes zu uns spricht.
Das bedeutet weiterhin, dass es einen grundlegenden Teil der geistlichen
Begleitung nach der salesianischen Tradition ausmacht, jemandem das Beten
beizubringen (vgl. 6. und 7. Buch der Abhandlung). Im Gebet erfahren wir
die Freundschaft mit Gott und werden geneigt, sein Wort an uns zu hören und zu
beachten. Wir erwarten nicht, dass sich dieses Wort von der allgemeinen
Offenbarung unterscheidet, wie sie sich in der Hl. Schrift und in der Lehre der
Kirche manifestiert. Im Gebet lernen wir aber, wie Gott uns diese Offenbarung
direkt und persönlich mitteilt, "von Herz zu Herz", d.h. in der
Innigkeit der Freundschaft von liebender Vereinigung. Und sie wird dabei unter
den besonderen Lebensumständen des gegenwärtigen Augenblicks zu uns sprechen.
Das Gebet personalisiert und aktualisiert also den göttlichen Willen, während
sich das Leben entfaltet. Unser Begleiter wird uns nicht nur helfen, diese
Stimme zu hören, die oft inmitten des Lärms von gegenteiligen Stimmen ertönt,
sondern er wird uns auch anzunehmen oder zu erreichen helfen, was Gott von uns
will, oft trotz unserer Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder unseres
Widerstrebens.
Wie
notwendig ist die
geistliche
Begleitung?
Die
unmittelbare Antwort auf diese Frage der Notwendigkeit von geistlicher
Begleitung ist ziemlich leicht. Sie ist nicht heilsnotwendig. Andererseits
würde der Herr sie von allen seinen Nachfolgern verlangt haben. Nicht einmal
Franz von Sales besteht auf ihrer allgemeinen Notwendigkeit. In der Einführung
gibt er zwar Philothea auf eindringlichste Weise den Rat, sich einen
geistlichen Begleiter zu suchen und sich um geistliche Wegweisung zu kümmern,
aber er verlangt diese Praxis nicht von den Schwestern der Heimsuchung. Warum
dieser Unterschied? Er hatte das Gefühl, dass ein Leben des Gebetes, der
Sakramente und der Gemeinschaft zusammen mit der Führung, die durch die Regel
gegeben ist, Ordensleuten genügend Wegweisung für ihr Leben bietet. Er hatte
allerdings auch das Gefühl, dass die Philotheas dieser Welt oft in ihrer
Sehnsucht nach einem geistlichen Leben weithin auf sich selbst gestellt sind.
Häufig leben sie in Umfeldern, die feindlich oder gleichgültig gegenüber der
Religion und dem Streben nach geistlicher Vollkommenheit sind. Er gibt ihnen
daher den strengen Rat, geistliche Wegweisung zu suchen und sich Gruppen von
Gleichgesinnten zur Freundschaft und Unterstützung anzuschließen. Auf Grund des
Mangels an formaler Struktur in weiten Bereichen des heutigen Ordenslebens
wurde behauptet, dass sich wahrscheinlich viele Ordensleute selbst in
Situationen befinden, die zu jener der Philothea analog sind und deshalb den
Rat des hl. Franz von Sales beachten sollten, den er bezüglich der geistlichen
Begleitung gibt. Im Allgemeinen ist trotzdem die Standardantwort auf die Frage
nach der Notwendigkeit von geistlicher Begleitung immer noch die beste:
"Sie ist manchmal notwendig, aber immer hilfreich."
Das
erste Gebot
Franz
von Sales schrieb ein spirituelles Meisterwerk, die Abhandlung über die
Gottesliebe, um Christen zu unterweisen, wie in der Praxis das erste Gebot,
Gott vollkommen zu lieben, verwirklicht werden kann. In diesem Werk lehrt er,
dass die Vereinigung das Wesen der Liebe ist. Aus diesem Grund erklärt er in
einem umfangreichen Abschnitt, wie wir mit Gott sowohl im Gebet als auch im
Leben vereinigt werden können (Bücher 5-9).
Im
Gebet und in den Sakramenten ist die Vereinigung persönlich und unmittelbar.
Das ist bereits eine Erfahrung von Gottesliebe. Aber es gibt auch eine
Vereinigung des Willens, durch die Gott geliebt wird, und diese Vereinigung des
Willens muss in "Leben und Tat" übersetzt werden. Franz meint damit,
worum wir jedes Mal beten, wenn wir das Vaterunser sprechen: "Dein Wille
geschehe wie im Himmel so auf Erden". Die Gute Mutter liebte es, diese
Bitte auf folgende Weise zu personalisieren: "Möge dein Wille geschehen
wie im Himmel so auch in der Erde meines eigenen Herzens." In der
salesianischen Tradition wird diese Bitte des Vaterunser konkret dadurch
verwirklicht, dass wir - in Großherzigkeit und heiligem Gleichmut - tun oder
akzeptieren, was immer der Wille Gottes in jedem Augenblick des Lebens für uns
ist. So bald dieser Wille bekannt ist, gehen wir deshalb daran, ihn zu tun (8.
Buch) oder anzunehmen (9. Buch). Wenn wir in dieser Weise handeln, lieben wir
Gott und erfüllen das erste Gebot.[6]
Entscheidungsfindung
[engl.
discernment]
Aber
der springende Punkt ist: wie können wir wissen, was der Wille Gottes wirklich
ist? Schließlich sagt uns die lange Geschichte der geistlichen Begleitung, dass
der Engel der Finsternis häufig unter der Verkleidung eines Lichtengels
erscheint. Außerdem muss der "Engel der Finsternis" überhaupt nicht
der Böse selbst sein. Er kann ganz einfach in einem Wunschdenken von uns selbst
bestehen oder in einer persönlichen Vorliebe oder nur in einer Selbsttäuschung
oder auch in tausend anderen Dingen. Wer ist schließlich nicht in seinen
eigenen Dingen blind? Diese Blindheit ist genau der Grund, warum uns die
Tradition der geistlichen Begleitung sagt, dass "jeder, der sich selbst
zum Begleiter macht, einen Narren als Führer hat!"
Objektivität
ist immer notwendig. Ein geistlicher Begleiter kann dazu verhelfen. Aber häufig
ist ebenso eine Entscheidungsfindung notwendig. Dabei kann uns ein Begleiter
entscheidend helfen, indem er uns unterstützt, so viel Sicherheit als möglich
zu erlangen, dass es Gottes Wort ist, das wir im Gebet vernehmen, oder
sein Wille, der sich uns in einer besonderen Lebenssituation oder in einer
Reihe von Umständen offenbart. Oft wird daher geistliche Begleitung in einem
Prozess der Entscheidungsfindung involviert sein, weshalb Franz von Sales
dieses Thema an einigen Stellen behandelt, von denen sich die bekannteste im 8.
Buch der Abhandlung, Kap. 11 - 14, befindet.[7]
In
einer weiteren Ausgabe dieses Rundbriefes werden wir uns seine Behandlung der
Entscheidungsfindung ansehen so wie auch andere Aspekte der salesianischen
geistlichen Wegweisung.
Neues
zum Seligsprechungsprozess
von
unserem Gründer P. Brisson
Ich
werde häufig nach dem Status der Seligsprechungsprozesse für die Gute Mutter
und P. Brisson gefragt. Ich freue mich, diese Frage hier in diesem Rundbrief
ansprechen zu können.
Als
Erstes ist zu erwähnen: Vor einigen Jahren haben sich die Leitungen beider
Oblaten-Kongregationen geeinigt, dass wir nach einem erfolgreichen Abschluss
des Seligsprechungsprozesses für Mutter Aviat uns um den Seligsprechungsprozess
für unseren gemeinsamen Gründer P. Brisson bemühen werden. Wenn der Prozess für
P. Brisson seinem zu erhoffenden Ende nahen wird, werden wir Oblaten dem
Seligsprechungsprozess für die Gute Mutter jene Aufmerksamkeit widmen, die
dieser so sehr verdient.
P.
Emilio Testa ist der Postulator des Seligsprechungsprozesses für P. Brisson.
Vor ein paar Monaten habe ich ihn gebeten, die Geschichte dieses Vorgangs von
dessen Anfängen bis zu seinem gegenwärtigen Stand in groben Zügen zu
beschreiben. Ich bin dankbar für seinen gut gemachten Bericht und freue mich,
ihn euch hier mitteilen zu können.
Der
Seligsprechungsprozess für P. Brisson wurde erstmalig gemäß den Vorschriften
des Kirchenrechts von 1917 eingeleitet, das als ersten Schritt in jedem solchen
Vorgang den Informativprozess verlangte, der in jener Diözese
durchzuführen sei, in welcher der Diener Gottes verstorben war, somit für P.
Brisson in der Diözese von Troyes.
Das
summarium des Informativprozesses musste dann der Ritenkongregation
vorgelegt werden, die zu jener Zeit auch die Funktionen der Kongregation für
die Heiligsprechungsprozesse wahrnahm. Wenn nach der Prüfung des summarium die
Ritenkongregation irgendwelche Feststellungen (animadversiones) zu
machen hatte, mussten diese von jenen, die den Informativprozess durchgeführt
hatten, erwidert werden. Wenn diese Antworten als ausreichend beurteilt wurden,
wurde der Prozess formell in Rom eingeleitet.
Der
Informativprozess für die Seligsprechung von P. Brisson fand von 1938 bis 1949
in Troyes statt. Am 29. Januar 1963 legte Msgr. Stella, der damals zuständige
Kirchenrechtler die Ergebnisse des Informativprozesses mit der Hoffnung, dass
der Prozess formell eingeleitet würde, in Rom vor.
Leider
war das nicht der Fall. Sechs Monate später, am 4. August 1962, hatte Msgr.
Morlot, der Vorsitzende des Diözesangerichts in der Diözese Troyes, eine 888
Seiten lange Schrift nach Rom geschickt, die vom Ordinariatskanzler am 10.
Oktober 1962 unterschrieben worden war. In dieser Schrift hatte Msgr. Morlot in
zeitlicher Abfolge eine ganze Serie von Dokumenten gesammelt, kommentiert und
vorgelegt, um die heroischen Tugenden von P. Brisson in Frage zu stellen. Die
Dokumentation endete mit einem Anhang einer Summa vitiorum von
beträchtlicher Ernsthaftigkeit.
Es
wurde dann ein weiterer Prozess notwendig, um P. Brisson gegen diese
ungerechten Anklagen zu verteidigen. Dieser Prozess fand in Troyes vom 8. Juli
1963 bis zum 13. Januar 1964 statt. Msgr. Salvatore Vitale, der neue, für den
Prozess zuständige Kirchenrechtler, legte der römischen Kongregation das Summarium
Defensioni additum vor, und am 28. August 1970 veröffentlichte P. P. Stano
OFM, der Generalprokurator für Glaubensfragen, die Animadversiones. Zehn
Jahre später, am 19. März 1980, legte Msgr. Vitale die formelle Erwiderung zu
den Animadversiones vor.
An
dieser Stelle kam der Prozess einige Jahre lang zu einem praktischen Stillstand. P. Domenico Balducelli OSFS, damals
Postulator des Prozesses, starb am 16. Mai 1969. P. David Agostini OSFS, der
ihm als Postulator nachfolgte, starb am 8. Februar 1983. P. Marcel Martin, der
am 28. Februar 1983 zum Postulator ernannt wurde, starb 1990.
In
der Zwischenzeit promulgierte Papst Johannes Paul II die Apotostolische
Konstitution Divinus perfectionis Magister, die eine neue Fassung des
Heiligsprechungsprozesses beinhaltete und eine Umstrukturierung des zuständigen
Dikasteriums mit sich brachte. Im Abschnitt III wurden nur die grundlegenden
Schritte für den Prozess dargelegt, während eine detailliertere Beschreibung
der zu befolgenden Vorgangsweise in einer internen Regelung durch die
Kongregation für Heiligsprechungsprozesse enthalten war, die etwas später im
selben Jahr promulgiert wurde.
Artikel
34 dieser internen Regelung der Kongregation legt Folgendes fest:
Fälle,
in denen einen Positio super introductio causae verfasst aber nicht
diskutiert wurde, werden durch einen Konsultor geprüft werden, um Lücken
festzustellen und die entsprechenden Untersuchungen anzuregen.
Man
wird nicht gleich zur introductio causae schreiten, aber nachdem alle
ergänzenden Ansuchen gestellt wurden, wird unter der Anleitung eines Relators
mit der Positio super virtutibus fortgefahren.
Kurz
gesagt, es gab nun im Seligsprechungsprozess für P. Brisson eine neue
Vorgangsweise, die zu befolgen war und die sich von der früheren, die gemäß dem
Kirchenrecht von 1917 verlief, unterschied. Am 20. April 1990 wurde P. Emilio
Testa OSFS zum Postulator für die Prozesse von Mutter Aviat und P. Brisson
ernannt. Von 1991 bis 1998 leistete P. Beaudoin OMI die Arbeit der
Zusammenstellung und des Studiums der schriftlichen Quellen entsprechend der
wissenschaftlich-kritischen Methode, die nun von der Apostolischen Konstitution
Divinus perfectionis Magister als ein integrierender und wesentlicher
Bestandteil der Positio super introductio causae verlangt wird. Das
meisterhafte Ergebnis der außergewöhnlichen Bemühungen von P. Beaudoin ist uns
allen vertraut. Seine gewaltige und sehr beeindruckende Arbeit ist nun
vollständig. Sie wartet nun einfach auf die formale Behandlung durch die
Kongregation für Heiligsprechungsprozesse.
Aber
die Wartezeit dafür könnte sich in die Länge ziehen! Es gibt etwa 500 andere
Dokumente, die der üblichen Reihenfolge nach behandelt werden sollen und die
vor dem von P. Brisson liegen! P. Testa wird als Postulator weiterhin alles
Menschenmögliche tun, um den Prozess zu beschleunigen. Aber es ist
wahrscheinlich, dass die Entscheidung des Hl. Stuhls in dieser Angelegenheit
noch Jahre dauern wird.
Wenn
ich nun diese Darlegung des momentanen Standes der Seligsprechung unseres
Gründes abschließe, möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, um P. Testa
öffentlich für alles zu danken, was er als Postulator für beide Fälle getan hat
- und noch weiterhin tun wird. Wir feiern seinen beachtlichen und ziemlich
schnellen Erfolg im Fall von Mutter Aviat und versprechen ihm unsere
Unterstützung im Gebet, wenn er nun weiterhin eifrig an dem von P. Brisson
weiter arbeitet.
Ich
wiederhole hier die Bitte, die ich schon oft ausgesprochen habe: dass jeder
Oblate täglich für die Seligsprechung von P. Brisson beten soll und dazu das
Gebet spricht, das von beiden Oblaten-Kongregationen verwendet wird. P. Brisson
war in jeder Hinsicht ein bemerkenswerter Mensch. Sein eifriger priesterlicher
Dienst bereitete einen bedeutsamen Weg für die katholische soziale Aktion. Sein
Leben und seine Taten müssen mehr bekannt und höher geschätzt werden, sogar
unter uns. Der Fortschritt seiner Seligsprechung, für die wir beten, wird dazu
helfen, das Alles zu erreichen.
Gebet
für die Seligsprechung
von
P. Alois Brisson OSFS
Guter
Gott, wir bitten dich, sei der Familie der Oblatinnen und der Oblaten des hl.
Franz von Sales nahe und schütze sie. Sie ist der Weinstock, den deine mächtige
Hand durch das Werk deines Dieners Alois Brisson gepflanzt hat. Lass diese
Familie zur Ehre deines Namens in deiner Liebe wachsen und gewähre ihr zur
Freude der ganzen Kirche die Anerkennung des unermüdlichen Eifers ihres
Gründers für das Evangelium und seines heldenhaften Mutes inmitten von
Prüfungen. Amen.
Visitationen
und ein Begräbnis
Das
letzte Jahr war ziemlich gefüllt mit kanonischen Visitationen und anderen
Besuchen.
Im
Oktober 2000 hielt ich die kanonische Visitation der beiden südafrikanischen
Regionen Keimoes-Upington und Keetmanshoop. Weniger als drei Wochen nach meiner
Abreise von Namibia musste ich wieder dorthin reisen, um am Begräbnis von P.
Ludger Holling teilzunehmen, der während der Visitation gewählt worden war, um
P. Willem Christiaans als Regionaloberer nachzufolgen.
Wegen
seines unerwarteten Todes war beim Begräbnis von P. Holling eine ergreifende
Trauer zu spüren. Es war auch ein Augenblick großer Gnade. Ich werde immer die
berührenden Erweise der Liebe seitens so vieler Menschen in Erinnerung
behalten, denen P. Holling so gut und durch so viele Jahre gedient hatte.
Bischof Antonio Chiminello, sein Freund, Kollege und Mitbruder, leitete die
Feier mit Anmut und Würde, und P. Christiaans hielt eine beeindruckende, schöne
und leidenschaftliche Predigt.
Ich
glaube nicht, dass ich jemals die Beerdigung selbst vergessen werde. Sie war so
verschieden von allem mir Gewohnten. Die gesamte Gottesdienstgemeinde
begleitete den Sarg zur Begräbnisstelle, und dort wurde der übliche Ritus
vollzogen. Dann legte jede Person, eine nach der anderen, frische Erde in das
Grab. Das dauerte mehr als eine halbe Stunde unter der sengenden Hitze der
sommerlichen Sonne. Musik spielte, während die Leute leise sangen. Viele
weinten. Am Ende wurde das Grab, das nun ein kleiner Hügel von frischer Erde
war, mit blühenden Blumen geschmückt und mit einem simplen Holzkreuz, dem
Zeichen des Sieges Christi über den Tod und der Hoffnung jedes Christen,
gekrönt. Eine längere Zeit der Stille bildete das Ende des Begräbnisses, nach
dem die gesamte Versammlung traurig, aber durch die Hoffnung auf die
Auferstehung getröstet über den Hügel hinauf zum Pfarrsaal ging. Dort nahmen
sie ein schlichtes Mahl zu sich und gedachten eines Lebens, das nach
menschlichem Ermessen zwar kurz war, aber erfüllt nach den Maßstäben Gottes.
Sein ganzes Leben hindurch hat P. Ludger als Missionar in Namibia gewirkt und
Menschen gedient, die zu den Ärmsten von Gottes geliebtem Volk gehören.
Als
ich gemeinsam mit den anderen beim Grab von P. Holling stand, dachte ich auch
an die vielen anderen Oblaten, die seit unserer Gründung in gleicher Weise ihr
Leben auf so vielfache Weise und an so vielen Orten der Oblatenwelt großherzig
gelebt haben. Alle von euch, die ihr nun diesen Brief lest, leben nun
sicherlich ein ähnliches Leben. Allen von euch möchte ich sagen: wenn auch die
Leute, denen ihr dient, und die Mitbrüder, mit denen ihr lebt, es nicht immer
in Worten ausdrücken werden, so schätzen sie doch euren leidenschaftlichen
Dienst und euer Leben stiller Treue zutiefst. Sie sind Gott für euch dankbar!
Ragazzi
Nuovi
Nach
dem Treffen mit dem Generalrat, das in der ersten Woche des Januar in Rom
stattfand, hielt ich die kanonische Visitation der Italienischen Provinz.
Unsere Mitbrüder dort leisten, so wie überall in der Welt, einen großartigen
Dienst in vielen verschiedenen Bereichen. Ich möchte hier nur ein viel
versprechendes Apostolat erwähnen. Rund um Pomezia besteht eine Jugendbewegung,
genannt "Ragazzi Nuovi", "Neue Jugend". In einer lebhaften
Zusammenkunft mit etwa Hundert von ihnen erlebte ich - in Wort und Gesang -
ihre Begeisterung für diese Bewegung. Durch sie erfahren sie Hilfe, ihren
Glauben besser zu verstehen und voller zu leben, und das in Freundschaft mit
anderen jungen Leuten, die ebenso wie sie gläubig sind.
Viele
dieser jungen Leute brachten eine starke Sehnsucht zum Ausdruck, ihre
Verbundenheit mit uns Oblaten und mit unserem salesianischen Geist
fortzusetzen, wenn sie nun in ihr Erwachsenenalter treten. Diese Sehnsucht
wird, so glaube ich, einigen von ihnen den Weg weisen, den Kern von
Laienvereinigungen der Italienischen Provinz zu bilden. Ich habe außerdem die
starke Hoffnung, dass einige von ihnen auch dem Beispiel jener zwei jungen Männer
folgen werden, die zuerst Ragazzi Nuovi waren und nun Postulanten bei den
Oblaten geworden sind.
Wer
würde sich nicht über die Verheißung freuen, die sich hier manifestiert! Auf
viele Art ist diese Bewegung eine Fortsetzung des anerkannten Dienstes, den unser
Gründer den jungen Menschen von Troyes widmete.
Kommende
Visitationen
und
Tätigkeiten
Ich
schreibe diesen Brief etwa einen Monat vor der kanonischen Visitation der
zweitgrößten Provinz innerhalb der Kongregation, der
Österreichisch-Süddeutschen Provinz. Die Visitation wird zwischen 19. März und
4. April stattfinden, und ich freue mich schon darauf!
Ende
Mai und Anfang Juni habe ich vor, zusammen mit P. Mark Mealey unsere Mitbrüder
in Indien zu besuchen. P. Mealey wird die Professexerzitien in Samarpanaram
halten, während ich hoffentlich die Baustelle zu unserer zweiten Indischen
Niederlassung in Kerala besuchen kann.
Anfang
Juni werden die Exerzitien unserer Europäischen Mitbrüder in Albano sein. Diese
Exerzitien sind ein unmittelbare Ergebnis der Arbeit des Europäischen Rates,
der am Ende des Generalkapitels errichtet worden ist, um eine größere
Zusammenarbeit zwischen den Oblaten dieses Teiles der Welt zu fördern. Das ist
umgekehrt in Einklang mit der Weisung des 17. Generalkapitels an die Höheren
Oberen, "einen Prozess zu beginnen, um eine mögliche Umgruppierung von
Provinzen und Regionen anzugehen, die entweder historisch, kulturell oder
geografisch nahe zusammen liegen." Ich habe mich gefreut, als ich von
gemeinsamen Schritten der zwei Amerikanischen Provinzen wie auch der Deutschen
und der Österreichisch-Süddeutschen Provinz gehört habe. Ich bin mir sicher,
dass es auch noch andere solche Schritte gibt.
Die
Höheren Oberen der Kongregation werden sich dieses Jahr wieder in Fockenfeld
treffen, wobei Sonntag, der 29. Juli, als Ankunftstag gilt. Das Treffen wird am
Freitag, 3. August, zu Ende sein, wobei die Mitglieder des Generalrates noch
bis Samstag, 4. August, bleiben. Zu diesem Treffen sind auch die Novizenmeister
der Kongregation eingeladen. Alle von ihnen werden einen Bericht über Inhalt
und Methode des Noviziatsjahres vorlegen, über die Herausforderungen, denen sie
begegnen, und was sie brauchen, um in diesem wichtigsten von unseren internen
Diensten am effektivsten zu sein. Das wird der erste Schritt zur Erfüllung
einiger Weisungen und Pläne des 17. Generalkapitels hinsichtlich der Ausbildung
bei uns Oblaten sein.
Monaco:
Letzer Aufruf!
In
der Vergangenheit habe ich oft von unserer Personalnot für Monaco gesprochen.
Ich spreche diese Not nun mit größerer Dringlichkeit an. Die Amtszeit von P.
Cesare Penzo als Pfarrer geht auf Grund der diözesanen Richtlinien im September
2002 zu Ende. Ein Jahr zuvor, im September 2001, muss ich aus Gründen der
Gerechtigkeit das Fürstentum und die Erzdiözese informieren, ob wir in der Lage
sind, unsere Aufgabe in der Pfarre St. Karl über den September 2002 hinaus
weiterhin wahrzunehmen. Wenn das nicht der Fall ist, wird diese Mitteilung
ihnen ein volles Jahr Zeit lassen, um eine andere Lösung zu finden. Ich hoffe
sicher, dass wir in der Lage sein werden, unseren sehr wirksamen Dienst dort
fortzusetzen. Tatsächlich bin ich derzeit im Gespräch mit einem möglichen
Kandidaten als Pfarrer und sehe ebenso auch andere Möglichkeiten. Von jetzt bis
diesen September müssen weitere Pläne allerdings zu Ende gebracht werden. Das
ist somit der letzte Aufruf an die Mitglieder der Kongregation. Wenn du bereit
und in der Lage bist, die Aufgaben eines Pfarrers in einem
französisch-sprachigen städtischen Umfeld zu übernehmen, dann lass das bitte
mich oder deinen Provinzial wissen. Die ideale Situation würde darin bestehen,
die Pfarre mit mehreren Oblaten zu besetzen, von denen einige noch jung sind.
Abschließende
Gedanken
Wenn
ich nun an das Ende dieses Briefes komme, ist es nicht mehr lange bis zur
Fastenzeit. Wenn du diesen Brief in Übersetzung bekommen wirst, dürfte schon
die Osterzeit sein. Unsere jährliche Feier des Todes und der Auferstehung
Christi ruft uns diese Wahrheit in Erinnerung: Für jene, die glauben, ist das
letzte Wort nicht Sünde und Tod sondern Auferstehung, Leben und Gnade! Diese
Wahrheit ist nicht nur der Grund der christlichen Hoffnung, sie auch der
Grundstein, auf dem der frohe Optimismus unseres Patrons beruht. Möge dieser
auch das Leitmotiv im Leben jedes Oblaten sein!
In
brüderlicher Verbundenheit
durch
unseren heiligen Patron
und
unsere heiligmäßigen Gründer,
Lewis
S. Fiorelli, OSFS
Generaloberer
D S B
[1] vgl. Francis de Sales, Jane de Chantal: Letters of Spititual Direction (übs. von Péronne Marie Thibert, VHM; ausgewählt und eingeleitet von Wendy M. Wright und Joseph Power, OSFS) in der Reihe: The Classics of Western Spirituality (NY Paulist, 1988).
[2] In diesem Brief spreche ich zu meinen Mitbrüdern, deren Mehrzahl Priester sind oder sein werden. Ich bin mir voll bewusst, dass sich auch viele andere zum größten Nutzen der Kirche im Dienst der geistlichen Begleitung engagieren.
[3] St. Francis de Sales: A Testimony of St. Chantal, herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Elisabeth Stopp (Hyattsville, MD, 1967), S. 120.
[4] Ebda., S. 166.
[5] Brief vom 14 Oktober 1604. Vgl. Francis de Sales, Jane de Chantal: Letters of Spiritual Direction, S. 131.
[6] Es war die Absicht unseres Patrons, seine Abhandlung über das erste Gebot mit einer ähnlichen Abhandlung zum zweiten Gebot, der Liebe zum Nächsten, zu ergänzen: "Die Diskussion über die Nächstenliebe verlangt eine eigene Abhandlung" (10. Buch, Kap. 11).
[7] Vgl. seine frühe (1604) Behandlung der Entscheidungsfindung in OEA XXIII, 299-302: "Wie die Werke des Geistes Gottes von jenen des bösen Geistes zu unterscheiden sind". Eine Analyse dieser kurzen Schrift ist in der Dissertation von Jerome A. Gabis, "Die konvergierenden Rollen der geistlichen Begleitung und des Beichtdienstes bei Franz von Sales" (Gregorianische Universität, Rom, 1982) zu finden.